Ich hätte da noch eine dritte Variante, die u.A. den Vorteil hat, ohne dunkle Verschwörungen auszukommen.
Im dem gleichen WHV, welches auch diese Anwalts-Verschwörung erzählt, wird ja der Verdacht erweckt, der FH (und FH-Arzt) würden unerklärlicherweise ihre Aussagen ändern, Videos zurückhalten, Inventarlisten verschwörerisch manipulieren (das "fehlende Cefzil") usw.
Es wird auch ausdrücklich berichtet, dass SM im Beisein ihres Anwaltes beim zweiten Besuch des FH einen lautstarken Streit mit dem Flughafenpersonal anfing, was darin endete, dass beide den FH verliessen bzw. "verlassen wurden".
Unser Flughafenexperte hier (
@SGarcia) hat die "Inventarlisten-Verschwörung" (laut WHV) dann ja vor kurzem sehr sachkundig und plausibel aufgeklärt: Es handelt sich bei den unterschiedlichen Listen hier um 1) eine Liste, die alle in LM's Gepäck
gefundenen Gegenstände auflistet (inklusive Cefzil), und 2) Eine Liste, die alle Gegenstände auflistet, die an SM
herausgegeben wurden (ohne Cefzil, da verschreibungspflichtiges Medikament).
SM hat also augenscheinlich einen grossen Aufstand um letztendlich nichts gemacht, und sich dabei aus Sicht der Bulgaren wie die Axt im Walde verhalten (ich erlaube mir hier ausdrücklich kein Werturteil darüber, ob SM's Verhalten hier unangemessen oder kritikwürdig war. Wir müssen dabei immer bedenken, dass dies eine Ausnahmesituation war, und sie als Mutter natürlich unter extremen emotionalem Stress stand. Ausserdem dürfte auch die Sprach-und Kulturunterschiede die Kommunikation nicht einfacher gemacht haben).
Wir habe also - auch durch das WHV - eine Lagebeschreibung, welche uns darauf hinweist, dass die Situation als ein "Mutter & Co. kämpfen gegen unfähige/unkooperative/verschwörerische Behörden etc." aufgefasst wurde. Es ist gut denkbar, dass sich SM auch in anderen Situationen ähnlich verhalten hat. Gleichzeitig lese ich zwischen den Zeilen, dass SM immer wieder neue Ideen in das Gespräch brachte, die von einem (wohl emotional weniger betroffenen und sachlichen) Anwalt nicht geteilt wurden.
@SGarcia hat dies mal - wie ich finde treffend - so kommentiert:
SGarcia schrieb am 01.10.2020:Klar, sie hat deutlich mehr Informationen aus erster Hand, da sie mit den fünf Männern sprach, vor Ort war, die Sprache nicht kann, sich vielleicht nicht richtig verstanden fühlte oder schlecht behandelt fühlte, weil die Puppen eben nicht so tanzten, wie sie es wollte, wie Herausgabe von Überwachsungskameraaufzeichnungen, Herausgabe der Dienstplänen und Mitarbeiterlisten und eigene Befragungen mit einen Privatdetektiv, was er vielleicht darf, aber niemand muss mit einem inofiziellen Privatermittler reden, der auch noch Ausländer ist. Auch seine Ermittlungsversuche basieren auf reines Entgegenkommen so mancher Zeugen. Wenn sie viellecht entsprechend charakterstark ist, wird ihr das nicht gepasst haben und in solch einer Ausnahmesituation kommt es halt zu der Mischung von Trauer und Wut und sieht die, die einem nicht nach den eigenen Vorstellungen reagieren, als Gegner, Feinde, Vertuscher, Komplott. "Ich bin in einer verzweifelten Lage, aber niemand will mir helfen". Dabei wurde ihr geholfen, wie es nach rechtstaatlichen Prinzipien in einem EU Land möglich ist, aber sie sieht es eben anders, basierend auf Unkenntnis und die EU ist eben nicht die USA, wo Zeugen im Stil von Medical Detectives, verhört werden, manipuliert werden, belogen und unter Druck gesetzt werden, um eine Aussage oder Geständnis zu erpressen.
Die Aussagen des Anwalts finde ich vor diesem Hintergrund alles andere als mysteriös. Das folgende Szenario halte ich für das wahrscheinlichste:
Er ist ein lokaler Anwalt, der in Bulgarien praktiziert und hier seine Kontakte und sein Netzwerk hat, wovon sein Einkommen abhängt. Er merkt, dass das Verhalten von SM aus Sicht der Bulgaren unangemessen ist, und sie durch ihr Verhalten seine Kontakte verbrennt. Diese Kontakte spielten dies dann an den Anwalt zurück, im Sinne von "Du, Anwalt, das geht gar nicht wie deine Mandantin sich verhält, bekomm die mal unter Kontrolle, sie eckt hier überall an und behindert die Arbeit". Da ihm das dann nicht gelingt, da SM immer wieder forsch auftritt mit neuen, aus seiner Sicht unwahrscheinlichen Ideen, und überall Verschwörungen/Unkooperativität vermutet, gibt er das Mandat ab.
Wenn man dies im Hinterkopf behält, und dann auch daran denkt, dass diese "Anwalts-Geschichte" von dem gleichen Insolito erzählt wird, der ebenfalls an eine "Listen-Verschwörung glaubt", liest sich der Text ganz anders:
Palio schrieb:Einige Zeit später kündigte Sandra den Anwalt, weil dieser sich immer merkwürdiger verhielt und seltsame Äußerungen von sich gab, was Lars betraf. Jegliche Vermutung, die sie ihm unterbreitete, schlug er ab und zweifelte er an. Irgendwann sagte er, dass sie aufhören soll nach ihrem Sohn zu suchen. Kontakte von ihm gaben ihm diesen gut gemeinten Rat.