Gildonus schrieb:Da sie in Frankreich unterwegs war und sich dort verständigen konnte, wird sie auch der Landessprache mächtig gewesen sein.
Aber keine mir bekannte Quelle besagt etwas über ihre Sprachfertigkeit. Wenn man die Hotelformulare nimmt, die die Isdalfrau in Norwegen ausgefüllt hat, sehe ich nichts, was auf eine "französische Schule" hindeutet. Man sieht nur was man kennt, besagt ein Sprichwort und da sehe ich das - ü - in Brüssel. Das - ü - kommt im französischen Alphabet nicht vor.
Es stellt sich auch die Frage wann und wo sie eine französische Schule besucht haben soll.
Sie hat die Formulare nicht in französischer sondern in deutscher Sprache ausgefüllt, und da sie das Deutsche offenbar einigermaßen beherrschte (wenngleich auch nicht ganz fehlerfrei wie einige Eintragungen bewiesen), kannte sie natürlich die Umlaute und schrieb "Brüssel" (hätte sie das Formular auf Französisch ausgefüllt, hätte sie sicher "Bruxelles" geschrieben. Der Hinweis auf die "französische Schule" kommt von der Handschriftanalyse. Auch wenn fast alle europäischen Sprachen das lateinische Alphabet benutzen, gibt es überall gewisse "Abweichungen". Die "Schulschrift" der Franzosen unterscheidet sich von der der Deutschen, und die Amerikaner haben auch wieder eine ganz andere Schreibschrift. Auch wenn im Laufe der Jahre seine eigene Handschrift entwickelt, so entwickelt sich diese auf Grundlage der Schrift die man in der Schule lernte. Die Analyse der Handschrift der Isdal-Frau hat einen frankophonen Ursprung ergeben. Auch wenn sie Deutsche war und die ersten Jahre ihres Lebens in der Nürnberger Region verbrachte, ist es durchaus möglich, daß sie in Frankreich oder Belgien schreiben lernte. Sie wurde um 1930 geboren. Angenommen sie war Jüdin oder Sintezza (Roma ist eher unwahrscheinlich, die sind eher in Osteuropa beheimatet), da war sie noch ein Kleinkind als die Nazis an die Macht kam, um 1936 oder 1937, dem Alter in dem deutsche Kinder zur Schule kommen, waren schon die Nürnberger Rassengesetze in Kraft getreten und es war abzusehen, daß es für Juden, aber auch Sinti und Roma gefährlich werden könnte. Durchaus möglich, daß das Kind aus Deutschland gebracht wurde, bis zum Kriegsbeginn galten Frankreich und Belgien noch als sichere Länder. Sie könnte danach auch, unter falschem Namen, versteckt worden sein, z.B. auch in einer Klosterschule. Oder falls sie nach Spanien gebracht wurde, könnte sie auch dort eine französische Schule besucht haben, die gab es dort durchaus. Ob sie wirklich katholisch war, läßt sich weder beweisen noch widerlegen. Sie bekam eine katholische Bestattung weil man sie für eine Belgierin hielt und daher annahm, sie könnte katholisch sein. Auch wenn sie katholisch getauft wurde, kann sie trotzdem Jüdin gewesen sein, es gibt auch getaufte und säkulare Juden, was für Nazis und Antisemiten natürlich keine Rolle spielt. Eine orthodoxe Jüdin war sie mit Sicherheit nicht.
Wir können schon einmal ausschließen, daß sie englische Muttersprachlerin war. Über ihr Französisch ist nichts bekannt. Ihr Deutsch war nicht perfekt, was nicht ausschließt, daß es nicht ihre Muttersprache war. Wenn man eine Tonaufnahme von ihr hätte, könnte ein Sprachexperte, anhand ihres Englisch oder Deutsch vielleicht noch herausfinden, welchen Akzent oder Dialekt sie hat, aber eine solche Aufnahme dürfte es nicht geben.