Pascal Zimmer (5) - Seit 2001 vermisst!
06.06.2018 um 07:44abberline schrieb:Wie kam eigentlich die Aussage der Stiefschwestern zustande? Normalerweise denkt man sich ja nicht einfach eine Geschichte aus und beschuldigt sich selbst. Und dann auch noch zu zweit. Abgesehen davon, dass sich das Ganze wohl als Unsinn herausstellte, warum das alles?Das Problem ist, dass eine Verhör/Befragungssituation durch Ermittler alles andere ist als "normalerweise". Es gibt da eben schon genug andere Beispiele, wo ganze Gruppen dazu gebracht wurden, etwas falsches zu gestehen.
Es dürfte die Situation, die Befragungsart ein sehr großer Einfluss haben.
Es gibt aber auch Fälle, wo falsche Geständnisse abgelegt wurden, weil man meint, jemanden decken zu müssen. So gibt es zumindest einen bekannten Fall hier in Deutschland. Und das dubiose an diesem Fall ist, dass der Partner, von dem der Ehenmann ausging in den Fall verwickelt war, zum Prozess schon verstorben war. Trotzdem widerrief der Eheman nicht das Geständnis. Er war 2 1/2 Jahre zu Unrecht im Gefängnis.
http://www.taz.de/!718156/
Falsche Geständnisse gehören eben zu den meist nicht verstehbaren Dingen in der Kriminalistik. Verstehen könnte man das vielleicht besser, wenn generell Befragungen von Zeugen- und Beschuldigten von Anfang an per Video aufgezeichnet wird und man in solchen Fällen, wo zumindest sich eine falsches Geständnis herausgestellt hat oder zumindest wahrscheinlich ist, das dann minutiös analysiert um für die Zukunft davon zu lernen.
Ob das aber gelingt? Aber hier fehlt schon die Grundlage, eine Aufzeichnung ist gesetzlich nicht vorgeschrieben.
Obgleich solche Sachen erfolgen, haben Gerichte mit dieser Möglichkeit massive Probleme was Statistiken anderere Länder auch beweisen. Auch unter den Ermittlern gilt als Königsbeweis das Geständnis und ist dürfte da viel Druck und "Überzeugungsarbeit" aufgewendet werden, an ein solches zu gelangen. Und das bewirkt in manchen Fällen, dass es gerade bei noch nicht gefestigte Menschen (Kinder, Jugentliche, geistig Behinderte, mancher Erwachsene ) zu falschen Geständnissen kommt, wodurch dann gezeigt wird, dass diese Befragungs-Methoden nicht adäquat waren.
Leider ist Deutschland ein Land, was nicht wirklich Interesse zeigt, die Wirksamkeit seiner Justiz auch in solchen kritischen Fällen zu hinterfragen. Andere Länder sind da offener. Die letzte Statistik hierzu ist schon fast ein halbes Jahrhundert her (1970, http://de.in-mind.org/article/falsche-gestaendnisse-warum-unschuldige-menschen-verbrechen-gestehen-die-sie-nicht-begangen) und man hat somit keinerlei Kontrolle, ob die Erkennung falscher Geständnisse heute besser oder sogar schlechter ist, als damals, eigentlich vollkommen unverständlich.
Und im vorliegenden Fall darf man auch nicht vergessen, auch bzgl. der Angeklagten konnte das Gericht sich kein wirkliches Bild machen, ob die Geständnisse überhaupt einen wahren Kern beinhalteten, zu widersprüchlich und unexakt waren deren Angaben. Wenn in einem einzigen Fall, die Problematik sich an zwei unabhängigen Gruppen plötzlich zeigt, sollte man ihren gemeinsamen Nenner ganz genau unter die Lupe nehmen und das sind die Befragungsmethoden der beteiligten Ermittler. Was war da schief gelaufen?