MaryPoppins schrieb:und von den 84 Bewohnern werden vielleicht auch 50-60 übers WE Besuch bekommen.
Ein Nachbar von mir hatte am Wochenende Besuch von einem Mann, der in mehreren Einrichtungen der Alkoholiker-Suchthilfe gearbeitet hat.
Als ich das mitbekam, habe ich ein paar Bratwürstchen auf den Grill geschmissen, reichlich davon über den Zaun gereicht und die sich bietende Gelegenheit genutzt und den Mann mal richtig "gelöchert".
Dabei konnte ich ein wichtiges Merkmal, dieser Einrichtungen heraus arbeiten.
Bei der überwiegenden Mehrzahl der Menschen, die in solchen Einrichtungen therapiert werden, handelt es sich um sogenannte "sozial isolierte" Menschen.
Das Gegenteil sind die "sozial integrierten" Alkoholiker, die trotz ihrer Sucht im Arbeitsalltag und im Familienleben weitestgehend "funktionieren". Sie gehören eher nicht zur Klientel von Einrichtungen, die eine Langzeit-Therapie durchführen. Nach Entgiftung und begonnener Therapie, wird diese Gruppe eher unter Therapiebegleitung, wieder möglichst zügig in den Arbeits- und Familienalltag eingegliedert.
Die "sozial isolierten" Alkoholiker sind in der Regel, bedingt durch jahrelangen starken Alkoholkonsum, nicht mehr in der Lage einem geregelten Erwerb nachzugehen. Die Brücken zu anderen Familienmitgliedern, haben sie schon vor Jahren abgebrochen.
Sie bewegen sich im Alltag, ausschließlich in der sogenannten "Trinkerszene". In eine Therapie, gelangen sie in der Regel nicht aus eigenem Entschluss.
Vielmehr kommt es irgendwann zu einem bedrohlichen körperlichen Zusammenbruch aufgrund des Alkoholkonsums, der sie in die Notaufnahme eines Krankenhauses führt.
Dort stabilisiert man die hilfsbedürftigen Menschen und eröffnet Ihnen, dass ihr gesundheitlicher Gesamtzustand, keine Fortsetzung der "Alkoholiker-Karriere" mehr zulässt. Einer der nächsten körperlichen Zusammenbrüche, nach fortgesetztem Alkoholkonsum, könnte mit dem Tod enden.
Ist der Hilfsbedürftige einsichtig, entgiftet man ihn und beginnt schnellstmöglich eine Therapie.
Im Gegensatz zum "sozial integrierten" Alkoholiker, kann er aber nicht in ein vorhandenes soziales Umfeld entlassen werden, dass ihn unterstützt.
Sein gesamtes soziales Umfeld, bestand vor seinem Zusammenbruch, ausschließlich aus Alkoholikern. In dieses Umfeld kann er nicht zurückkehren. Es besteht akute Rückfallgefahr. Außerdem wäre er als "trockener...nüchterner Alkoholiker" ein Außenseiter in diesem Umfeld, der nicht mehr " die Sprache und die Verhaltensmechanismen" dieses Umfeldes beherrscht.
Von einem auf den anderen Tag, steht dieser Mensch ohne jeglichen näheren Sozialkontakt, alleine auf weiter Flur.
Diese soziale Isolation, würde ihn zusätzlich zu der anstrengenden Therapie, wahrscheinlich so stark belasten, dass der Therapieerfolg täglich auf der Kippe stehen würde. Der Drang in die betäubende Welt des Alkoholkonsums und den sozialen Schirm der Trinkerszene zurückzukehren, wäre nahezu unerträglich.
Die letzte Möglichkeit für solche Menschen, besteht in einer Langzeittherapie in Einrichtungen, wie dem Wilhelmshof.
In der sozialen Geborgenheit einer solchen Notgemeinschaft, wird man dann versuchen, einen stabilen Menschen zu "bauen", der irgendwann in der Lage ist, in die Gesellschaft zurückzukehren und sich ein neues soziales Lebensumfeld, frei von der Notwendigkeit des Alkoholkonsums, aufzubauen.
Aufgrund dieser Schilderung, halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass ein Großteil der Bewohner des Wilhelmshofes keinerlei Besuch bekommt. Es ist schlicht und einfach niemand da, zu dem die Bewohner eine soziale Beziehung haben könnten.