Gütersloh
Nach Doppelmord an Heiligabend: Anwohner hinterfragen Arbeit der Polizei
Ermittler schweigen
Gütersloh (me). Friedlich und still scheint die Sonne an diesem Sonntagnachmittag auf die schmucke Villa im Stadtpark. In der Ferne ein paar Spaziergänger, die das schöne Wetter nutzen. Fast nichts erinnert an das grausame Verbrechen, das sich an Heiligabend hinter der braunen Eingangstür abgespielt hat. Nur ein zerrissenes Flatterband der Polizei vor dem Treppenaufgang und ein kleines lilafarbenes Polizeisiegel über dem Türschloss zeugen von der Arbeit der Bielefelder Mordkommission in den vergangenen Tagen.
Doch auch nach Abschluss der Spurensicherung am Tatort des Doppelmordes stehen die Ermittler noch immer vor einem großen Rätsel. Eine heiße Spur zu dem oder den Tätern haben die Beamten offenbar nicht. Auch die Tatwaffe, vermutlich ein Messer, konnte bislang nicht sichergestellt werden.
Ein Spaziergänger, der einen kurzen Augenblick an den auf einer Mauer vor dem Haus aufgestellten Kerzen innehält und der getöteten Ärztin Helgard G. und ihres Bruders Hartmut S. gedenkt, fragt sich, warum die in unmittelbarer Nähe fließende Dalke noch nicht näher von den Ermittlern untersucht worden ist. "Da lässt sich doch hervorragend ein Messer entsorgen", sagt der betagte Mann. Eine Suche mit Tauchern in dem trüben Gewässer hatte Kriminalkommissar Hartmut Koeckstedt, Mitglied der zwölfköpfigen Mordkommission "Bad", am Freitag gegenüber der NW zunächst ausgeschlossen.
Über ihren bisherigen Stand der Ermittlungen schweigen die Beamten beharrlich. "Keine Auskunft", hieß es gestern lapidar aus der Kriminalwache der Polizeibehörde Bielefeld. Die Beamten verwiesen auf die Pressezuständigkeit der Polizei in Gütersloh. Dort wiederum verwies man auf die Pressestelle der Behörde in Bielefeld, unter deren Dach die Mordkommission beheimatet ist. In beiden Behörden sind die Pressestellen an Sonntagen nicht besetzt.
Unterdessen wächst in der Nachbarschaft die Angst. "Ich traue mich kaum mehr zur Türe, wenn es klingelt", sagt eine Frau, die in der Nähe wohnt. Die Tatsache, dass wenige Häuser weiter zwei Menschen auf grausame Weise ihr Leben verloren haben und die Umstände des Verbrechens noch im Dunkeln lägen, lasse sie nachts kaum mehr schlafen. Immerhin, so sagt sie, fahre die Polizei seit dem Verbrechern vermehrt Streife in den Siedlungen rund um den Stadtpark – "aber hoffentlich auch in den Abendstunden und nachts."
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