Mysteriöser (Mord)Fall auf einsamer Landstrasse
09.01.2014 um 23:04
Hallo, hab mich hier gerade angemeldet, nachdem der Express dieses Forum gelobt hat und ich mich durch die 400 Seiten hier mehr oder weniger gründlich durchgearbeitet habe.
Zur Sache:
Nachdem, was die StA heute auf der Pressekonferenz zum Besten gegeben hat, darf man wohl davon ausgehen, dass sie den Täter gefunden haben. Zumindest, wenn die forensichen Untersuchungen am VW Golf dem Opfer zuzuordnende Blutspuren ans Licht bringen sollten, hätte der Tatverdächtigte wohl kaum noch eine Möglichkeit, einen Richter davon zu überzeigen, dass er hier nicht der Täter ist. Dann droht natürlich auch sofort die bislang noch nicht erfolgte Verhaftung.
Ob das Ganze dann als Mord, Totschlag oder (was bislang auch nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden kann) fahrlässige Tötung oder vielleicht sogar als Notwehr zu werten ist, ist eine Frage des genauen Tathergangs. Welche Erkenntnisse und Beweismittel die Polizei hierzu im Einzelnen ermitteln konnte, wissen wir nicht. Auch in der heutigen Pressekonferenz hat sie sich zu diesem Punkt ja nicht detailliert geäußert.
Nun zum spekulativen Teil: nach einem von langer Hand geplantem Mord sieht das alles nicht aus. Dagegen sprechen bereits die Auffindsiituation und der Tatort. Das Liegenlassen der Leiche an einer Stelle, wo diese von vorbeikommenden Autofahrern gesehen werden konnte, kann kaum im Interesse des Mörders gewesen sein. Auch das Zustandekommen von (unterstellt) Blutspuren im Fahrzeug des Täters, deuten sehr stark auf ein improvisiertes Handeln hin. Der Tatort selbst unittelbar neben der stark befahrenen L 381 und auf einer zwar unbeleuchteten und zur Tatuhrzeit wenig befahrenen, aber auch wiederum nicht völlig einsamen Verbindungsstrasse wäre kaum der Ort, den man sich für einen geplanten Mord gezielt aussuchen würde. Es spricht daher viel für eine Spontantat.
Da beide, Täter und Opfer, mit ihrem eigenen Fahrzeugen zum Tatort gekommen sind, hat man sich dort wohl verabredet. Die interessanten Fragen sind: zu welchem Zweck und warum an dieser Stelle (und Uhrzeit)? Der Tatort ist in beträchtlicher Entfernung von Wohn- und Arbeitsort des Opfers, allerdings in der Nähe von Korschenbroich, wo seine Eltern leben und woher er womöglich auch selbst stammt und wo er evtl. noch Freunde/Bekannte hat. Die dunkle Kreuzung abseits der Hauotstrasse und neben dem Gewerbegebiet deutet dabei daraufhin, dass man miteinander unter vier Augem und ohne Zeugen sprechen wollte und sich daher an dieser Stelle verabredet hat. Hier wäe es in der Tat gut, den Handyspeicher von Täter und/oder Opfer zur Verfügung zu haben. Daraus konnte die Polizei aber anscheinend keine Erkenntnisse gewinnen, sonst wäre man wohl schon wesentlich früher auf den jetzigen Tatverdächtigen gekommen.
Was die beiden dort genau am Mittwoch, den 11.12.2013 gegen 22.00 abends zu besprechen hatten, ist hier eine der interessantesten Fragen. Die einzige Möglichkeit, dass zu erfahren wäre allerdings wohl ein ausführliches Geständnis des Beschuldigten. Ob das kommen wird? Das wird seine Anwältin für ihn entscheiden. Aus der Sicht des Strafverteidigers macht ein Geständnis eigentlich nur Sinn, wenn die Tat ansonsten feststeht, also nicht mehr erfolgreich bestreitbar ist, und man mit dem Geständnis auf Strafmilderungsgründe hofft, wobei dann immer noch unklar bleibt, ob der Inhalt des Geständnisses der Wahrheit entspricht. Das Opfer kann seine Version der Ereignisse ja nicht mehr vortragen und weitere unmittelbare Zeugen scheint es im vorliegenden Fall nicht zu geben.
Ein Motiv aus der hier im Forum berichteten Vorstrafe des Beschuldigten zu konstruieren, halte ich für etwas weit hergeholt. Man kann das natürlich nicht 100%ig ausschließen, aber wir wissen ja noch nicht einmal, was er für eine Vorstrafe bekommen hat. "Vortäuschen einer Straftat" ist ein weites Feld. Da ist alles möglich von einer (eher selten verhängten Freiheitsstrafe mit oder ohne Bewährung) bis zu einer klienen Geldstrafe, je nach Sachverhalt. Da der Beschuldigte hier auch nur über eine einzige Vorstrafe zu verfügen scheint, darf man wohl eher davon ausgehen, dass die Justiz da noch nicht mit dem großen Hammer zugeschlagen hat. Davon abgesehen liegen zwischen dem Vortäuschen einer Straftat (z.B. ich handele mir durch Unachtsamkeit einen Blechschaden an meinem Auto ein und versuche dann wahrheitswidrig die Versichedrungssumme zu bekommen, indem ich behaupte, jemand wäre mir dagegen gefahren und hätte dann Fahrerflucht begangen) und einem Tötungsdelikt Welten. Der eine oder andere von euch wird wahrscheinlich schon einmal schwarz gefahren sein. Das ist auch strafbar und kann eine Vorstrafe geben. Seid ihr deshalb potentielle Mörder geowrden? Eben.
Die Vorstrafe des Beschuldigten würde ich deshalb nicht überbewerten. Auch dass er erst zwei Tage zu spät zu seinen Vernehmung bei der Polizei erschienen sein soll, muss nicht unbedingt etwas heißen. Fragt die Polizei, so was kommt häufig vor, aus den verschiedensten Gründen. Davon abgesehen ist er als Beschuldigter auch nicht verpflichtet, einem Vorladungstermin zu folgen. Er hat schließlich auch das Recht, zu schweigen.
Die Frage, die bleibt, ist also in der Tat wie und warum jemand, den die Ermittlungsbehörden dem persönlichen Umfeld des Opfers zuordnen und der bisher weitestgehend unbescholten geblieben zu sein scheint, sich zu einer solchen, ja anscheinend auch auf durchaus brutale Weise vollzogenen, Tötung hat hinreißen lassen. Mch würde das schon rein menschlich sehr interessieren. Bin gespannt, ob wir da jemanls Näheres drüber erfahren werden.