Koernchen schrieb:Ich neige auf immer wieder dazu, an so eine tragische Story zu denken, dass die Familie sterben musste um großes Leid von ihr selbst abzuwenden. Dagegen spricht aber leider, dass es ja noch eine (Stief-)Tochter gibt. Wenn Mutter und/oder Vater so - ich finde leider gerade nicht das richtige Wort - denken, dann hätten sie auch das weitere Familienmitglied doch wenigstens über einen Abschiedsbrief informiert.
"Mach dir keine Sorgen, für uns war es besser, hab ein glückliches Leben" sowas irgendwie
@KoernchenVerschiedene Menschen lösen ihre Probleme auf sehr verschiedene Weise.
Z.B. ist der Suizid (und erst der erweiterte Suizid) ein Lösungsversuch, den ja zum Glück nur
wenige gehen.
Finanzieller Ruin, unheilbare Krankheit, der Lebenspartner trennt sich: all das können Motive für einen Suizid sein.
Müssen aber nicht DER Ausweg sein, denn die meisten Menschen überleben Krisen.
Und der kleine Teil, der keinen Ausweg sieht und den Selbstmord wählt, tut das auch nicht NUR auf die eine Art.
Es werden Abschiedsbriefe geschrieben. Das stimmt.
Aber die sehen ganz verschieden aus. Es gibt Briefe, in denen sich der Mensch erklärt.
Es gibt Briefe, die eine reine Anklage sind.
Es gibt Briefe, die einen Hilferuf darstellen. Manchmal werden die Verzweifelten rechtzeitig gefunden und gerettet.
Manchmal kommt die Hilfe zu spät.
Und es gibt viele Fälle, in denen kein Brief hinterlassen wird.
In meinem Bekanntenkreis hat sich leider so ein Fall ereignet:
Der Sohn einer Bekannten hat sein Kind von der Kita abgeholt und zu seiner Mutter gebracht.
Das war normal und sie sagt, er wirkte normal. Er hat ihr gesagt, sie solle gut auf den Kleinen aufpassen.
Unmittelbar danach hat er sich das Leben genommen. Seine Mutter hatte ihm nichts angemerkt.
Und hier ist ja die große Frage: warum sollte Herr Sch. einen Abschiedsbrief hinterlassen, wenn er alles unternimmt,
mit samt seiner Familie spurlos zu verschwinden?
Eine Antwort wäre, dass die erwachsene Tochter in der Illusion weiterleben sollte, dass die Familie verreist ist.
Ich vermute, dass der Mann (tagelang?) dermaßen in einem finsteren Tunnel war, dass er an die Aussenwelt nicht gedacht hat.
Wer sich als wertlos und gescheitert fühlt, glaubt, dass er keine Lücke hinterlässt.
Lange Rede kurzer Sinn: Es gibt kein standardisiertes Schema.
In diesem Fall ist es ja wohl so, dass das Motiv geklärt wurde, aber im privaten Bereich liegt und darum nicht
veröffentlicht wird.
Damit muss man sich abfinden.
Ich wünschte, dass die Leichen von Frau und Tochter gefunden werden, damit sie bestattet werden können und
Hinterbliebene abschließen können.
So muss das unendlich schwer sein.