Die Glocke heute in ihrer Onlineausgabe:
http://www.die-glocke.de/lokalnachrichten/kreisguetersloh/guetersloh/Ich-habe-mit-der-Tat-nichts-zu-tun-12986d69-4876-4625-ad9d-52d37cabde20-ds„Ich habe mit der Tat nichts zu tun“
Gütersloh (din) - „Ich habe mit dem Tod von H. und H. nichts zu tun. Als ich gegangen bin, haben sie noch gelebt.“ Er habe zudem weder den Gashahn manipuliert, noch eine Kerze angezündet, lässt der 29-jährige Angeklagte aus Verl am Montag seinen Rechtsanwalt Sascha Haring erklären.
Gefolgt von seinen beiden Verteidigern Sascha Haring (Steinhagen, hinten links) und Dr. Carsten Ernst (Bielefeld) ist der Angeklagte am Montag in Bielefeld durch die Zuschauermenge in den Gerichtssaal geführt worden. Bild: Dinkels
Am zweiten Prozesstag am Bielefelder Landgericht, bei dem es um den Mord an der 74-jährigen Ärztin und ihrem 77-jährigen Bruder, einem pensionierten Gymnasiallehrer, an Heiligabend im Haus an der Badstraße geht, lässt der Verler auf fünf Seiten seine Stellungnahme zur Anklage verlesen. Es ist exakt die Erklärung, die am 7. April der Staatsanwaltschaft übermittelt worden war.
Danach hat der gebürtige Versmolder zuerst 2006 den Lebensgefährten der Tochter der Ärztin kennengelernt. Später ging er bei der Heilpraktikerin in die Behandlung. Man habe sich angefreundet, sei vergangenes Jahr im August sogar zusammen nach Frankreich gefahren. Der gelernte Gas- und Wasserinstallateur half dem Lebensgefährten der Tochter bei Renovierungsarbeiten.
2012 habe er bei einem Spaziergang im Stadtpark erstmals die Ärztin getroffen: „Wir waren uns sympathisch.“ Man sei sich häufiger über den Weg gelaufen. Im Dezember habe er im Haus der Ärztin einen neuen Durchlauferhitzer eingebaut und dafür 300 Euro bekommen. In Verbindung mit einer Elektrosmok-Messung sei er auch zum Essen eingeladen worden.
2013 habe er mit dem Lebensgefährten der Tochter an der Badstraße Bauschutt und Schrott entsorgt. Die Ärztin habe er mehrfach auch in einem Biomarkt getroffen. Im November und Dezember sei er im Haus an der Badstraße gewesen, unter anderem um geopathologische Untersuchungen anzustellen.
Am Tattag sei er gegen 9 Uhr aufgestanden und habe gefrühstückt. Zwischen 11 und 12 Uhr sei er mit dem Fahrrad von seiner Wohnung in Verl zum Biohof Gut Wilhelmsdorf in Eckardtsheim gefahren und habe dort die Flasche Merlot gekauft, die später im Haus an der Badstraße mit seinen DNA-Spuren gefunden wurde. Wieder zuhause, habe er aufgeräumt und am PC gearbeitet.
Mit dem Auto sei er dann nach Gütersloh gefahren, habe an der Tür der Ärztin geklingelt. „Sie hat mich hereingelassen und herzlich begrüßt. Sie hat mich auch umarmt, wie das bei uns üblich war.“ Die Ärztin habe ihm ein Glas Wasser angeboten. Der Hund habe im Körbchen gelegen, den Bruder habe er gar nicht gesehen. Nach etwa 15 Minuten sei er wieder gefahren.
Den Rest des Tages habe er zuhause verbracht, das Badezimmer gesäubert, am Computer gesessen und sich ein Steak gebraten. Kurz vor Mitternacht sei er zu Bett gegangen. Der Angeklagte lässt noch schildern, wie er am ersten Weihnachtstag mit dem Lebensgefährten der Tochter in Verl zur Uchte gegangen sei und den Rest des Tages mit Eltern, Geschwistern und Großmüttern verbracht habe. Mit Blick auf die Weinflasche habe er gedacht, die Polizei werde sich schon melden, wenn sie etwas von ihm wolle. Nachfragen zur Sache beantwortete er selbst nicht.
Weitere Berichte lesen Sie am Dienstag in der Gütersloher Ausgabe der „Glocke“.