@deckiDanke, freut mich, wenn wir auf einer Wellenlänge liegen. Für mich ist Verstehen immer der beste Weg, um dem Hass entgegen zu wirken. Wenn ich etwas verstehe, kann ich damit umgehen, aber trotzdem muss ich natürlich nicht alles entschuldigen. Ich wünsche den Angehörigen der Opfer halt, dass sie bestmögliche Klarheit bekommen und ihren Frieden schließen können mit den Verlusten und den Gründen, wie es dazu kam. Stelle ich mir sehr schwer vor.
Uniqueone schrieb:
Uniqueone schrieb:Völlig nachvollziehbar.
Wie soll man verstehen, dass der Copilot eine Passagiermaschine mit 150 Menschen absichtlich zum Absturz gebracht hat?
Für mich ist es allerdings kein "erweiterter" Suizid.
A.L. hatte keine persönliche Beziehung zu den Passagieren.
Das mit der persönlichen Beziehung muss beim erweiterten Suizid auch nicht vorliegen. Dafür reicht es, wenn jemand sich vorsätzlich das Leben nimmt und billigend in Kauf nimmt oder sogar voll beabsichtigt, dass andere bei der Selbsttötung ebenfalls sterben, ganz losgekoppelt von der persönlichen Beziehung. Das ist z. B. bei Amokläufern oder absichtlichen Geisterfahrern der Fall.
Aber das ist ja wohl nur der psychologische Aspekt, die rechtliche Anklage müsste meines Erachtens auf 149fachen Mord hinaus laufen, sofern AL den Suizidversuch denn überlebt hätte. Da hätten wir: niedriger Beweggrund, Heimtücke und Vorsatz, oder? Aber wenn eine Depression vorgelegen haben sollte, wäre er vermutlich vermindert schuldfähig gewesen... Schwierig.
Uniqueone schrieb:Es gab keine Veranlassung, zu glauben, dass es für die Menschen an Bord besser ist, wenn er sie mit in den Tod nimmt...
Meine persönliche Meinung ist, dass die Gelegenheit günstig war, den Freitod zu verwirklichen, und dass A. L. in diesem Moment nicht an die Anderen, sondern nur an sich selber gedacht hat.
Da bin ich mir eben nicht sicher. Eine Depression z.B. hat ja zur Folge, dass der Betroffene in einer ganz eigenen Gefühlswelt lebt und damit auch seine Fähigkeit abnehmen kann, sich überhaupt noch in andere Menschen hineinversetzen zu können. In einer solchen Phase kann es sein, dass der Betroffene auch das vorhandene Lebensglück anderer nicht mehr nachvollziehen kann und daher auch kein wirklich schlechtes Gewissen mehr empfindet, sondern eher emotional stumpf handelt. Inwieweit bei AL vielleicht doch der Aspekt Depression zum Tragen gekommen ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich könnte mir aber vorstellen, da er wusste, dass es um seine berufliche Existenz geht, hätte er alles versucht, einen erneuten Ausbruch der Erkrankung zu verheimlichen. Das könnte ein Grund sein, warum gesagt wird, dass AL nicht wegen Depressionen im KH vorstellig wurde.
Und ja, da bin ich ganz bei dir - auch ich glaube ganz sicher, dass AL genau auf diesen Moment gewartet hat. Ich glaube, das war sein Wunsch, irgendwann so, genau in dieser Art zu sterben und alles andere hat er dabei ausgeblendet. Ich VERMUTE, dass er sogar schon sehr sehr lange vorher für sich diese Art zu sterben gewählt hat. Vielleicht sogar schon, als er mit 14 Jahren angefangen hat, den Flugschein zu machen. Das war 2001 und dazu fällt mir einiges ein....
