Verteidiger zweifeln, dass Angeklagter seine Schwester im Garten verscharrt haben kann
Mordprozess Savasci: Hat Leichenspürhund versagt?
09.10.15 - 08:00
Angeklagt: Der Bruder von Mehtap Savasci vor Gericht. Zeichnung: Reinckens
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Angeklagt: Der Bruder von Mehtap Savasci vor Gericht. Zeichnung: Reinckens
Kassel. In seinem letzten Wort hat der Angeklagte im Mordprozess Savasci am Donnerstag indirekt erstmals eingeräumt, dass er etwas mit dem Tod seiner Schwester Mehtap Savasci zu tun hat.
Allerdings will er sie nicht erschossen haben. „Ich könnte Y. (Name seiner Nichte) nicht mehr in die Augen schauen, wenn ich die zwei Schüsse abgegeben hätte“, sagte der 51-jährige Mann aus Maintal. Ansonsten habe er den Plädoyers seiner beiden Verteidiger nichts hinzuzufügen. Wer seine Schwester möglicherweise getötet hat, darüber verlor der Mann freilich kein Wort.
„Ich könnte Y. (Name seiner Nichte) nicht mehr in die Augen schauen, wenn ich die zwei Schüsse abgegeben hätte.“
Unter Ausschluss der Öffentlichkeit hatten die Verteidiger Sven Schoeller (Kassel) und Gabriele Steck-Bromme (Frankfurt) über zwei Stunden vor der Sechsten Strafkammer des Kasseler Landgerichts ihre Schlussvorträge gehalten. Die beiden Verteidiger sind der Ansicht, dass ihr Mandant zwar eine „Verantwortlichkeit“ bei diesem Tötungsdelikt hat, aber die Indizien für eine Verurteilung wegen Mordes nicht ausreichten.
Sie stellten mehrere Hilfsbeweisanträge, was zur Folge hatte, dass das Gericht erneut in die Beweisaufnahme getreten ist.
Die Verteidiger wollen zum Beispiel beweisen, dass der Angeklagte die Leiche seiner getöteten Schwester nicht im Kleingarten seines Schwiegersohnes in Wiesbaden verscharrt haben könne, sondern dass dafür eine andere Person infrage kommen müsse.
Nachdem Mehtap Savasci am 7. Oktober 2014 in Kassel entführt worden war, wurde ihr Bruder am 13. Oktober in Untersuchungshaft genommen. Das Gartengrundstück in Wiesbaden wurde schließlich am 22. Oktober von der Polizei durchsucht. Dabei wurde auch ein Leichenspürhund eingesetzt. Der Hund, der voll ausgebildet und leistungsfähig sei, habe zwar an einer Regentonne und an der Schubkarre im Garten Interesse gezeigt, jedoch nicht angeschlagen, so die Verteidigerin.
Hätte sich die Leiche von Mehtap Savasci zu diesem Zeitpunkt bereits in dem Garten befunden, hätte der Leichenspürhund anschlagen müssen, so Steck-Bromme. Nach der Leistungsfähigkeit von deutschen Leichenspürhunden sei es nämlich ausgeschlossen, dass der Hund den Leichnam von Mehtap Savasci, der schließlich am 7. November in nur 40 Zentimeter Tiefe gefunden wurde, übersehen hätte. Sollten die deutschen Leichenspürhunde solche Versager sein, dann würden sie sicher nicht weltweit bei Katastrophen eingesetzt.
Am kommenden Freitag, 16. Oktober, soll der Diensthundeführer des Leichenhundes als Zeuge vernommen werden.
https://www.hna.de/kassel/mordprozess-savasci-leichenspuerhund-versagt-5616157.html