Es gibt eine Doktorarbeit, die geht systematischer auf die Spurenlage bei der Verwendung von Primitivschalldämpfern (unabhängig vom Fall D.) ein, da fliegen die Dinger nach spätestens vier Schüssen runter. Da ist - für mich als Laie - eine gewisse Diskrepanz in den Ergebnissen. Sag ich mal.
http://obs-itconsulting.com/pet_silencer.pdf (Archiv-Version vom 22.09.2015)Aus der Arbeit lässt sich nichts unmittelbar für den Fall ableiten, aber ein paar Fragen schon, die im Urteil eben nur diffus behandelt werden.
Die Dissertation von Herrn Wacker vergleicht mehrere Schalldämpfer, darunter auch einen aus einer PET-Flasche, gefüllt mit Bauschaum. Seine Versuche sind mit den Tatortspuren vergleichbar - und dann auch wieder nicht. Denn ihm geht es nicht um den Fall Babenhausen, sondern um Spuren, die entstehen, wenn mit einem Primitivschalldämpfer geschossen wird.
Der Knackpunkt ist hierbei nicht die Befestigung (an einer P38 mit fixem Lauf wohl leichter zu bewerkstelligen), sondern die Spuren, die ein Schuss verursacht. In der Dissertation wird wohl sehr viel mehr Bauschaum ausgeworfen, als am Tatort gefunden wurde. Die Flasche war beim Versuch einmal durchbohrt und einmal nicht. Dennoch gab es auch bei durchbohrter Flasche PET-Reste beim Schuss auf einen Karton.
Nun kenne ich nicht die Gutachten, die Grundlagen für die Verurteilung waren. Es gibt dabei jedenfalls den Unterschied, dass man am Tatort keine PET-Reste gefunden hat und davon ausging, dass ein Loch gebohrt worden war. Dann ging man davon aus, dass der Schütze die Verbindung Flasche-Pistole erfolgreich fixiert hat (offen bleibt wie genau) und die Flasche nicht abfiel. Das schloss man aus dem Umstand, dass die Schaumpartikel bei jedem Schuss in geringer Menge austraten.
Das Rätsel für mich ist wirklich, warum die Flasche 10 Schüsse gehalten haben soll, während sie bei Wackers Versuchen nicht mehr als 4 Schüsse überstanden hat. War der Unterschied am Tatort das (von den Gutachtern vermutete) Loch? Die verwendete Munition? Der Bauschaum? Die verwendete Waffe? Die Gutachter behaupteten jedenfalls laut Urteil, sie hätten das hingekriegt.
Nächstes Rätsel ist die Entwicklung der schalldämpfenden Wirkung bei mehreren Schüssen. Schon nach einem Schuss erscheint der Schaum so zerdrückt, dass ich mir keine große akkustische Wirkung mehr verspreche. Welchen Nutzen hatte das Ding dann noch? Und die zweite - anschließende - Frage: Wie hat es der Schütze geschafft, dass so wenig Bauschaum ausgetreten ist?
Mir ist klar, der Teufel liegt hier im Detail, aber auf das kommt es hier an, weil der Bauschaum der einzige "harte" Verweis auf den Verurteilten ist. Und so richtig klar ist jedenfalls mir noch nicht geworden, wie der Täter das bewerkstelligt hat. Und warum der Verurteilte bei seiner akribischen Vorgehensweise so dumm war, die Anleitung für einen solchen Dämpfer im Büro auszudrucken. Wenn erst danach die Idee in ihm reifte, das Ding zu verwenden - er hätte doch auch darauf verzichten können.
Meine persönliche Meinung ist ja - aber ich verstehe zu wenig davon: So ein Primitivschalldämpfer aus PET und Bauschaum ist nur für einen Schuss geeignet. Danach müsste seine Wirkung recht zweckfrei werden...