@Leonberger Leonberger schrieb:Der Gutachter argumentierte nicht wie ein Laie. Er gilt wohl auch als anerkannter Fachmann.
Er ist auch kein Laie. Das habe ich nie behauptet. Er hat oder hatte einen Pilotenschein, hat 1-2 Bücher geschrieben (u.A. "Das Risiko fliegt mit") und tauchte gerne in TV-Sendungen auf, wenn es um Luftfahrtkatastrophen ging. Das macht Niki Lauda überigens auch gern.
Das er ein Profi ist, zeigt sein Gutachten. Er konnte offensichtlich nichts finden, dass AL als verantwortlichen der Kollision klar entlastet. Also suchte er die Dinge heraus, die den Abschlussbericht ggf. als "nicht ausermittelt" oder "vorschnell geurteilt" diskreditieren könnten. Das Ganze garnierte er dann mit allgemeinen und unbelegten "Habe gehört" und "aus Erfahrung" Pseudofakten, um sein Gutachten abzurunden. Er hat also nichts falsches behauptet. Aber auch keine Alternativersion ersonnen, wie es hätte sonst sein können.
Leonberger schrieb:Eine andere Frage ist, ob sie mitverursachend für den Sturz waren. Das können wir als Laien nicht beurteilen.
Ich traue mir durchaus ein Urteil auf diesem Gebiet zu, auch wenn ich keinen Pilotenschein habe. Das ist für Fachwissen auch meines Erachtens keine Voraussetzung. Ein Beispiel: Wenn ich feststelle, dass anhand der Atemgeräusche des FO nicht festgestellt werden kann, ob dieser wach oder bewusstlos ist, mag das aus medizinischer Sicht zutreffen. Wenn aber gleichzeitig belegt ist, dass der AP in dieser Zeit bewusst manipuliert wurde und nur der FO im Cockpit war, ist der Aspekt der Atemgeräusche unerheblich. Schließlich konnte der FO nur bei Bewusstsein sein, wenn er den AP bedient hat...
Leonberger schrieb:Ich hoffe, dass die Verantwortlichen zu den Einwendungen des Gutachters Stellung nehmen.
Das ist aus meiner Sicht nur dann in ausführlicher Form notwendig, wenn die Einbringungen des TvB das Endergebnis ändern können. Dies scheint nicht der Fall zu sein. Denn als erste Reaktion ließen die Ermittler verlauten, dass sie den Abschlussbericht und das darin getroffene Endergebnis nicht anzweifeln.
Leonberger schrieb:Gravierend finde ich auch, dass bei der offizielen Begutachtung Human Factors nicht von kompetenter Seite berücksichtigt wurden. Bezeichnend ist , dass im Bericht eine Diagnose auftaucht, die es in den Diagnoseklassifkationskriterien gar nicht mehr gibt: "endogene Depression".
Natürlich, das sich AL trotz Krankschreibung, Medikamenteneinnahme und erneuter gravierender Beeinträchtigungen seiner Gesundheit und damit der Flugfähigkeit "fit to fly" meldete, ist schon bemerkenswert. Die Gründe dafür könnten sowohl bei ihm selbst, als auch bei seinem Arbeitgeber und auch im privaten Umfeld zu suchen sein. Das ändert aber nichts an den festgestellten Tatsachen. Es zeigt nur Verbessungspotenzial für die Zukunft auf. Indem auf betroffene Piloten z.B. arbeitgeberseitig besser eingegangen wird. Ob eine solche Maßnahme das Unglück verhindert hätte, darüber könnte jetzt 1000 Seiten diskutiert werden. Mutmaßlich ohne Ergebnis. Letztenendes hatte AL aber die Wahl. Die Krankschreibung zu melden und nicht zu fliegen oder nicht. Wir kennen das Ergebnis.
Leonberger schrieb: Ich würde es mir nie erlauben, den moralischen Zeigefinger zu erheben. Woher nehmt ihr die innere Freiheit, dies zu tun?
Ich erhebe nicht den Zeigefinger gegen Hr. Lubitz, weil er seine Familienehre und in erster Linie die seines Sohnes wieder herstellen will. Das kann ich nachvollziehen. Ich habe auch nichts dagegen, wenn er evtl. Ungerechtigkeiten, Fehler usw. ihm oder seiner Familie gegenüber seitens der Ermittler/Medien/Öffentlichkeit anprangert. Aber eine PK einzuberufen, die am Ende keine neuen Fakten liefert, schlüssige Bewertungen, eine alternative Version der Geschehnisse oder Forderung schuldig bleibt, war sicherlich nicht die beste Möglichkeit. Schon garnicht zu diesem Termin. Aber das ist meine persönliche Meinung.