Herbstkind schrieb:Es sollte natürlich fuhren und hupen heißen...
Ja, das macht mehr Sinn!
Herbstkind schrieb:Aber auch nicht jeder hat so eine Möglichkeit.
Und genau das ist der Punkt, an dem man versuchen kann, ein Täterprofil abzuleiten. Ich werde es hier mal versuchen und meine Annahmen soweit es geht auch begründen. Bringt gerne Eure Einwände vor, wenn etwas nicht schlüssig oder zu weit hergeholt klingt:
Ich gehe nach wie vor von einem Einzeltäter aus dem weiteren Umkreis von Saarbrücken aus, der an jenem Abend gezielt nach Burbach gekommen ist, um auf der Kirmes nach einem potenziellen Opfer für eine Entführung Ausschau zu halten. Da es keine Zeugen von irgendwelchen Auffälligkeiten gab, schließe ich daraus, dass er sehr überlegt und geplant vorging. Er hatte Pascal erst auf dem Rummel beobachtet und ihn dann, als dieser ging, jenseits des Menschentreibens angesprochen und in sein Auto gelockt. Das Fahrrad wurde ebenfalls mitgenommen, Pascal hatte es auf dem Parkplatz abgestellt und wollte nun wieder nach Hause. Hier kann es dann ab einem gewissen Punkt in der Nähe des Fahrzeugs doch zu einer gewaltsamen Entführung gekommen sein. Ein in Panik geratendes Kind in einem PKW will man vermeiden, man würde es lieber im Kofferraum verstecken. Aber auch hier würde es schreien und könnte gehört werden. Er hätte den Jungen knebeln oder Betäuben können, wobei mir nie klar ist, wie einfach oder schwierig man an Betäubungsmittel kommt. Was wäre dann mit dem Fahrrad geschehen? Zusammen mit dem Kind im Kofferraum? Das hätte den Jungen verletzen können und ich würde davon ausgehen, dies wollte der Täter vermeiden. Hätte das Fahrrad auf die Rückbank geschoben werden können? Bei einem Kombi oder Transporter wäre genug Platz, aber da gibt es dann keinen Kofferraum, der sich eben gut für eine Entführung eignet. Er könnte einen Behälter oder eine Kiste in einem größeren Stauraum des Fahrzeugs für genau diesen Zweck bereitgestellt haben. Ich stelle hier im Detail diese Überlegungen an, da es ja auch wichtig ist, was für ein Fahrzeug der Täter fuhr.
Wieder zurück zum Täter selbst. Pädophile Neigungen manifestieren sich sehr früh, vielleicht hatte er diese schon ausleben können, ohne polizeilich auffällig zu werden. Vielleicht konnte er diese Neigungen aber auch lange unterdrücken. Wenn er akribisch eine Entführung geplant hat, so muss er auch Pläne gehabt haben, wie es dann mit dem Kind weitergehen soll. Er musste also Räume auf einem entsprechenden Grundstück haben, über die nur er verfügen konnte. In ländlichen Regionen sind Einfamilienhäuser mit Scheuen, größeren Garagen oder ausgebauten Kellerräumen keine Seltenheit. Es ist naheliegend, dass er diese geerbt hatte, vielleicht zusammen mit einem kleinen gewerblichen oder landwirtschaftlichen Betrieb, dessen Räume ebenfalls auf dem Grundstück sind. Deswegen steht auch ein größeres Fahrzeug zur Verfügung und es ist naheliegend, dass er wusste, dass er das Kind nie lange allein lassen werden müsse.
Seine Eltern mussten also an einem Zeitpunkt gestorben sein, an dem er alt genug war, die Firma weiter zu betreiben oder das Grundstück aus eigener Arbeit selbst zu finanzieren. Ich würde hier mal auf Mitte bis Ende 20 zum Zeitpunkt des Verbrechens tippen. Er dürfte wohl auch keine Geschwister haben und auch sonst keine Familie. Ich würde davon ausgehen, dass er in den letzten 20 Jahren allein auf dem Grundstück lebt und zu keinem Zeitpunkt Mitarbeiter beschäftigt oder in größerem Umfang soziale Kontakte pflegt. Natürlich könnte er auch in Deutschland leben, aber da er die Entführung wohl gründlich geplant hatte, legt die Grenznähe von Saarbrücken nah, dass er im Ausland lebt und sicher gehen wollte, dass eventuelle Zeugenaussagen über die Grenze schwieriger zu verfolgen seien. Gleichzeitig müsste er aber auch deutsch sprechen, um mit Pascal kommuniziert und sein Vertrauen erschlichen zu haben. Ich würde das Grundstück als im angrenzenden Ausland in der Nähe der Grenze vermuten.
Wie ich schon geschrieben habe, gehe ich nicht davon aus, dass der Tod von Pascal eingeplant war – es ist aber davon auszugehen, dass es dazu in einem nicht allzu langen Zeitraum nach der Entführung gekommen ist. Der Täter versteckte die Leiche und das Fahrrad nun weiterhin auf seinem Grundstück, natürlich, um keine Beweise zu liefern, aber auch, weil er Schuld und Reue empfindet. Aber auch Scham, die ihn daran hindert, das Verbrechen zu gestehen. Gleichzeitig helfen ihm diese Gefühle aber auch, seine pädophilen Neigungen zu unterdrücken und keinen weiteren Kindern nachzustellen. Das ist ihm so vielleicht auch bewusst, warum er auch an der Situation nichts ändert.
Wenn ich das dann mal alles zusammenfasse, ergibt sich aus heutiger Sicht folgender Steckbrief:
Der Täter ist heute ca. 45 – 55 Jahre alt und betreibt in der Grenzregion zu Deutschland allein einen kleinen gewerblichen oder landwirtschaftlichen Betrieb, den er im Zeitraum 1999 bis Anfang 2001 von seinen verstorbenen Eltern / Vater / Mutter übernommen hat. Auf diesem Gelände hat er auch seine privaten Räume. Er ist ledig, lebt eher zurückgezogen gilt aber als freundlich und spricht zumindest einfaches Deutsch. Natürlich kann das Grundstück auch in Deutschland und der Täter ein Deutscher sein. Zur Versorgung des Betriebes gehört mindestens ein größeres Fahrzeug, ein Kombi oder ein Kastenwagen, der nicht mit dem Firmennamen beschriftet ist – zumindest nicht 2001. Bei dem Betrieb könnte es sich um eine kleinere Gärtnerei oder Viehzucht handeln, aber auch um Elektro- und Sanitärinstallationen. Eher nichts, das Kundenverkehr auf dem Grundstück bedingen würde, sondern Lieferungen oder in der Nähe ausgeführte Dienstleistungen betrifft.
Dies leite ich aus diesen bekannten Fakten ab: Der Täter entführte Pascal nicht, weil er ihn töten wollte – es gab keine Folgetaten. Es war eine minutiös geplante Entführung – es gab keine Zeugen. Er bewahrt die menschlichen Überreste und das Fahrrad noch auf seinem Grundstück auf – es wurde in 20 Jahren nie etwas gefunden. Er stammt nicht aus dem näheren Umfeld von Pascal oder Saarbrücken – die Polizei hatte das Umfeld in Burbach gründlich und – sagen wir mal – eindringlich befragt.