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Doppelmord Babenhausen

26.333 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, 2009, Nachbar ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Doppelmord Babenhausen

Doppelmord Babenhausen

19.07.2018 um 11:34
Zitat von RomySRomyS schrieb:Wenn unsere Justiz das anders sieht, beuge ich mich dem allerdings.
Das müssen wir auch. Die Herrschaften haben das Urteil "im Namen des Volkes", also in unser aller Namen gesprochen.
Man darf aber auch nicht übersehen, dass die Richter sämtliche Zeugen und den Angeklagten Auge in Auge erlebt haben. Da kann es durchaus sein, dass der letzte Zweifel verpufft.
Sie haben und brauchen Ermessensspielraum, den sie auch nutzen.
Nimmt man das mit dem "Im Zweifel für..." zu genau, dann wird das Urteil vom BGH kassiert. Auch das ist schon passiert. Ein Fall aus Magdeburg, wenn ich es recht erinnere.


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19.07.2018 um 11:35
Vielleicht ist das hier schon ausführlich diskutiert worden, dann bitte um einen Hinweis. Wie kam die Kripo überhaupt auf die Anleitung www.silencer.ch/petsd.pdf?

Wenn ich das Urteil (S. 32 f., S. 126 f.) heranziehe, dann lief das folgendermaßen ab:

1. Die Kripo vermutete aufgrund der Tatortspuren einen selbstgebauten Schalldämpfer und googelte "Schalldämpfer, Bauschaum".

2. Sie stießen auf die Internetseite www.scilencer.ch, einer der ersten Treffer und die einzige "Anleitung" unter www.silencer.ch/petsd.pdf.

3. Im Wege eines Rechtshilfeersuchens über die Staatsanwaltschaft des Kanton Zürichs wurde durch deren Beschluss vom 28.05.2009 die
Sicherstellung der IP-Adressen der Nutzer veranlasst, die seit November 2008 auf diese Internetseite zugegriffen hatten.

4. Rund 270 IP-Adressen aus der "näheren Umgebung" des Tatorts (60 km rund um Babenhausen) wurden abgeglichen. Treffer beim Arbeitgeber von A. Darsow.

5. Die Daten beim Arbeitgeber ergeben: Darsow habe „Schalldämpfer, für Waffen, Wasserflasche" bei Google eingegeben und sei - schnurstracks - bei www.silencer.ch/petsd.pdf gelandet. Nach 10 Minuten "Studium" habe er diese ausgedruckt.

Wenn ich heute nach "Schalldämpfer, Bauschaum" google, finde ich eine Vielzahl von Seiten, auch von Youtube-Filmen undundund. Überhaupt scheint sich die Methode doch einiger Beliebtheit erfreut zu haben. Auch in Deutschland.

https://www.stern.de/panorama/stern-crime/eislingen-prozess-schalldaempfer-aus-cola-flaschen-3335918.html

Wie kam also die Polizei auf die Webseite und die Schweizer IT-Firma? War das ein Glückstreffer? Oder wurden noch viel mehr Betreiber von Webservern geprüft?

Wie lebensnah ist es, dass A. Darsow in seinem Büro nur „Schalldämpfer, für Waffen, Wasserflasche" bei Google eingibt, bei www.silencer.ch/petsd.pdf landet, liest und ausdruckt?

Und nicht mehr? Keine anderen Seiten? Keine weitere Vor- oder Nachrecherche?


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19.07.2018 um 11:39
Zitat von ButzellerButzeller schrieb:Er hat es doch selber formuliert: er sage nicht, dass er den festen Eindruck habe, dass AD unschuldig sei, glaubt aber, dass er so nicht hätte verurteilt werden dürfen.
Auf die Schuld des Angeklagten kommt es dem Strafverteidiger nicht an, ja, darf es sogar nicht ankommen. Seine Aufgabe ist es, für ein faires Verfahren zu sorgen.


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19.07.2018 um 11:43
Zitat von monstramonstra schrieb:Und nicht mehr? Keine anderen Seiten? Keine weitere Vor- oder Nachrecherche?
Im wesentlichen soll es so gewesen sein wie du es beschreibst.

Tatsächlich soll der erstbeste Treffer ausgedruckt und verwendet worden sein.

Keine weitere Recherchen, auch nicht nach einer tauglichen Waffe.


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Tiho ehemaliges Mitglied

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19.07.2018 um 12:11
@Ma_Ve
@monstra
nun mich wundert wie man an die daten der anschlussinhaber gekommen ist?
Die anfragen müssen an die jeweiligen provider gegangen sein mit den rechtlichen hürden die es gibt.
Und ob und wie lange die provider speichern und auskunft erteilen können.
...gilt bei dynamisch vergebeben IP Adressen.


was war mit der IP des Arbeitgebers - was steht darüber im urteil?


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19.07.2018 um 12:11
Zitat von Ma_VeMa_Ve schrieb:Da muss ich dir etwas widersprechen. Der Staatsanwalt verlässt sich auf die Ermittler und die entscheiden auch über das was nötig ist.

Sicher wird sich der Staatsanwalt erkundigen und nachfragen, aber er ist eher der rechtstheoretiker und nicht der praktische Ermittler.
Und ich hatte doch tatsächlich immer gedacht, der Staatsanwalt leite die Ermittlungen und dass er auch gern mal Zeugen vernehmen lässt oder das sogar selbst macht.
http://www.karista.de/berufe/staatsanwalt/ (Archiv-Version vom 19.07.2018)


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19.07.2018 um 12:12
Monstra schrieb (Beitrag gelöscht):Bin kein IT-Fachmann, aber manchmal wundert man sich schon. Und gruselt sich auch ein bisschen, wenn man an all die Daten denkt, die man tagtäglich in der Weltgeschichte verteilt und auf seinem Smartphone/Rechner speichert.
Der Witz ist ja auch noch das:

Seite 15 im Urteil:

Aufgrund dessen wurde auf dem
Server der Internetseite „Wvvw.silence r.ch" auch ein sog. ,,user-agent-string" mit dem Inhalt
„Mozilla/4.0 (compatib le; MSIE 6;0, Windows NT 5.1; SVI )" hinterlegt , der dem Computer
des Angeklagten eingeric ht eten Standardinsta llation des „Intern etexp lorers 6.0" sowie dem
,,Windows XP Serv ice Pack 2 bzw. 3" entsprach .

MSIE 6.0 mit SP 2-3 konnte aber in der Standardversion kein PDF lesen. Dazu braucht es entsprechende Plugins, bzw minimum PDF Reader. Darsow soll auf seiner Kiste nur das Standardpaket inkl Office gehabt haben, da sein Rechner für Updates zu alt war.


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19.07.2018 um 12:15
Zitat von TihoTiho schrieb:@Ma_Ve
@monstra
nun mich wundert wie man an die daten der anschlussinhaber gekommen ist?
Die anfragen müssen an die jeweiligen provider gegangen sein mit den rechtlichen hürden die es gibt.
Und ob und wie lange die provider speichern und auskunft erteilen können.
...gilt bei dynamisch vergebeben IP Adressen.


was war mit der IP des Arbeitgebers - was steht darüber im urteil?
Die soll als Klasse A statisch vergeben worden sein. Naja, das war damals eigentlich nur bei IBM so, dass statische Klasse A Netze in deren Gateways draussen sichtbar waren. Ich denke, dass die Adresse dynamisch war, wie sie heute noch ist, und dass das an den Haaren herbeigezogen ist.


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Tiho ehemaliges Mitglied

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19.07.2018 um 12:22
@jamie71
Klasse A was? das sagt doch nichts aus - wie lautet dann die IP - die liesse sich doch nachprüfen bei ripe.


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19.07.2018 um 12:23
Zitat von emzemz schrieb:Und ich hatte doch tatsächlich immer gedacht, der Staatsanwalt leite die Ermittlungen und dass er auch gern mal Zeugen vernehmen lässt oder das sogar selbst macht.
Jo so ist das und er sagt auch, wo es lang geht. Wenn er anweist, diese oder jene Spur nicht weiter zu verfolgen, so müssen die Herrschaften der Polizei sich daran halten. Man kann sich beschweren, aber grundsätzlich sagt er, wo es langgeht.
Wieweit er diese Kompetenzen nutzen will oder kann, weil er ja auch noch andere Dinge zu tun hat, steht auf einem anderen Blatt.


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19.07.2018 um 12:54
Zitat von emzemz schrieb:Und ich hatte doch tatsächlich immer gedacht, der Staatsanwalt leite die Ermittlungen und dass er auch gern mal Zeugen vernehmen lässt oder das sogar selbst macht.
Gut, das ist im TV-Krimis so.
Zitat von ButzellerButzeller schrieb:Wenn er anweist, diese oder jene Spur nicht weiter zu verfolgen, so müssen die Herrschaften der Polizei sich daran halten.
Das müsste aber rechtliche Gründe haben. In Wirklichkeit hält sich der Staatsanwalt bei kriminalistischen Fragen sehr zurück. Über ihn laufen meist die Ermittlungsmaßnahmen nach der StPO, die auch richterlicher Zustimmung bedürfen, also Abhören, Durchsuchungen, Beschlagnahmen, Verhaftungen usw.

Die grobe Richtung der Ermittlung wird auch abgesprochen, zumeist belässt die Polizei es bei zusammenfassenden Vermerken, die der Staatsanwalt zur Kenntnis nimmt. Denn - um es mal klar zu sagen - von kriminalistischen Ermittlungen oder Vernehmungspsychologie haben viele Staatsanwälte bei weitem nicht so viel Ahnung wie die Polizei. Sie sichern die juristische Flanke mit dem Ziel Anklageerhebung oder Einstellung, aber nicht mehr. Und sie haben daneben noch viel zu tun: Die ganze Kleinkriminalität, Strafbefehle, Anklageschriften, Verkehr- und Drogendelikte usw. Der Staatsanwalt hat gar nicht die Zeit, Polizist zu spielen, sondern muss seine 80 Akten am Tag abarbeiten.
Zitat von jamie71jamie71 schrieb:MSIE 6.0 mit SP 2-3 konnte aber in der Standardversion kein PDF lesen. Dazu braucht es entsprechende Plugins, bzw minimum PDF Reader. Darsow soll auf seiner Kiste nur das Standardpaket inkl Office gehabt haben, da sein Rechner für Updates zu alt war.
Nachdem es schon 1999 Standard war, den Acrobat Reader (inkl. Plugin) installiert zu haben, dürfte es auch 2009 der Fall gewesen sein. Ich hatte seit 1999 jedenfalls keinen Rechner, der nicht in der Lage war, PDFs zu öffnen.
Zitat von TihoTiho schrieb:was war mit der IP des Arbeitgebers - was steht darüber im urteil?
Siehe oben, S. 32 und 126 ff. Der Arbeitgeber hatte eine statische IP-Adresse.


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19.07.2018 um 13:10
Zitat von TihoTiho schrieb:@jamie71
Klasse A was? das sagt doch nichts aus - wie lautet dann die IP - die liesse sich doch nachprüfen bei ripe.
87.167.31.129

Die IP soll 2009 statisch gewesen sein....


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Tiho ehemaliges Mitglied

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19.07.2018 um 13:15
@monstra
die 87.167.31.129 finde ich in den Unterlagen - die ist aber nicht so statisch und "gehört" schon gar nicht dem arbeitgeber, sonder der DTAG



Ob sie dennoch immer wieder dem selben Kunden zugewiesen wurde hmmm
TDSL-Business oder wie auch immer das produkt damals bei t-online oder dtag hiess.

also eine art statische

@jamie71
lässt sich das im ripe nicht nachsehen ob es änderungen im...
ach dünnes eis - da muss wirklich ganz genau gearbeitet worden sein, ansonsten ists für die katz.


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Doppelmord Babenhausen

19.07.2018 um 13:20
Zitat von TihoTiho schrieb:Ob sie dennoch immer wieder dem selben Kunden zugewiesen wurde hmmm
TDSL-Business oder wie auch immer das produkt damals bei t-online oder dtag hiess.

also eine art statische
Du scheinst dich ja prima auszukennen. Wenn es da einen Fehler gibt, dann solltest du das der Frau D. und ihren Mitstreitern dringendst mitteilen. Oder am besten gleich Herrn Strate.


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19.07.2018 um 13:28
Zitat von TihoTiho schrieb:lässt sich das im ripe nicht nachsehen ob es änderungen im...
ach dünnes eis - da muss wirklich ganz genau gearbeitet worden sein, ansonsten ists für die katz.
Ne, hab ich schon. Dazu bräuchte man die Logs von T-online denk ich. Die Frage ist halt, warum gerade die Aumann Firma ne feste IP braucht.
Das kenn ich nur von Unternehmen, die einen eigenen Webserver und Webpräsenz intern betreiben und nach aussen hosten. Wer macht das denn in einem 10-20 Mann Unternehmen? Die Website von Aumann ist zumindest heute external gehostet, siehe denic.de

Es gibt auch keinen Beleg für die Behauptung im Urteil, dass man bei Aumann eine statische IP verwendet hat. Dafür wird aber nahezu 5 mal die These mit dem Konto und der SID durchgekaut und wiederholt, und ich vermute deshalb, weil die Brücke von dem Konto / der SID bis zum Router, bis zur IP, bis zur Response und daaann wieder zurück bis zum Ausdruck sehr sehr dünn ist. Diese Pseudobeweiskette muss jeden ITler oder Sachverständigen beim genauen Lesen im Mark erschüttern.


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19.07.2018 um 13:38
@Frau.N.Zimmer
Aber es kann doch sei , dass dieser Fehler mit der IP Adresse sich im ganzen Prozess gehalten hat und keiner das gegengecheckt hat, weil man ja die Firma A. schon identifiziert hat.


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