falstaff schrieb:Dem stimme ich allerdings voll zu - durch den Begriff wird ein Mörder moralisch aufgewertet, weil der Focus komplett auf seinen Suizid gelenkt wird. In erster Linie ist Marco aber ein Doppelmörder.
Kreuzbergerin schrieb:Das kann man bis jetzt nur vermuten.
Insofern sollte das korrekterweise anders formuliert werden.
Vermutlich ist Marco S. ein Doppelmörder.
Ich sehe das wie @Kreuzbergerin.
Es wurde bisher nicht ein Beweis erbracht, dass Marco S. seine Familie ermordet hat.
Der einzige Grund warum davon ausgegangen wird ist der, dass die kriminalistische Erfahrung zeigt, dass ein erweiterter Suizid das Szenario ist, dass
statistisch betrachtet am wahrscheinlichsten ist, nicht mehr und nicht weniger.
Auch wenn das ein berechtigter Grund ist dieses Szenario als
Möglichkeit zu behandeln (zumal die Auswahl an anderen Möglichkeiten ja auch begrenzt ist und alle Alternativen bescheuert erscheinen, allerdings auch nicht bescheuerter als die Annahme eines Familienvater der sich als kriminelles Genie entpuppt und es schafft seine Familie spurlos verschwinden zu lassen und zwar ohne vorher irgendwo verdächtig zu wirken und bei der Tatbegehung nicht einen einzigen verwertbaren Beweis zu hinterlassen und das obwohl er zwar "verschwinden" wollte, aber keinen Grund hatte mit der Tat an sich "davonzukommen.").
Würde dieser Mann noch leben und die Beweislage wäre identisch, dann wäre er durchaus tatverdächtig, aber die Unschuldsvermutung würde greifen und niemand dürfte ihn einen Mörder nennen.
Ist es wirklich so absurd diese Höflichkeit auch einem Toten zu erweisen? Haben die Hinterbliebenen nicht genug gelitten?
fl0ryan schrieb:Hätte das Mädchen nicht einen riesen Aufstand machen müssen wenn ihr Vater ihr erzählt das sie erst mal nicht mehr reiten kann?
Als der Fall "frisch" war und noch nach Mutter und Tochter bzw Sichtungen gesucht wurde, waren auch kleine Videos u.A. eines das Miriam mit einer Freundin zeigt Teil einiger Reportagen.
Natürlich kann man anhand solcher Schnipsel kein Persönlichkeitsprofil erstellen aber nimmt man die Berichte von Freunden und Familie hinzu ergibt sich von Miriam das Bild eine Kindes, das nicht zu der Sorte Kind gehört, dass leicht auf Krawall gebürstet ist.
Manche Kinder reagieren eher mit Wutanfällen, andere sind eher traurig und wie ein Kind, das zu Wutanfällen neigte wirkt Miriam nun in keiner Darstellung.
fl0ryan schrieb:Hätten sich ihre schulischen Leistungen verbessert hätte sie sicher wieder reiten dürfen...wieso dann solch ein Abschied ?
Wenn das wirklich der Grund war.
Reiten gehört zu den Hobbies, die ziemlich kostspielig sind und vielleicht war die Erklärung mit schulischen Leistungen lediglich die offizielle Version, muss ja nicht jeder wissen, dass man finnziell grade etwas in der Klemme steckt.
Das könnte auch erklären warum Miriam das Reitverbot akzeptiert hat, allen Berichten nach wirkt sie wie ein Kind, dem ihre Eltern solche Sachlagen durchaus begreiflich hätten machen können.
Dieser "Abschied" wirkt auf mich nicht wirklich schräg.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es ausgesprochen selten ist, wenn Reitschüler nur zu ihren Reitstunden auf dem Hof auftauchen, vorallem dann, wenn es ein Betrieb ist bei dem sie über längere Zeit geritten sind.
So ein Reiterhof wird da schnell zum "zweiten" Zuhause, grade auch in den Ferien. Nicht nur weil sich da Freundschaften ergeben, sondern grade Kinder denen kein eigenes Pferd vergönnt ist so auch das "drumherum" abdecken können.
Futter verteilen, Pferde auf die Weide bringen und wieder reinholen, bei der Arbeit von Hufschmied und Tierarzt zugucken, kleinere "Pflegedienste" wenn ein Pferd (insbesondere das Lieblingspferd) krank ist (Hustensaft verteilen).
Auf Reiterhöfen deren Kundenstamm zu einem erheblichen Anteil aus Kindern machen die eigentlichen Reitstunden oft den geringsten Anteil der Zeit aus, den die Kids auf dem Hof verbringen.
Für die Kinder ist das Spaß, für den Hof eine Hilfe und manchmal findet man auf diesem Weg auch Lösungen für Kinder die sich Reitstunden nicht wirklich leisten können ohne in den Bereich der "Kinderarbeit" zu fallen.
Wenn Miriam also nicht nur das Reiten aufgeben musste, sondern aus irgendwelchen Gründen auch ihre Freizeit nicht mehr auf dem Hof zubringen, dann ist es durchaus normal sich kurz zu verabschieden, einfach weil üblicher Weise eben nicht nur ein "Anbieter-Kunden-Verhältnis" besteht sondern es sich um einen Bereich des sozialen Umfeldes handelt und auch andere Kinder fragen werden wo sie ist und ob alles ok ist.
Schnüffelina schrieb:Und vor allem was kann so persönlich sein, dass es die Polizei nicht Preis gibt?
Naja, solche Fälle sind ja nicht zur Unterhaltung der Bevölkerung gedacht.
Informationen sollten eigentlich immer nur dann preisgegeben werden, wenn
- die Öffentlichkeit um Hilfe gebeten wird, weil Beobachtungen und Zeugenaussagen bei der Ermittlung hilfreich sein könnten
- eine Warnung der Öffentlichkeit vor irgendwas oder irgendwem sinnvoll ist
- etwas Teil eines gerichtlichen Urteils ist, "Im Namen des Volkes" usw
Aber hier wird mittlerweile angenommen, dass die beiden Vermissten nicht mehr leben und einziger Verdächtiger ist der verstorbene Vater/Ehemann.
Wenn es da nun also bei einer Ermittlung, die ja nach wie vor als "laufend" gelten dürfte Informationen gibt, deren Herausgabe an die Öffentlichkeit keinen der oben genannten Zwecke erfüllt, dann steht nicht nur die "laufende Ermittlung" sondern auch der Schutz der Privatsphäre Angehöriger und auch der Verstorbenen höher auf der Prioritätenliste als "das Füttern des Monsters" / die Befriedigung der Neugier Unbeteiligter.
Schnüffelina schrieb:Weiss die Tochter S. Von dem vermutung?
Davon ist doch mal auszugehen, denn sie dürfte ja zu dem Personenkreis gehören der am ehesten einschätzen kann wie bedeutsam dieser vermutete Faktor wirklich für ihre Eltern gewesen sein könnte.
(Ich weiß, dass sie nicht Marco S. leibliche Tochter ist, aber sie scheint auf diese Tatsache keinen Wert zu legen, eher im Gegenteil, sie hat noch nie einen Zweifel daran gelassen, dass er zwar oft eher "Freund" als "Vaterfigur" für sie war, aber es dieses "Halt, DU bist nur meine Stieftochter!" nie gegeben hat und sie auch in Miriam stets eine Schwester und keineswegs eine "Halbschwester" gesehen hat.
Sie ist ja vor einiger Zeit nochmal in einer Sondersendung von Aktenzeichen zu Gast gewesen und es handelt sich wirklich um eine ganz außergewöhnlich sympathische und angenehme Person.
Was ich auch interessant fand, dass sie nicht nur die Annahme eines anderen Gastes bestätigt hat, dass sie nach so langer Zeit irgendwann alle denkbaren und undenkbaren, alle möglichen und unmöglichen Szenarien bis zur "Ermüdung" in ihrem Kopf durchgespielt hat.
Sie scheint auch nach wie vor nicht wirklich komplett hinter der Annahme zu stehen, dass Marco S. hier der "Teufel" ist und Mutter und Schwester nur Opfer.
Ich weiß nicht mehr genau wie sie das formuliert hat, aber sie ist definitiv klug und realistisch genug um akzeptiert zu haben, dass Mutter und Schwester vermutlich nicht mehr leben.
Aber sie sagte eben auch, dass eine Version die sie im Kopf hat und mit der sie sich noch am ehesten erklären kann warum dieses Verschwinden so "perfekt", also ohne Verdachtsmomente vorher und bis auf das Auftauchen von Marcos Leichnam ohne jede Spur und Hinweis im Nachhinein abgelaufen sein könnte, durchaus auch den Gedanken beinhaltet, dass ihre Mutter an der Planung des ganzen beteiligt gewesen sein könnte.
Ich hatte den Eindruck, dass sie, um selbst ihr eigenes Leben weiterführen zu können, dabei gar nicht so sehr sagen will wer von beiden nun "der/die Böse" war, das hat sie, so scheint es (ich wünsche ihr sehr, dass das stimmt) hinter sich gelassen.
Es erscheint ihr (was ich verständlich finde) wohl einfach am ehesten realistisch, dass diese "perfekte Planung und Durchführung" vielleicht einfach nur deswegen in dieser Form möglich war, weil hier eben nicht ein Familienvater durchgeknallt ist und seine Familie ausgelöscht hat, sondern irgendetwas Marco und ihre Mutter dazu bewogen hat, das Verschwinden der Familie gemeinsam zu planen.
Und auch wenn es etwas off topic ist:
Was diese Frau u.A. so unglaublich sympathisch macht ist, dass sie eher nebenbei erwähnt hat, dass sie traurig war, als das Haus der Familie verkauft wurde, sie es sich aber einfach nicht leisten konnte es selbst zu erwerben und es irgendwie so der letzte "Verbindungspunkt" zu diesem Teil ihrer Familie war.
Da dachte ich schon "Was für eine sanft "Seele"".
Ich meine, manche Leute sind unglaublich dreist was das Bitten um Spenden wegen der dämlichsten Aktionen angeht.
Dafür, dass sie die Möglichkeit hat das Haus zu bekommen hätte sogar ich gespendet und ds kann ich nicht über viele Dinge sagen.
Kreuzbergerin schrieb:Außerdem war die seltsame Formulierung von Bärbel Schulze (Marcos Mutter) bei Aktenzeichen XY Spezial auffällig:
O-Ton Bärbel Schulze: „Miriam ist mir sehr ans Herz gewachsen.“
Eine leibliche Großmutter würde das mMn nicht so formulieren, schließlich ist es selbstverständlich dass eine Oma ihre Enkelin liebt.
Na, ich weiß nicht.
Selbst wenn Miriam nicht ihr leibliches Enkelkind gewesen wäre, war es ja trotzdem nicht so, dass Sylvia Miriam irgendwie mit in die Beziehung gebracht hätte.
Sie würde ja in dieser Beziehung geboren und war nach der Heirat auch ganz normal eheliches Kind, zumindest sind mir keine anders lautenden Berichte bekannt.
Die Formulierung ihrer Großmutter könnte auch einfach darauf hinweisen, dass der Kontakt in der Zeit als Miriam noch ein Baby bzw Kleinkind war aus irgendwelchen Gründen nicht so regelmäßig war, sodass ein engeres Verhältnis zwischen Großmutter und Enkelin eben erst später entstanden ist und eben nicht von Geburt an einfach so "da" war und dann gewachsen ist.
Das eine Oma ihre leiblichen Enkelkinder ganz selbstverständlich liebt hätte man meiner Großmutter ggf mal mitteilen sollen.
Die Memo hat sie offenbar nie erhalten.
falstaff schrieb:dann hätte er als nicht leiblicher Vater keinerlei Umgangsrecht mit Miriam gehabt.
Na ganz so einfach ist das wie
@Corydalis schreibt keinesfalls zumindest nicht, wenn er die Vaterschaft anerkannt hat und "bürokratisch" betrachtet all die Zeit lang Miriams Vater war.
Wäre er nicht Miriams Vater und hätte das gerade erst erfahren, während Miriams Mutter das all die Zeit gewusst hat, dann wäre er derjenige, der in einem gewissen Zeitraum nach Bekanntwerden der Tatsache (es müsste als nicht nur ein Verdacht sein sondern bewiesen werden), dass er nicht der leibliche Vater ist eine Änderung dieser Eintragung hätte beantragen können.
Als Mutter kann man definitiv nicht ein "Kukukskind" von einem Vater aufziehen lassen (auch in finanzieller Hinsicht) und dann nach Bedarf Jahre später den Vater aus dem Leben des Kindes entziehen indem man preisgibt, dass er gar nicht der biologische Vater ist.
Corydalis schrieb:Zivilrechtlich ist es bei dieser Sachlage nicht so einfach (wenn nicht ausgeschlossen), als Mutter 12 Jahre nach der Geburt des Kindes zu sagen "ätsch, ist nicht von dir und du siehst sie nie wieder"
Exakt. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe hatben die Mutter des Kindes und der als Vater eingetragene Mann ab "Bekanntwerden des Umstandes, dass der eingetragene Vater nicht der Biologische ist" einen Zeitraum von 2 Jahren in dem sie die Eintragung anfechten können, danach ist der Zug abgefahren.
Sylvia hätte also nicht nur nachweisen müssen, dass Miriam nicht sein leibliches Kind ist, sondern auch einen Richter davon überzeugen, dass ihr dieser Verdacht erst in den letzten 2 Jahren gekommen ist, was bei der Konstellation aussichtslos sein dürfte.
Diese 2 Jahres-Frist gilt übrigens auch für das Kind selbst (ich weiß aber nicht mehr ob und wie hier das Erreichen der Volljährigkeit eine Rolle spielt).
Corydalis schrieb:Die Frage wäre natürlich, ob er die Rechtslage wusste, wenn es so war
Das ist auch meiner Ansicht nach eher der springende Punkt.
Sollte sie wirklich (dafür gibt es meines Wissens aber ebenfalls absolut keinerlei Belege) im Streit gesagt haben "Da Miriam eh nicht Dein leibliches Kind ist kann ich dafür sorgen, dass Du sie nie wieder siehst."
Dann kann das natürlich Panik ausgelöst haben, wenn er nicht wusste, dass der Hase so einfach mal nicht läuft.
Aber wie "bedeutsam" ist diese "Kukuckskind-Theorie" überhaupt?
Gibt es irgendwelche Belege dafür, dass das, wenn es überhaupt ein Thema war, mehr war als nur irgendwas im Streit dahergesagtes?
Wenn man sich die Fotos von Sylvia, Marco und Miriam anschaut, dann käme als leiblicher Vater doch auch nur ein Mann in Frage, der Marco optisch in vielerlei Hinsicht ähnlich sein dürfte.
Wäre das also etwas das irgendwer wirklich ernst genommen hat, dann müssten doch nicht nur Marco selbst, sondern auch die ältere Tochter und engere Freundinnen von Sylvia zumindest einen Verdacht haben, wer als biologischer Vater in Frage käme und die Angelegenheit hätte sich mitunter recht fix und ganz ohne Vaterschaftstest klären lassen.
Auch diese "Trennungspläne" wurden soweit ich das mitbekommen habe doch von genau einer Person (war es eine Freundin von Sylvia?) zur Sprache gebracht und konnten anderweitig nicht bestätigt werden.
Gab es diese Pläne nun wirklich oder handelte es sich um eine Aussage die in einer bestimmten Situation gegenüber einer Person getätigt wurde?
Ich selbst finde solche Aussagen zwar auch überhaupt nicht lustig, aber selbst in meinem Freundeskreis haben sich schon Leute nach einem Streit oder in einer generellen "Sinnkrise" so geäußert.
"Vielleicht sollte ich mich doch einfach scheiden lassen."
und das waren mehr als nur einmal Paare bei denen das auch Jahre später nie wieder im Raum stand und es so offensichtlich nur ein voreilig laut ausgesprochener Gedanke war, dass es verständlich und in Ordnung war, dass die jeweilige Person es ihrem Partner nie oder erst Jahre später "gestanden" hat, dass es solch eine Äußerung in einer "Ausnahmesituation" mal gegeben hat.