seli schrieb:
Damit unterstellst Du Tobias bewußtes Lügen.
SCMP77 schrieb am 13.06.2018:Nein, woher sollte ich. Mit irgendwas meinte ich eine möglicherweise falsche Erinnerung. Suggestionen können eben dazu führen, dass sich falsche Erinnerungen in das Gedächtnis eingraben, dafür sind Kinder sehr empfänglich. Und auch im Erwachsenenalter ist die Trennung von Suggestion und wirklich erlebten dann kaum möglich. Es gibt auch auch zumindest einen Fall eines Erwachsenen, mit normalem IQ, wo über längere Zeit quasi dran gearbeitet wurde. Er war dann überzeugt, ein Verbrechen begangen zu haben.
@SCMP77Lies dir bitte den zitierten Artikel aus der Süddeutschen durch. Tobias´Mutter, die für die Wirtin als Leibeigene anschaffen musste, hat erzählt, was se und ihr Sohn Tobias erlitten haben.
SCMP77 schrieb am 13.06.2018:Es lief ja nicht am Tresen ab, es gab doch einen separates Kämmerchen,...
Ich hatte das schon erklärt, man wird nie sicher stellen können, dass ein Kind nicht dabei schreit. Regelmäßige Missbrauchsfälle, wie es Tobias behauptet, wären da durch die Primitivbauweise sicherlich aufgefallen. Das Teil hatte ein einfaches Welldach, wird auch nur sehr dürftig isoliert gewesen sein. Aber das habe ich hier schon gesagt. Außerdem fahren da nicht nur Leute vorbei, sicherlich gibt es aus Passanten, welche da vorbei laufen. Hätte man Schallschutzeinbauten gefunden, dann wäre das anders gewesen. Sicherlich zieht eine solche Bude ein gewisses Klientel an, aber verhindern kann man nie , dass nicht doch jemand anders daher kommt um ein alkoholisches Getränk bittet, weil dei Läden schon zu sind.
@SCMP77Krimielle gehen größere Risiken ein, als Bürger die sich an die Gesetze halten.
Insofern kein entlastendes Argument, dass "etwas gehört werden könnte".
Zum Anderen weiss man ganz genau, ob ein Kind in der Lage ist laut zu rebellieren, oder ob es so eingeschüchtert ist, dass es nicht schreien wird.
Tobias´Mutter hat beschrieben, wie ihr Sohn während der Vergewaltigungen ruhig gestellt worden ist.
Der Siebenjährige (Tobias) hatte früher zusammen mit seiner leiblichen Mutter Andrea M. im Haushalt der heute 52-jährigen Christa W., der Wirtin der Tosa-Klause, gewohnt. Im Januar 2001 hatte Christa W.'s Bruder dem Jugendamt mitgeteilt, das Kind werde bei seiner Schwester mit verdorbenen Nahrungsmitteln gefüttert, müsse in einem kalten Zimmer leben und werde als Drogenkurier missbraucht. Danach wurde das Kind aus dem Haushalt der Christa W. entfernt.
Seiner neuen Pflegemutter fällt Tobias bald durch für sein Alter ungewöhnliche sexuelle Verhaltensweisen auf. In den darauf folgenden Monaten berichtet der Junge zunächst zögernd, dann immer häufiger von sexuellen Übergriffen durch seine eigene Mutter, durch Christa W. und durch eine Reihe ihm unbekannter Männer.
Jetzt ergehen die ersten Haftbefehle. Andrea M., Tobis Mutter, macht schon bei ihrer ersten Vernehmung Angaben, die weit über das hinausgehen, was das Kind erzählt hatte.
Die Ermittlungen im Umfeld der Tosa-Klause ziehen immer weitere Kreise. Im Januar 2003 gesteht ein 49-jähriger Hilfsarbeiter, der gelegentlich in der Tosa-Klause verkehrte, im Hinterzimmer der Kneipe sowohl Tobias als auch Pascal sexuell missbraucht zu haben, und zwar zuletzt am 30.September 2001, dem Tag, an dem Pascal verschwand.
(Während polizeil. Befragung)
Eine Woche später bestätigt Andrea M. (Tobias Mutter) diese Angaben. Sie selbst, gesteht sie, sei es gewesen, die Pascal mit dem Kopf in ein Kissen gedrückt habe, um ihn ruhig zu stellen, während er von einem Kunden der Tosa-Klause vergewaltigt wurde.
Andrea M. ist eine kleine, etwas korpulente Frau mit rundem Gesicht und kurzen, grauen, stark gelockten Haaren. Sie sieht deutlich älter aus als 40 Jahre. Ein Strickzeug würde ihr gut stehen. Ihr Intelligenzquotient liegt laut psychiatrischem Gutachten an der Grenze zum Schwachsinn. "Ich bin halt langsamer als die anderen", sagt sie.
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Im März 1984, da war Andrea 19 Jahre alt, wurde die Mutter ermordet. "Mein damaliger Freund hat sie umgebracht", sagt Andrea M., aber warum, das wisse sie nicht. Drei Monate später wird sie wegen ihrer Intelligenzschwäche unter Pflegschaft gestellt; die folgenden Jahre verbringt sie in Frauenhäusern, sozialpsychiatrischen Anstalten, Behindertenwerkstätten, aber zwischendurch auch immer wieder im Obdachlosenmilieu und auf dem Straßenstrich.
In sieben Jahren bringt sie vier Kinder zur Welt. Sie gibt sie alle zur Adoption frei. "Ich konnte mich nicht um sie kümmern", sagt sie. "Ich hab' nicht gewusst, wer die Väter sind."
Eines Tages, als sie da im Regen auf der Straße steht, wird sie, wie sie dem Gericht erzählt, von einem Mann aufgelesen, der sie mit zu sich nimmt. Er behält sie eine Zeitlang bei sich, aber als sie nicht mehr mit ihm schlafen will, bringt er sie zu seiner Schwester und holt sie nicht mehr ab. Die Schwester ist Christa W., die spätere Wirtin der Tosa-Klause.
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Im September 1993 wird Christa W. als amtliche Betreuerin für Andrea M. bestellt. "Ich hab mich ganz gut mit ihr verstanden", sagt Andrea M.. "Sie hat mir ein Zimmer vermietet. Sie hat mich aufs Sozialamt geschickt. Sie war halt Tag und Nacht für mich da. Ich konnt' mit ihr schwätzen."
Aber Christa W. schickt ihren Schützling nicht nur aufs Sozialamt, sondern auch auf den Strich, und kassiert das Geld dafür. Die Freier, sagt Andrea, habe sie zuerst mit zu sich aufs Zimmer genommen, später, in der Bülowschenke, "hatt' ich eine Matratze im Schankraum", und in der Tosa-Klause seien die Geschäfte dann im "Kämmerchen" abgewickelt worden, "auf der Pritsch'".
Christa W. fordert von Andrea M. 500 Mark Miete und 400 Mark Kostgeld monatlich, das ist praktisch die ganze Sozialhilfe. Den Prostitutionslohn kassiert Christa W. direkt von den Freiern.
Was Andrea M. trinkt, das wird auf einem Bierdeckel notiert und später vom Taschengeld abgezogen. "Ist ja ein schlechtes Geschäft", konstatiert der Vorsitzende Richter. "Ich weiß", antwortet Andrea M.
"Stimmt es, dass Sie es vor allem mit älteren Männern machen mussten?" "Ja." "Und dass Frau W. dafür abends extra noch Gäste einbestellte?" "Ja." "War das denn freiwillig?" "Ja", sagt Andrea M. zuerst, aber dann, auf Nachfrage, ändert sie ihre Aussage: "Ich hab's nur gemacht, weil ich nicht mehr auf die Straß' wollt'."
Im Januar 1995 kommt Tobias, Andreas fünftes Kind, zur Welt. Wieder ist der Vater des Kindes unbekannt. Sie will auch Tobias zur Adoption freigeben, "aber die Frau W. hat gemeint, ich soll's mir nochmal überlegen". Also behält sie das Kind.
Christa W. wird vom Jugendamt als Vormund für Tobias eingesetzt. Die 600 Mark Erziehungsgeld werden halbe-halbe geteilt. Dass Tobias von Christa W. vernachlässigt worden sei, bestreitet die Mutter. "Aber mit den Sachen, die sie mit Tobi gemacht hat, war ich nicht einverstanden. Ich hab' ihr gesagt, dass ich das nicht okay finde, aber da hat sie mir mit Rauswurf gedroht."
Was waren das für Sachen? Der Anklage zufolge hat Christa W. in der Zeit zwischen dem Spätsommer 1999 und dem Januar 2001 - Tobias war also zwischen viereinhalb und sechs Jahre alt - verschiedenen Gästen der Tosa-Klause bei mindestens vier verschiedenen Gelegenheiten "gegen einen Preis von 20 Mark das Recht verkauft, sich an dem Kind Tobias gewaltsam sexuell zu vergehen", wobei in mindestens einem Fall die leibliche Mutter Andrea M. Beihilfe leistete, indem sie "das Kind festhielt, weil es sich heftig schreiend und strampelnd wehrte".
"War es so, Frau M.?", fragt der Richter. "Von Geld weiß ich nichts, zu dem anderen möcht' ich nichts sagen", antwortet sie.
Und wie verhält es sich mit dem Anklagevorwurf, sie habe es in der Wohnung des Angeklagten Dieter S. im französischen Forbach zugelassen, dass ein anderer Mann ihren Sohn Tobias in ihrer Gegenwart vergewaltigte? Ja, sagt sie, das stimmt. Und hat das Kind sich gewehrt? Ja, es hat geschrien und gestrampelt.
Richter Ulrich Choduba,...kann jetzt seine Empörung kaum verbergen. "Und wie haben Sie reagiert, muss man ja mal fragen?" Lange schweigt Andrea M. "Dazu möchte ich nichts sagen", antwortet sie dann.
Sie berät sich kurz mit ihrem Verteidiger. "Sie möchte dazu nichts sagen, weil sie sich schämt", erklärt der Anwalt. Der Anklage zufolge hat Andrea M. den 61-jährigen Dieter S. oral befriedigt, während ihr kleiner Sohn daneben auf dem Sofa von einem anderen vergewaltigt wurde.
https://www.sueddeutsche.de/panorama/pascal-prozess-und-sie-liessen-es-geschehen-1.672760-2