Mord an Ursula Jahn 1974, XY-FF "Gronauer"
11.10.2016 um 12:41
Habe den XY-Film von 1975 nochmals angeschaut.
Bemerkte, dass da zwei Ungereimtheiten auftauchen:
- Der Off-Sprecher spricht im Zusammenhang bei der Liegezeit des Leichams von Ursula Jahn von etwa sechs Monaten. Tatsächlich sind es exakt fünf Monate (15. August 1974, Fahrt in den Schwarzwald, 15. Januar 1975, Leichenfund in Birlenbach)
- Erst spricht man, die Fahrt geht durch den Schwarzwald und später im Film, dass sie und ihr Begleiter, die Autobahn bei Bühl verlassen haben. Die Autobahn A5 befindet sich von Lörrach über Offenburg nach Bühl stets in der Oberrheinischen Tiefebene. Schwarzwald ist irreführend, denn der einzige Weg wäre die Fahrt auf der so genannten Schwarzwald-Hochstraße, der B 500. Die man ja nicht benutzt hatte, weil sich die angegebene Tankstelle in Bühlertal befindet.
Hätte man entgegen der Aussage im XY-Film doch die B 500 genommen, wäre man an der Kreuzung Mehliskopf angekommen, die für Linksabbieger nach Bühlertal führt, für Rechtsabbieger direkt zur Schwarzenbachtalsperre führt und gerade aus nach Baden-Baden geht. Just an dieser Kreuzung befand sich früher eine Tankstelle. Hier hätte man zwecks Reparatur nachfragen können. Möglich wäre, dass sie dort keine Möglochkeiten hatten und nach Bühlertal verwiesen hatten. Denn dann liegt die heutige OMV-Tankstelle als erste Möglichkeit auf der Strecke. Das wäre dann eine schlüssige Entscheidung gewesen.
Weitere Fragen zur Tatsache mit dem Defekt am Auto von Ursula Jahn:
Für mich ist es unlogisch, wenn die beiden die Anschlussstelle Bühl/Baden benutzt haben und dass sie die Autobahn wegen eines möglichen Schadens verließen, noch ca. 10 Kilometer in Richtung Schwarzwald fuhren. Stand heute gibt es mehrere Möglichkeiten, Werkstätten früher anzufahren als die besagte Tankstelle in Bühlertal anzufahren, die wahrscheinlich auch schon 1974 im August vorhanden waren. So befindet sich ca. ein Kilometer nach der Ausfahrt der Autobahn in Richtung Schwarzwald der Ort Vimbuch. Gut sichtbar an der ersten Kreuzung befindet sich das Autohaus Friedmann. Nach Recherchen existiert dies seit 1928. Ob es schon 1974 wie auf dem Präsentierteller an der B 500 lag, habe ich noch nicht verifizieren können.
Danach kommt die Stadt Bühl, sie ist die zweitgrößte Stadt im Landkreis Rastatt und noch von der B 500 erkennt man das Autohaus Grethel, das man bequem erreicht, wenn man die Ausfahrt nach Bühl nimmt.
Des weiteren gab es 1974 in Bühl selbst noch weitere Autohäuser, die zum Teil heute nicht mehr existieren. Spätestens am Ortsanfang von Bühlertal gab es früher in der Bühlertalstraße noch eine freie Autowerkstatt, die auch von der B 500 gut einsehbar war.
Aber erst die heutige OMV-Tankstelle in Bühlertal wurde angesteuert.
Hier setze ich an:
Wenn man von der Autobahn abfährt, weil man eine Unregelmäßigkeit am Auto feststellte? Nimmt man da nicht die erstbeste Möglichkeit wahr? Das hieße, dass man eventuell das Autohaus in Vimbuch oder gleich in Bühl wählte? Einzige Möglichkeit wäre, dass 1974 die Werkstätten eventuell Mittagspause machten und man deshalb niemanden antraf? Andernfalls hätte man doch warten können und sich die Zeit in einem Restaurant oder Café verkürzen können? Sie hatten ja zwei Autos...? Von der Logik her: außerdem bleibe ich doch eher in der Stadt und fahre nicht aufs Gradewohl in den Schwarzwald, wo doch bekannterweise weniger Infrastruktur herrscht!? Außerdem gab es 1974 in fast jedem größeren Ort mind. eine Autowerkstatt.
Danach fährt man weiter, über 13 Kilometer in den Schwarzwald hoch und sucht sich das abgelegene Hotel an der Schwarzenbachtalsperre aus. Bei Bühlertal handelt es sich um einen Luftkurort, der vom Tourismus lebt und viele Übernachtungsmöglichkeiten besitzt. Außerdem gab es 1974 einige Hotels an der B 500, der Schwarzwald-Hochstraße, die man dem Hotel an der Talsperre vorziehen konnte. Weitere Möglichkeiten wären Bühl oder Baden-Baden gewesen.
Was sich auch beißt, ist die Tatsache, dass sie ihr Kind in Krefeld abholen will, um es zu sich nach Lörrach zu nehmen und bleibt dann noch locker zwei Tage im Schwarzwald? Auch mit dem Hintergrund, dass sie es mehrer Monate u.U. nicht oder nur sporadisch gesehen hatte.
Auch der Terminus, der über den Gemütszustand von Ursula Jahn verwendet wird: Sie befindet sich in einer "tiefen seelischen Krise" ist sicher einer dieser verschlüsselten Aussagen vom damaligen Kripo- und XY-Jargon. Man umschreibt etwas Schlimmes oder Anrüchiges mit blumigen Worten. (Wurde damals auch oft für Homosexuelle verwendet, wenn von besonderen Neigungen die Rede war.) Vielleicht es jemand, was man genau mit dieser Aussage bezwecken wollte?
Weiterhin gehe ich etwas auf die Vita von Ursula Jahn ein.
Laut XY-Film ist sie am 16.6.1946 geboren. Also ein Nachkriegskind, das etwa 1964/65 das Abitur machte und anschl. drei bis vier Jahre studierte. Bloß wo? Schule ist Ländersache und man bekam nicht ohne weiteres eine Anstellung in BW, wenn man in NRW studierte.
Sie übte höchstwahrscheinlich um 1970 ein Referendar in einer Schule aus. Doch? Die Geburt ihrer ungefähr vierjährigen Tochter, die 1974 sich über mehrere Monate bei der Oma in Krefeld aufhielt, konnte ihr da einen Strich durch die Rechnung gemacht haben?
Ging sie eventuell nach Geburt und Mutterschutz gleich wieder in den Schuldienst zurück?
Erstaunlich viel passierte um den 15. August 1974:
- sie trennt sich vom Ehemann in Lörrach, der in Basel arbeitet und zieht aus
- sie bezieht eine neue Wohnung in der Nähe von Lörrach
- der alte Bekannte (mit dem Mercedes) besuchte sie und hilft beim Umzug
- sie will ihre Tochter zu sich holen
- dennoch verbringt sie und ihr Krefelder Bekannte zwei Tage im Schwarzwald
- sie kommt wahrscheinlich nie in Krefeld an
- drei Schecks (wahrscheinlich über 900 DM) werden in einer Wechselstube am Brenner eingelöst, mit gefälschter Unterschrift
- ihr Auto wird in Emden abgestellt, mit beschädigter Windschutzscheibe und fehlenden Kfz-Zeichen und fehlender Typennummer
- ihre Leiche wird in Birlenbach bei Koblenz abgelegt.
Nehmen wir an, dass Ursula Jahn 1974 wieder oder immer noch als Lehrerin in oder um Lörrach arbeitete, so hätte sie doch schon Mitte Juli 1974 Sommerferien gehabt. Was tat sie in diesen fünf Wochen, die man so schön mit unterrichtsfreier Zeit umschreibt? Zu Erinnerung: Am Sonntag, 7. Juli 1974, gewann Deutschland in München das Finale gegen die Niederlande und bereits am 11. Juli (bis 23.08.1974) begannen die Schulferien. Wieso befand sich ihre Tochter in Krefeld, wenn sie bereits fünf Wochen Schulferien hatte? War sie krank? Hatte sie gar seelische Probleme, wie sie bei einer Depression auftreten können? Befand sie sich in Behandlung und gab deshalb ihre Tochter bei der Oma ab? (Ich selbst kenne eine Lehrerin, die in dieser Epoche den Stress in der Schule und mit ihrem damaligen Ehemann mit Alkohol verdrängte. Sie war öfter krank geschrieben und verstarb einige Jahre später). Weiterhin muss man den Fakt berücksichtigen, dass die Schuldfrage bei Ehescheidungen erst 1976 aus dem Gesetz gestrichen wurden.
Dass sie Scheckkarte und Girokonto bei der Dresdner Bank hatte, suggeriert doch, dass sie nicht unvermögend gewesen sein musste. Wer damals ein eher bescheidenes Einkommen hatte, eröffnete doch sein Konto bei der Sparkasse oder den VR-Banken?
Im Sommer wäre Ursula Jahn 70 Jahre alt geworden. Ihre Tochter könnte heute 46 Jahre alt sein, selbst der geschiedene Ehemann könnte noch am Leben sein? Nehmen wir an, dass der Bekannte aus Krefeld im Mercedes max. fünf Jahre älter war, dann könnte auch er noch leben?
Ich denke, dass man die Täterschaft eingrenzen kann:
Immer im Fokus der Ermittlungen ist der Ehemann, der im XY-Film nur in einem Nebensatz erwähnt wurde. Des weiteren scheint der Bekannte aus Krefeld ("Manfred" mit den Mercedes) der Letzte gewesen zu sein, der sie lebend sah und vielleicht gibt es dann noch den tatsächlichen Täter, der ihren Leichnam im Wald bei Birlenbach unter einer Zinkwanne ablegte?
Zum Auffindeort des Sportwagens von Ursula Jahn in Emden:
Die Frage aller Fragen ist doch tatsächlich "Wie kam der Wagen nach Emden"
Klare Antwort könnte lauten, er wurde von wo auch immer nach Emden gefahren, wäre nicht das Missgeschick der eingeschlagenen Windschutzscheibe, deren Reste sich im Kofferraum befanden. Er konnte aber auch mittels Abschleppwagen dorthin gelangt sein. Weitere Möglichkeiten wären im Container oder per Autozug? Beide Möglichkeiten sehe ich als sehr gering an. Gerade weil die Kennzeichen fehlten und das Typenschild entfernt wurden. Wurde der Wagen illegal weitergegeben? Bemerkte irgendein Kleinkrimineller diesen Wagen an einer Stelle über einen gewissen Zeitraum und nahm ihn an sich, weil er ihn mit neuen Papieren und Typennummern versehen und veräußern wollte? Kam ihm das Auffinden durch die Kripo des Wagens oder ein anderer, für uns unbekannter Grund, in die Quere?
Eine weitere Frage ist "Wie kamen die Euroschecks von ihr in die Wechselstube am Brenner?"
Fakt ist doch, dass die Unterschrift gefälscht wurde und somit ein krimineller Akt vorliegt.
Der Versuch einer Hypothese: Es bestünde doch auch die Möglichkeit, dass Ursula Jahn, nachdem sie sich von ihrem Bekannten "Manfred" zwischen der Tankstelle in Bühlertal und der Auffahrt Bühl trennten, wieder in südliche Richtung gefahren ist? Mit ihrer ganzen Vorgeschichte (Trennung, anstehende Scheidung, neue Wohnung, Schuldienst, Tochter, tiefe seelische Krise etc.) konnte sie sich doch spontan entschieden haben, über Lörrach nach Italien zu fahren? (Manchmal sind gewisse Entscheidung im Nachhinein nicht rational zu begründen. Wollte sie eventuell nochmals mit ihrem Mann reden oder hat sie etwas für sie Wichtiges in der neuen Wohnung vergessen, das sie unbedingt holen wollte bzw. dringend brauchte? Hatte sie einfach Lust bei schönem Augustwetter in die Alpen zu fahren, damit sie sich zerstreuen oder ihre Lage besser reflektieren konnte? Solche Ausfahrten beschreibt Heinrich Böll im Roman "Die verlorene Ehre der Katharina Blum", die nach der Arbeit mit ihrem VW-Käfer scheinbar sinnfrei umherfährt und der Tacho somit viele Kilometer aufweist.) Wenn ja, was passierte dort in den Alpen? Lernte sie dort jemanden kennen? Traf sie dort jemanden, von dessen Identität niemand in ihrem Umfeld etwas wusste? War es ihr (späterer) Mörder, der ihr erst die Schecks abnahm oder wurden die unabhängig davon "nur" von Dritten gestohlen? Nahm sie diesen Mann im Auto mit nach Deutschland? Fuhr man anschl. nach Lörrach in die neue Wohnung? Kam es dort zu einem Eklat? Oder eben weiter auf der Strecke nach Krefeld bspw. im Großraum Koblenz mit tödlichem Ausgang und der bekannten Ablage in Birlenbach?