Mel1978 schrieb:Ja vielleicht ist es nicht erlaubt Fotos von Fremden zu veröffentlichen, aber sie setzt da ihre Prioritäten.
Es ist nicht "vielleicht verboten" sondern ganz ohne wenn und aber nicht erlaubt.
Und selbstverständlich steht es jedem frei seine eigenen Prioritäten über geltende Gesetze zu stellen, aber dann sollte man eben auch die damit verbundenen Konsequenzen tragen.
Wenn mich mein Nachbar nervt weil er dauernd im Garten laut singt, dann kann ich meine Priorität Ruhe zu haben mit wenigen Axthieben über geltendes Recht stellen, darf dann aber nicht meckern, wenn jemand mit Handschellen vor meiner Tür steht und erwartet, dass ich dafür Rede und Antwort stehe und die Konsequenzen trage.
Mel1978 schrieb:Den Leuten sie da veröffentlicht werden, steht es ja frei dagegen vor zu gehen.
Das ist so einfach nur falsch.
Heut zu Tage sind selbst die meisten Handykameras so gut, dass man demjenigen das Gerät nicht mehr vors Gesicht halten muss, sondern Leute aus etwas Entfernung fotografieren kann ohne das die ahnen, dass es ihre Visage ist um die es geht und sogar ohne das sie es mitkriegen.
Wie soll solch eine Person, selbst wenn sie nicht obdachlos wär denn bitte mitbekommen, dass sie grade zum neuen Gesicht des Tages einer Homepage übereifriger Freizeitdetektive gewählt wurde und dagegen vorgehen?
Wenn jemand bei Dir einbricht und Dir Sachen klaut, bist Du dann auch so richtig zufrieden damit, dass Du ja dagegen vorgehen kannst, oder findest Du es nicht eher gut in einem Land zu leben in dem die meisten Menschen das gar nicht erst machen, weil es verdammt nochmal einfach nicht erlaubt ist bei Leuten einzubrechen und ihre Sachen zu klauen?
Mel1978 schrieb:Aber ich denke wenn sie die Hintergründe erfahren, dass es um den vermissten Sohn geht und das das Foto im Anschluss auch direkt gelöscht wird, wird wohl jeder Verständnis haben.
Das kannst Du ja denken, aber wer es einfach tut ohne denjenigen zu bitten eben eine formlose Einverständniserklärung zu unterschreiben, die man dem Seitenbetreiber dann mitschicken kann, der hat wohl selbst erkannt, dass das überhaupt nicht jedem Recht ist.
Mel1978 schrieb:Ich hätte es jedenfalls.
Jup, Du vielleicht, ich würde mir das verbitten und wie
@HollyGi schön erklärt hat gibt es auch Menschen, grade ohne festen Wohnsitz, die gute Gründe haben warum sie nicht wollen, dass ihr Gesicht samt Aufenthaltsort auf Webseiten zu sehen ist.
Jup, ein Kind zu verlieren ist eine schlimme Sache, aber es berechtigt einen nicht über die Rechte anderer derart hinwegzuwalzen.
Mel1978 schrieb:Und das ganze als Jagd auf Obdachlose zu bezeichnen, finde ich auch nicht gut. Lars wird nun mal vermisst
Ja er wird vermisst, aber ich habe auch mindestens eine Fernsehsendung gesehen bei der nicht nur Sandra M. anwesend war, sondern auch ein Fachmann, der ihr wie allen Zuschauern sehr sachlich dargelegt hat, dass dieses:
"Vielleicht hat er eine Amnesie und weiß einfach nicht mehr wer er ist." ein reines Hoffnungsszenario ist dessen Wahrscheinlichkeit sinngemäß irgendwo zwischen "Vom Blitz getroffen werden" und "Den Lotto Jackpot knacken" liegt.
Und das war einige Wochen bzw wenige Monate nach seinem Verschwinden, nicht
Jahre.
Das bedeutet, dass wenn Lars wider Erwarten noch am Leben ist, dann ist es der wahrscheinlichste Fall, dass er mit Absicht keinen Kontakt mehr zu seinem "alten Leben" hat.
Und wie Du sagst er wird "vermisst". Sogar auf der Suche nach Serienkillern wird nicht dazu aufgerufen Leute zu fotografieren und diese Fotos dann auf private Webseiten hochzuladen.
Von Lars geht mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit keinerlei Gefahr für die Allgemeinheit aus und wenn er jetzt noch lebt ist auch eine unmittelbare Selbstgefährdung nicht mehr anzunehmen.
Im Anbetracht dieser Tatsachen ist es schon grenzwertig 6 Jahre nach seinem Verschwinden einfach mal zu behaupten Lars sei vermutlich "Verletzt und Desorientiert", wenn er nach diesen 6 Jahren noch lebt, dann brauch man nicht heimlich Fotos machen und an irgendwelche Leute schicken, dann kann man die Person einfach ansprechen und
fragen.
Bei der Darstellung wird nicht nur dazu aufgerufen wildfremde Menschen mal eben ungefragt zu fotografieren, es ist auch Lars gegenüber nicht sonderlich respektvoll.
Das ist doch kein entlaufener, verwirrter Hund bei dem man darum bittet Sichtungen zu melden statt ihn mit einem Einfangversuch weiter wegzutreiben.
Das ist ein Mensch der in einem derart verwirrten Zustand, dass er auf die Frage ob er der Gesuchte sei keine Auskunft mehr geben kann nach all den Jahren eher nicht mehr am Leben wär, gleich gar nicht auf der Straße.
Mel1978 schrieb:die Bitte an alle ist, wenn jemand ihn sieht ein Foto zu machen und der Seite zu schicken.
Und das ist eben bereits ein erheblicher Übergriff.
Warum lautet die Bitte nicht die Person anzusprechen?
Mel1978 schrieb:Die Chance das er es ist, war gegeben. Um das Überprüfen braucht man nun mal die Polizei.
Dann stellt sich aber immer noch die Frage warum erst heimlich Fotos machen soll statt einen Menschen einfach anzusprechen und die dann noch an eine Zivilperson zu senden statt einfach mall an die Polizei die doch ohnehin darüber befinden muss ob und wie sie dem Hinweis nachgeht.
sooma schrieb:Seien wir ehrlich: er verdient(e) doch gut am Narrativ.
Aber er verdient doch bereits genug daran, dass er offensichtlich nur den Auftrag hat einen lebenden Lars zu suchen und explizit nicht nach sterblichen Überresten.
Kann man da den Menschen um deren Privatsphäre es geht nicht zugestehen, dass Leute die helfen wollen diese ansprechen statt heimlich Fotos zu machen? oder befürchtet er, dass die Chance der Fall könne sich dann ohne seine Hilfe klären zu hoch sind?
HollyGi schrieb:Man könnte, wie du sagst, einfach eindrücklich darauf aufmerksam machen, dass Bilder von potentiellen Sichtungen nicht öffentlich gepostet werden sollen/dürfen
Genaugenommen müsste man das sogar und es im besten Fall auch ganz einfach unterbinden.
HollyGi schrieb:Wenngleich ich die Aufforderung der Seite, solche Bilder überhaupt zu machen, schon grenzwertig finde.
Ist sie ja auch. Warum nicht einfach dazu auffordern nachzufragen? Hab ich was verpasst und Obdachlose können nicht sprechen?
HollyGi schrieb:Ich denke, dass dieses "mitschleifen" aufs Revier auch etwas aufgebauscht wird.
Das kann auch durchaus sein.
Wenn ich so an die freundlichen Kontaktbeamten aus meiner Heimatstadt denke.
Da hast Du als Obdachloser bzw jemand mit begrenzten finanziellen Möglichkeiten durchaus mal zugestimmt "Ich komm mit, dann können wir das aufm Revier klären, einfach weil bekannt war, dass es dort zumindest immer nen heißen Kaffee oder Tee gab und so manch Polizist auch gern seine Lunchbox rübergeschoben hat.
So klärt man Fragliches in Ruhe und dafür gibt es ne kostenlose Mahlzeit.
HollyGi schrieb:Man kann sowas auch im Hintergrund klären, indem man das Bild privat an die FLM Seite und die Behörden übermittelt.
Idealer Weise nur an die Behörden, die müssen doch eh entscheiden ob und was zu tun ist.
Idrial schrieb:Warum er dann dennoch mitgenommen wird, ist mir ein Rätsel.
Vielleicht wirklich aufn Kaffee undn Schinkenbrötchen.
Mysteryhexe22 schrieb:Also wenn ich in einem Interview z. B. Sage, er sagte er habe Angst um sein Leben und dann hinterher sage, das habe ich so nicht gesagt, sie das aber nachweislich tat, dann ist das für mich ein widerspruch und nicht unglücklich formuliert.
Ich meinte nicht mal die Formulierung.
An die direkte Aussage, dass er um sein Leben fürchte kann ich mich auch nicht erinnern, nur daran, dass er sich bedroht und verfolgt gefühlt habe.
Aber es gibt eben auch Leute die sagen "Ich geh hier drauf." und bei Fremden sind die Ohren gespitzt, während sich ein Angehöriger fragt "Wie bei Deiner letzten Erkältung oder echt jetzt?"
Wie gesagt, das ist nur eine Vermutung, aber ich nehme an, dass die, die ihn näher kannten einfach wussten, dass er zu kindischem Verhalten neigt und einen Hang zum Dramatischen hat und seiner Mutter ggf erst im Nachhinein klar wurde, dass Behörden und Medien Lars nicht kennen und die Sache mit "Er fühlt sich bedroht." deswegen völlig anders gewertet haben als Lars Mutter das tat bis exakt zu dem Zeitpunkt zu dem der Kontakt abriss.
Mysteryhexe22 schrieb:Aber es ist nun mal so, das die EB wohl ehr genauer hinsehen, wenn nicht alles nach einem freiwilligen Verschwinden eines 28jährigen aussieht. Somit denke ich, das da aus Verzweiflung vielleicht manche Dinge dazu gedichtet bzw. dramatischer hingestellt wurden.
Normaler Weise würde ich dem zustimmen und das auch ok finden, verschwände mein Mann würde ich auch vorm Spiegel lügen üben und dann Burnout-Geschichten oder so erfinden, damit Polizisten die ihn nicht kennen nicht erst verstehen lernen müssen, dass er kein Mensch ist der einfach so abhaut.
Aber bei Lars Verschwinden war das zu keinem Zeitpunkt notwendig.
Bei dem Abgang den er hingelegt hat und das vor Zeugen und Kameras hat doch ziemlich deutlich gemacht, dass sein Verhalten erheblich von dem eines üblichen Aussteigers abweicht.
Ich halte es für mehr als nur unwahrscheinlich, dass die Frage ob man da erstmal abwartet oder direkt von einem Vermisstenfall ausgeht, bei dem man zumindest versuchen muss ihn aufzuspüren um sich zu versichern, dass er freiwillig verschwunden ist bei diesem Fall jemals auch nur ansatzweise zur Diskussion stand.
HollyGi schrieb:Wenn er ihm wirklich explizit davon abgeraten hätte, zu fliegen und ihm wirklich noch in Bulgarien zur Operation geraten hätte, warum wurde Lars dann nicht im Krankenhaus aufgenommen?
Weil er laut des Arztes (der keinen Grund hat zu lügen) sehr deutlich gemacht hat, dass er diese Operation nicht wünscht und sie lieber in Deutschland durchführen lassen möchte.
Das dürften Ärzte die Touristen betreuen ziemlich oft hören.
Wenn für Lars eine Operation in Bulgarien nicht in Frage kam, dann gab es schlicht und ergreifend keinen Grund ihn stationär aufzunehmen, sondern ganz im Gegenteil, dann galt es ein Antibiotikum zu verordnen um eine Entzündung abzuwenden oder ihr zumindest entgegezuwirken und ihm dann zu sagen, dass er sich dann mal auf den Heimweg machen soll um dort die OP durchführen zu lassen.
HollyGi schrieb:Und wenn er ihm gesagt hat, dass ein Heimflug bedenkenlos möglich ist
Das wird der Arzt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht gesagt haben.
Als Arzt kann man zwar durchaus Aussagen machen wie "Ich persönlich würde das für so einen kurzen Flug schon riskieren."
Aber dem Patienten zu sagen, dass es keine Bedenken gibt, das brächte den Arzt in die Haftung für jede Komplikation.
Ein Trommelfellriss ist keine Verletzung mit der man "auf keinen Fall fliegen" sollte, aber durch aus eine bei der ein Flug nicht unbedingt die cleverste Wahl ist, da als Arzt die Verantwortung für die Unbedenklichkeit eines Fluges abzugeben wäre ziemlich bescheuert.
HollyGi schrieb:denn mit diesem Wissen hätte man besser einordnen können, ob Lars sich zu diesem Zeitpunkt noch rational verhalten hat oder eben nicht bzw. ob bei ihm überhaupt der Wille bestand, nachhause zu fliegen.
Da er nicht in dieser Nacht irgendwie irgendwo verschwunden ist, sondern es trotz all des Stresses zum Flughafen geschafft hat, sich dort vom Flughafenarzt begeben hat um die Frage seiner Flugtauglichkeit endgültig zu klären, aber offensichtlich auch mit seiner Mutter über eine mögliche Heimreise per Bus gesprochen hat ist doch zum Einen so rational wie es in der Situation nur möglich ist und zum Anderen völlig sinnlos wenn er gar nicht vorhatte hatte nach Hause zu fliegen.
Warum sollte er sich sonst "zum Flughafen durchschlagen", dort stundenlang rumsitzen, dabei so gar nicht komisch wirken und 40 Minuten im Sprechzimmer des Arztes verbringen.
Das macht eine Psychose in meinen Augen ebenso unwahrscheinlich wie die Einnahme irgendwelcher Drogen.
In beiden Fällen würde dieser psychotische Ausnahmezustand nicht einfach mal ein paar Stunden "Pause" machen um dann derart massiv wieder zurückzukehren und nie wieder zu verschwinden.
inci2 schrieb:Also wenn es da jetzt einen Riss gab, kann es auch der alte gewesen sein.
Zumindest ein Facharzt hätte eigentlich sehen müssen ob die Verletzung schon älter ist oder relativ zeitnah entstanden.