Vermisstenfall Lars Mittank
25.09.2020 um 16:46Palio schrieb:Du meinst, weil Lars Mittank so psychotisch wirkt, könnte seine Mutter ihm einen Strick draus drehen und erreichen, dass andere das auch (fälschlicherweise) von ihm denken? Merkst du, dass du die Vorgänge und ihre Interpretation verdrehst, so dass sie zu deinem Vorurteil Sandra Mittank gegenüber passen?Danke für diesen sachlichen und objektiven Beitrag.
Für eine Hypothese und einen späteren Erkenntnisgewinn muss man hier die Beobachtungen zunächst sammeln, erfassen und diese dann mithilfe von objektiven Hinweisen evtl. passenden Grundlagen bzw. Gesetzesmäßigkeiten zuordnen.
Wir sehen in diesem Fall das Weglaufen eines erwachsenen Menschen. Eine Gefahrensituation bestand objektiv nicht. Wir wissen, der Entschwundene ist nie zurückgekehrt. Wir wissen, er war im Urlaub, der Urlaub war zu Ende, er befand sich auf dem Flughafen.
Das Erwartete war eine Rückkehr nach Deutschland, nach Hause und Wiederaufnahme der vorher praktizierten Lebensgewohnheiten. Das ist das, was die meisten Menschen nach einer Pauschalreise machen, das ist auch das, was bei Lars Mittank keinen verwundert hätte und kann damit berechtigt als das "Normale" angesehen werden.
Warum gab es also diese Abweichung von der Normalität?
Hierzu gibt es zwei grundsätzliche Hypothesen:
Er lief weg, weil er nicht nach Hause wollte, sondern ein neues Leben in Bulgarien anfangen wollte.
Er lief weg, weil er einen psychotischen Schub hatte.
Nächster Schritt der Überlegungen sind Erfahrungswerte:
Wie oft kommt so etwas passend zu dem einen Grund oder passend zu dem anderen Grund vor, wie oft machen Menschen so etwas auf diese Weise?
Damit kommt man zu Wahrscheinlichkeiten.
Nun kann man klar sagen, dass sich Menschen unter einem psychotischen Schub eher völlig deviant verhalten als Aussteiger.
Es gibt andere Fälle, bei denen Menschen plötzlich davonlaufen, weil sie unter einer Wahnvorstellung leiden.
Es gibt auch Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt für immer wechseln, auch recht spontan, aber nicht derartig spontan, unvorbereitet und unabgesichert.
Das plötzliche überraschende Weglaufen ist also zunächst mal untypisch für ein Aussteigen, aber typisch für eine Wahnvorstellung,.
Nächster Schritt:
Gibt es Anzeichen für das eine oder das andere?
Anzeichen für eine beginnende Psychose wurden hier genannt, ebenso vergleichbare Fälle.
Was ist mit der Aussteigerthese?
Hat Lars Mittank selbst mal geäußert, dass er den Kontakt zu seinen Eltern abbrechen möchte? Hat er Vorkehrungen getroffen, sein altes Leben aufzulösen, ein neues Leben zu beginnen? Hat er sich von irgendwem aus seinem alten Umfeld verabschiedet, seine Sachen verschenkt, Interesse am Auswandern gezeigt, Kontakt (auch online) zu neuen Leuten aufgenommen oder andere Anzeichen gegeben, die so etwas vermuten lassen? Wichtig: Lars selbst muss diese Hinweise gegeben haben. Unzulässig wäre das Argument "Ich an seiner Stelle würde aber..."
Zudem wären diese Fragen zu beantworten:
Medica schrieb:
Wenn er nicht zurück zu seiner Mutter wollte sondern dort bleiben oder abtauchen wollte, dann kommen ein paar Ungereimtheiten auf
Wenn es für ein Aussteigen keine Anzeichen gibt und Vergleichsfälle eines Aussteigens ohne jegliche Anzeichen auch nicht zu benennen sind und die These nur am Weglaufen an sich und dem strikten unbegründeten Ausschluss der Annahme einer psychischen Erkrankung festgemacht wird, dann kann man diese These am Ende als eine unwahrscheinliche Möglichkeit beiseiteschieben.
Eine unzulässige Methode ist es übrigens, die eigenen Empfindungen wie Sympathie Lars Mittank oder Antipathie seiner Mutter gegenüber als Argument einzubringen.
Beispiel:
Kriegerin111 schrieb:
Ihr Verhalten rund um Urlaub und Flughafen war schon sehr übergriffig und unangemessen
"Gegenargument" :
Ihr Verhalten war genau angemessen und fürsorglich. Lars Mittank hat es dankbar angenommen, er wollte gern nach Hause, konnte es aber nicht, da er Wahnvorstellungen entwickelte.
Kriegerin111 schrieb:
Für den Fall, dass er gefunden wird oder sich meldet, würde sie sich niemals mit einem es geht mir gut,ich will keinen Kontakt zufrieden geben.
"Gegenargument" :
Wenn er gefunden wird, wird Lars Mittank langsam sein Gedächtnis zurückerlangen und sich freuen, dass seine Mutter nicht aufgegeben hat, ihn zu suchen.
Das sind Spekulationen ohne Hand und Fuß, die allein auf subjektiven Empfindungen basieren und damit keine weiterführenden Argumente.
Coconut19 schrieb:
Ausserdem ist, egal, was es nun für eine Ursache gab, immer noch nicht geklärt, warum Lars nicht wieder aufgetaucht ist.
Auch das wurde schon diskutiert, auch unter dem Gesichtspunkt mentale Erkrankung, weiter gelaufen und verunfallt, im Rahmen der Psychose wahnhafte Nahrungsverweigerung und verhungert/verdurstet, im Rahmen einer allgemeinen psychischen Erkrankung suizidiert, oder hält er sich einfach versteckt, weil er doch noch klare Momente hat, merkt das etwas nicht stimmt, aber nicht behandelt werden will?
Da gibt's ja nun jede Menge Möglichkeiten.
Auch hier kann man Wahrscheinlichkeiten benennen. Bei ohne ersichtlichen Grund Verschwundenen sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sie lebend wieder auftauchen mit der Zeit des Verschwindens immer weiter.
Ich stimme dem uneingeschränkt zu.