Fährtensucher schrieb:Du scherzt, ja?
Hinzugekommen ist die kaum übersehbare Tatsache, dass er jetzt seit gut einer Woche unter konkretem Verdacht steht, eine 3-jährige Engländerin 2007 entführt, missbraucht und ermordet zu haben. Das ist neu.
Ist mit klar. Ich bewerte das aber anders. Dass B. verurteilter Sexualstraftäter ist (er hatte ja schon in den neunziger Jahren Jugendstrafe wegen Kindesmissbrauchs), wusste man bei Einstellung der Ermittlungen im Fall Inga im Jahre 2017 auch schon, nur nicht, dass er später ganz konkret im Fall Maddie unter Tatverdacht stehen würde. Inwieweit dieser neue Tatverdacht seine Täterschaft im Fall Inga oder auch in anderen Fällen mit Beweiskraft für das Gericht erhöhen soll, ist mir von der Logik her aber noch nicht ganz klar. Ganz unabhängig davon finde ich natürlich richtig, dass man wegen des neuen Tatverdachts alle Fälle von verschwundenen Kindern noch mal im Hinblick auf B. scannt, gar keine Frage.
Neu - und hiermit meine ich ausschließlich den Fall Inga - ist aber, dass eine mögliche Verbindung zu einem Mitarbeiter des Wilhelmshofs erst nach Einstellung der Ermittlungen aufgetaucht sein könnte, nämlich im Jahre 2019, als B. einen Brief an einen Verein geschrieben haben soll, für den ein ehemaliger Mitarbeiter des Wilhelmshofs damals arbeitete oder noch arbeitet. Dieser Umstand (woher kommt die Info über den Brief eigentlich?) wäre dann in den bereits 2017 vorläufig geschlossenen Ermittlungsakten der StA Stendal naturgemäß nicht enthalten und gäbe Anlass, noch mal genauer hinzuschauen.
Vielleicht waren aber doch schon während des Ermittlungsverfahrens Verbindungen von B. zu Personen, die auf dem Wilhelmshof arbeiteten, bekannt geworden. Wenn die damals nicht untersucht worden wären, wäre das in der Tat ein gravierendes Versäumnis. Was wissen wir aber zu dieser Frage? Öffentlich bekannt geworden sind bisher keine Fakten, die B. bereits 2015 oder früher in Verbindung zu einer auf dem Wilhelmshof arbeitenden Person bringen. Der erste und anscheinend einzige Fakt in dieser Richtung bleibt der Brief an den Verein aus dem Jahre 2019.
Bleibt eine nebulöse Funkzellenabfrage, die inzwischen von "in der Nähe des Wilhelmshofs" zu "weiträumig" geworden ist, nun ja.
x-aequitas schrieb:eine weiträumige Funkzellenabfrage rund um den Tatort ergab einen Treffer
Was hat es damit auf sich, gibt es, steht etwas Konkretes darüber in den Ermittlungsakten? Wenn es eine Abfrage gibt, welche Folgerungen wurden daraus gezogen, wie wurde das Ergebnis bewertet? Auch darüber wissen wir in tatsächlicher Hinsicht: nichts.
Und bevor jetzt wieder ein empörter Aufschrei kommt: ich lasse mich gern überzeugen, wenn Tatsachen genannt und belegt werden, aus denen man in eine Verwicklung von B. in Ingas Verschwinden schließen kann. Aber bloß weil Bild, rtl und andere, wohlweislich im Konjunktiv oder unter Verwendung von "offenbar", "anscheinend" und anderen Alibiwörtern, Vermutungen als Tatsachen verkaufen, muss ich da ja nicht mitmachen.