Mysteriöser (Mord)Fall auf einsamer Landstrasse

@Oxymoron88
Was du ansprichst, sind moralische Punkte, die dein Werteempfinden widerspiegeln. Ich kann das verstehen. Aber das muss nicht auf den Angeklagten zutreffen. Der Angeklagte scheint halt ein Typ zu sein, an dem solche Dinge vorbei gehen. Vielleicht nimmt er es billigend in Kauf, falls seine Mutter sich umbringen sollte weil für ihn eine geringst mögliche Strafe im absoluten Fokus steht.

Deswegen ist schon klar, dass er vom Anwalt kein Redeverbot hat. Aber wenn er für sich entschieden hat, als Priorität A das bestmögliche Urteil zu erhalten, wird er auf den Rat des Anwalts hören. Für mich nachvollziehbar. Seine Familiensituation ist sowieso kaputt, da wird er nicht mehr viel kitten können. So schlimm das auch ist, so sachlich und nüchtern sollte man trotzdem versuchen, sein Handeln zu deuten & zu verstehen.

oceanghost hat Recht. Es sieht wirklich nicht so aus, als ob der Angeklagte jemanden suchen würde. Auch nicht während der Pausen. Er schaut sich im Gerichtssaal um, aber nicht direkt suchend. Würde ja nun jeder machen.

Der Anwalt verfolgt die einzig richtige Strategie - zumindest bis jetzt. Wie der Angeklagte denkt oder was er sich dabei denkt, nichts zu sagen, kann keiner von uns hier beurteilen. Ob er Gründe hat oder nicht, wird man entweder nie erfahren oder erst ganz zum Schluss.

@Oxymoron88
Ganz klar bin ich absolut deiner Meinung.

Das bisschen was ihm unter anderen Umständen noch bleiben würde, also ggf. Seine Mutter die NACH einem Geständnis zu ihm halten würde, zu Riskieren für 2 oder 3 Jahre eher aus dem Bau ? Nein.

Aber wir mit Gesundem Menschenverstand denken so... Die Frage ist wie er das sieht, und ob sein Anwalt ihn nicht reden bringen kann oder will...
Leider ist das eine von vielen Fragen :(

Sehr gespannt bin ich auf das Psychologische Gutachten, die Aussage von beiden Freundinnen (sofern diese geladen sind) und ich weiß das es in manchen JVAs Bezugsbeamte gibt, manches mal gibt es von diesen oder zuständigen Sozialarbeiter auch einen Bericht über Führung und Verhalten in der JVA.

Partenon schrieb:Aber das muss nicht auf den Angeklagten zutreffen. Der Angeklagte scheint halt ein Typ zu sein, an dem solche Dinge vorbei gehen. Vielleicht nimmt er es billigend in Kauf, falls seine Mutter sich umbringen sollte weil für ihn eine geringst mögliche Strafe im absoluten Fokus steht.

ich denke, dass hier der springende punkt liegt: FALLS es dem angeklagten nur darum geht, den eigenen schaden zu begrenzten, macht es absolut sinn, zu schweigen. weniger als totschlag geht nicht (falls er schuldig ist - was aber selbst sein anwalt anzunehmen scheint, wenn man dessen interviews glauben schenken darf). Es sei denn, er könnte er auf 'körperverletzung mit todesfolge' revidieren (was - meiner Meinung nach, aber ich kenn' mich nicht wirklich aus - vermutlich potenziell eine geringere Strafe nach sich ziehen könnte) - aber da die tatausführung ziemlich brutal gewesen sein dürfte (nach allem, was wir wissen), scheint 'körperverletzung mit todesfolge' eher keine option zu sein. so wie's scheint, sollte dd sterben. gerade weil ersttäter oft ein bisschen über das ziel hinausschießen, weil es ihnen schwerer fällt, zu erkennen, wann jemand defintiv tot ist oder tödlich verletzt ist.

inwieweit sich ein geständnis schuldmindernd auswirken würde (bei totschlag), hängt meiner meinung nach davon ab, wie genau es zu diesem totschlag gekommen ist. und wenn sich im geständnis auch nur ansatzweise mordmerkmale finden lassen, dann hilft es ihm schon nicht mehr.

ich halte es nicht für gänzlich ausgeschlossen, dass der TV tatsächlich unschuldig (oder nur ein mitwisser, augenzeuge etc.) ist. ABER: genau dann würde sein schweigen meiner meinung nach keinen sinn machen. weil außer götz kauffmann geht niemand für jahre ins gefängnis für jemand anderen. sorry, das glaube ich einfach nicht.

(und nein, ich glaube echt nicht, dass er jemanden aus der familie schützt. echt nicht.)

@nilhörnchen
Ist Körperverletzung mit Todesfolge ein Straftatbestand? Ich dachte es gibt nur die Fahrlässige Tötung oder Notwehr. Bei Körperverletzung fahrlässig oder vorsätzlich und gefährlich. Oder???

@lavie
und da kann man jetzt gut erkennen, dass ich wenig ahnung habe ;)

ich wollte aber ohnehin nur darauf hinaus, dass es VIELLEICHT einen tatbestand gibt, der für den angeklagten 'günstiger' ist - der aber erst mal durch sein geständnis entweder 'hergestellt' oder dem aber ein geständnis (samt genauer befragung) zumindestens nicht entgegenstehen darf. und da würde ich im zweifelsfall auch lieber auf meinen anwalt hören, was der meint. der hat da mehr erfahrung.

vorab: bis zur rechtskräftigen Verurteilten gilt für den Angeklagten die Unschuldsvermutung.

warum sollte der Angeklagte aussagen? er hat das Recht zu schweigen, er nimmt dieses Recht in Anspruch und gut ist. Kann Schweigen unmoralischer sein als ein Mord? ich kenne keine Steigerung. Wenn seine Mutter wirklich suizidgefährdet ist, dann wegen der TAT ihres Sohnes UND dem Tod ihres Neffen. Was sollte er da reden (falls er es getan hat)? Seiner Mutter gehts nicht besser wenn er die Tat, seine Gründe und den Ablauf schildern würde. Garantiert nicht. Bei einigen von euch herrscht so das Gefühl, das Verbrechen wäre weniger schlimm wenn der Täter anschließend gesteht. ich seh das ganz anders. In der Familie scheint man sich mit oder ohne Geständnis über die Täterschaft im Klaren zu sein. mit einer scheußlichen Begründung für das Verbrechen käme er auch nicht früher aus dem Knast. never.

ich persönlich finde es völlig ok, dass er schweigt. ich bin nicht scharf auf abscheuliche Details dieses schlimmen Verbrechens. Es gibt Fälle, da ist das Schweigen eines Angeklagten viel schwerer zu ertragen, weil die Fälle vielleicht nie aufgeklärt werden. Aber nicht in diesem Fall. Ich vermute, wenn alle 86 (?) Zeugen gehört sind ist der Fall einigermaßen aufgeklärt.

lawine schrieb:Seiner Mutter gehts nicht besser wenn er die Tat, seine Gründe und den Ablauf schildern würde. Garantiert nicht.

Noch so eine(r), der anderen die Entscheidungsfreiheit abnehmen möchte! (Im übertragenden Sinne gesprochen)
Anders gesagt: @lawine Woher bitte willst das wissen?? Kennst Du sie oder ist das nur eine reine Vermutung von Dir? Liest sich nämlich nicht so.

lawine schrieb:mit einer scheußlichen Begründung für das Verbrechen käme er auch nicht früher aus dem Knast. never.

Noch eine Vermutung? Genauso falsch wie unsachlich. Es hat niemand davon gesprochen, dass er die Tat möglichst scheußlich und in allen Details schildern und begründen soll. Ich darf Dir aber verraten, dass es bereits Fälle gegeben haben soll, bei der sich Geständnisse durchaus strafmildernd ausgewirkt haben. Aber das wusstest du sicher auch schon - oder? :)

@Oxymoron88

"Ich kenne NIEMANDEN, der das schweigend hinnehmen würde."

Ich finds ja immer wieder erstaunlich, dass manch einer felsenfest davon überzeugt ist, zu wissen, wie er in einer bestimmten Situation reagieren würde. Und dann auch noch für andere mit...wow, das ist die Königsklasse.

@Cassandra71
Na ja, Dinge aus dem Zusammenhang zu reissen top dies jedoch noch um einiges! ;)

Ich habe nichts aus dem Zusammenhang gerissen. Du behauptest, dass du weißt, wie dein Umfeld reagiert...und das kann nun mal nicht sein. Das kannst du noch nicht mal für dich selber garantieren.

Ja, aber darum ging es doch gar nicht oder war das etwa das Thema? Also...

Lassen wir das...du kapierst es offensichtlich nicht.

@Oxymoron88

Der Angeklagte befindet sich in einer absoluten Ausnahmesituation. Er kann auf keinerlei erlernte soziale Handlungsweisen oder andere Erfahrungen zurückgreifen, die es ihm ermöglichen souverän durch diese Verhandlung zu gehen.

Deshalb macht er zu. Soll sich doch das Gericht und der Staatsanwalt abstrampeln.

Wenn es eine Aufarbeitung des Geschehenen in der Familie geben sollte, ist der Gerichtssaal der denkbar schlechteste Ort dafür.

Ist jedenfalls meine bescheidene Meinung.

@Cassandra71
Lol, nein - erkläre es mir doch bitte mal. :D
Übrigens mit dem "du kapierst es offensichtlich nicht." wiedersprichst Du Dir mit dem von Dir zuvor gesagten selbst - unterstellst es mir...
Aber in einem gebe ich Dir recht, wir sollten es lassen.

@EDGARallanPOE
Danke, das ist mal ein Standpunkt, dem kann ich folgen. :)

EDGARallanPOE schrieb:Wenn es eine Aufarbeitung des Geschehenen in der Familie geben sollte, ist der Gerichtssaal der denkbar schlechteste Ort dafür.

Ist jedenfalls meine bescheidene Meinung.

Das meine ich auch - jeder noch so skrupellose Mörder ist in der Regel im Rahmen einer Gerichtsverhandlung daran interessiert mit einer möglichst geringen Strafe davonzukommen. Wenn Schweigen dabei hilft, dann ist Schweigen eben die geeignete Taktik. Ein Gerichtssaal ist kein Stuhlkreis - wenn ihm nach der Urteilsverkündung danach ist Vergebung zu suchen, kann er sich an einen Geistlichen irgendeiner Religion wenden bzw. kann seine Familie direkt ansprechen.

Davon abgesehen finde ichs aber auch Schade, dass wir womöglich nichts zur Tat und vor allem zum Motiv hören werden. Das hätte mich doch sehr interessiert. Aus reinem Voyeurismus :-D

lawine schrieb:Ich vermute, wenn alle 86 (?) Zeugen gehört sind ist der Fall einigermaßen aufgeklärt.

Genauso sehe ich das auch. Die STA wird mit Sicherheit ein klareres Bild des Tatablaufs haben. Die Anklage muss ja schließlich schlüssig sein.

Selbst wenn der Angeklagte bis zum Schluss schweigen sollte - wovon ich mal ausgehe - , wird er es irgendwann - vorausgesetzt, er ist wirklich der Täter - mit sich selbst ausmachen müssen.

Grundsätzlich ist es rechtlich natürlich das Beste, wenn er schweigt und die anderen mal machen lässt. Moralisch ist das natürlich eine ganz andere Sache. Für uns wahrscheinlich überhaupt nicht nachvollziebar, aber wir kennen ihn nicht und wissen nur einen klitzekleinen Bruchteil der ganzen Geschichte. Wir werden es nicht beurteilen können, so oft wir es auch versuchen.

nilhörnchen schrieb:was aber selbst sein anwalt anzunehmen scheint, wenn man dessen interviews glauben schenken darf).

Was hat er denn gesagt? Das ist an mir vorbei gegangen.

jane.marple schrieb:Für uns wahrscheinlich überhaupt nicht nachvollziebar, aber wir kennen ihn nicht und wissen nur einen klitzekleinen Bruchteil der ganzen Geschichte.

Für uns ist schon ein Totschlag / Mord nicht nachvollziehbar. Wer im Stande ist, einen Menschen zu töten und danach eiskalt mit der Familie und hoch erhaben mit der Polizei zu kommunizieren als wäre nichts gewesen; da wundert es einen doch nicht, wenn er nun schweigt.

@Partenon

es gab da einen Zeitungsartikel, wo das so dargestellt wurde. Insbesondere dieser Abschnitt

sagt Verteidiger Gordon Christiansen. Wer ihm aufmerksam zuhört, der merkt, dass er den Anklagevorwurf der Ermittler nicht für abwegig hält. "Die These der Staatsanwaltschaft, dass es zu dieser Tat gekommen sein muss, halte ich nicht für ausgeschlossen."

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/kaarst/lehrer-steht-wegen-totschlags-vor-gericht-aid-1.4350298

Artikel aus der RP vom 30. Juni 2014

bzw.

Beitrag von SamLum (Seite 689)