KaMailLeon schrieb:Für mich machen seine Kumpels im Interview nicht den Eindruck das sie einen kranken Freund einfach mal so im Urlaub alleine zurücklassen...
Ich kann gut nachvollziehen, dass die Kumpels unter Druck standen. Der Kontakt zu Ärzten war ja hergestellt worden. (Es ist nur leider naiv zu glauben, dass das alles gut funktionieren wird.) Man hat sein Flugticket, will es nicht verfallen lassen. Man muss wieder auf seiner Arbeit erscheinen. Da sagt man sich dann: wird schon klappen.
Auf der anderen Seite: Bulgarien...kein reiches Land.
Hier kommt immer wieder das Stichwort Organmafia auf. Das ist in dem Zusammenhang Blödsinn, zeigt aber doch, wie gering das Vertrauen in die Polizei dort ist.
Man kann super Urlaub am Goldstrand machen, man feiert, flirtet, genießt die Sonne, reist wieder ab und hatte einen tollen Urlaub.
Aber wenn es nicht glatt läuft, lernt man unter Umständen die unangenehmen Seiten eines Landes kennen. Da reicht ja schon ein blöder Autounfall mit Blechschaden.
Ich finde total wichtig, dass jeder, der von dem Fall hört, mal überlegt, was er machen würde/könnte.
An wen kann man sich in einem so dramatischen Fall in einem fremden Land wenden?
Hat man die Telefonnummern der Angehörigen in Deutschland?
Psychisch Kranke entledigen sich schnell von allem Ballast, schmeissen ihre Handys weg, lassen ihr Gepäck irgendwo stehen, ziehen ihre Schuhe aus, laufen barfuß.
Dann ist natürlich die Frage, wer hat die Telefonnummern der Eltern/Geschwister zu Hause?
Nächste Frage, die vor Ort ganz wichtig ist:
Hatte der kranke Freund/Freundin in der Vergangenheit schon mal so einen Zustand?
Wurde das aus Scham von dem Kumpel u. seiner Familie verschwiegen?
Bei einem Freund meines Freundes treten solche Zustände ca. alle 7 Jahre auf.
Und darüber spricht niemand gerne, aus Scham.
Das muss natürlich das ärztliche Personal vor Ort erfahren.
Es ist ja nicht so, dass so etwas täglich passiert. Aber es kann. Und einer der Kumpels muss sich dann opfern, sein Flugticket verfallen lassen und aufpassen, dass der Kumpel nicht unter die Räder kommt.
Vielleicht bleibt er danach auf seinen Kosten sitzen.
Aber das muss einfach sein.
Man darf einen gesundheitlich angeschlagenen Menschen in einem fremden Land nicht alleine lassen.
Erst wenn ein sicheres Netz steht (der Kumpel ärztlich versorgt wurde, wenn er in einem Krankenhaus ist, wenn er völlig normal ansprechbar ist, wenn die Familie in Deutschland informiert wurde) darf man abreisen.
Ich weiss, dass das ein hoher Anspruch ist. Gerade, wenn man nicht wirklich befreundet ist, nur ein bisschen Spaß zusammen wollte.
Aber denkt daran, das könnte euch widerfahren und eure Kumpels lassen euch zurück, fliegen nach Hause.
Es geht mir nicht um um Vorwürfe.
Es geht mir generell um die Frage, wie man sich verhalten sollte.
Oder: was wünschen wir uns für uns selbst?
