ElvisP schrieb:Ich sehe es wie @borabora und denke, dass die Kinokarten von Anfang an, als Alibi für den Mord beschafft wurden ("besser als nichts").
Venice2009 schrieb:Ja, die Alibigeschichte sollte den Eltern dienen. Deshalb auch so sinnlos.
Mir ging es nicht darum zu klären, ob die Kinokarten als Alibi für die Morde gedacht waren oder nicht, sondern mir ging es darum herauszufinden, warum Söring seine Geschichte so und nicht anders erzählt hat. Ausgangspunkt: Er lügt, aber warum gerade so?
Söring hätte alles mögliche erzählen können, da sowieso Aussage gegen Aussage stand. Letztendlich ging es darum, glaubwürdiger als Elizabeth zu sein.
Die einfachste Version wäre gewesen:
- Sie waren in Washington, stritten sich, Elizabeth verzog sich mit dem Auto, er war sauer, ging ins Kino, dann ins Hotel. Irgendwann nachts kam sie wieder, gestand die Morde. Dass er in Washington war, kann er mit einer Kinokarte belegen, die noch in seinem Besitz ist.
Diese Version konnte er vielleicht nicht erzählen, weil 2x2 Kinokarten als Beweismittel in den Prozess eingeführt wurden, bzw er damit rechnen musste, dass sie im Prozess vorgelegt werden könnten. Er musste also schlüssig erklären, warum er doppelte Karten kaufte, obwohl er allein ins Kino gegangen sein will.
Er hätte z.B. die weiter oben von mir erwähnte Version erzählen können, die alle bekannten Zutaten enthält, sie nur anders zusammenfügt:
- Der Washington-Trip war als Cover für eine Drogenlieferung gedacht. Die Lieferung war größer als gedacht, sie wollten sie nicht eine ganze Nacht lang bei sich behalten. Deshalb entschieden sie sich, das Drogenpaket gleich (und nicht erst nach ihrer Rückkehr) beim Empfänger abzugeben, deshalb fuhr Elizabeth zurück. Da durch diese kurzfristig Planänderung das "wir waren im Kurzurlaub in Washington"-Alibi so nicht mehr funktioniert hätte, dachten sie, Elizabeth bräuchte ein zusätzliches Alibi (für die Strafverfolgungsbehörden), weshalb er auch für sie Kinokarten mitkaufte. Sie kam zurück, gestand die Morde.
Er erzählt aber die Geschichte so:
- Elizabeth wollte (für ihn überraschend) ein Drogenpaket in Washington in Empfang nehmen, was sie dann am nächsten Tag dem Empfänger übergeben wollte. Die Entgegennahme sollte zwei Stunden dauern. Als Alibi für ihre Eltern sollte Söring für sie Kinokarten mitkaufen. Nach zwei Stunden kam sie nicht wieder. Er stellte ein weiteres Alibi her, dann noch ein weiteres, dann noch eins. Bis sie irgendwann nachts wiederkam. Sie gestand ihm die Morde.
Was genau ist an dieser Washington- Geschichte unglaubwürdig?
1) Weil das Alibi für die Eltern gedacht war.
2) Weil sie nur ein Paket in Empfang nehmen, aber trotzdem ein Alibi wollte - und Söring dann, als sie nicht wiederkam, weiterhin für sie Alibis erstellte.
Warum aber erzählt Söring diese unglaubliche Geschichte, wenn er sie auch plausibler hätte erzählen können?
Meine Überlegung dazu war, dass er vielleicht keine Geschichte erzählen wollte, die ihm einen aktiven Part in einer Drogenlieferung zuweist.
Er wollte eine Geschichte erzählen,
- die zeigt, dass er in Washington war, Elizabeth nicht.
- die erklärt, warum es dennoch zwei Doppeltickets gibt
- in der die Drogen nur Elizabeth zugeordnet werden (vielleicht rechnete er damit, dass die Drogentransport-Geschichte vor Gericht erwähnt und nachgewiesen werden könnte)
Und heraus kam dann das, was er erzählte.