Hallo in die Runde,
gerade erst bin ich durch einen relativ aktuellen Beitrag in der NW mit Podcast mit dem Anwalt von RS auf diesen "Cold Case" gestoßen.
Ich kann mich nur vage an diesen Fall erinnern, und das lediglich als eine traurige und erschütternde Erinnerung meiner Kindheit. Als damals irgendwann mal gesagt wurde, der Täter sei gefasst, waren wir als Kinder natürlich erleichtert und haben nie wieder was darüber gehört. Generell war die Stimmung aber seither getrübter und ängstlicher in Lübbecke als vor diesem Fall.
Aufgewachsen in der Nähe des Fundortes, war ich 1985 einfach noch sehr jung und kann daher zu dem Fall selbst nicht wirklich was beitragen. Nachdem ich mich aber hier inzwischen durch alle Beiträge gelesen habe, kann ich nach meiner Erinnerung aber was zum Fundort sagen. Und zwar wurde erwähnt
snowdon schrieb am 23.07.2018:Sabine wurde vor der Tür mit dem Aufkleber gefunden
Ich bin mir sehr sicher, daß das nicht ganz richtig ist und mich meine Erinnerungen nicht derart täuschen.
Als große Kinderschar aus mehreren Siedlungen der Gegend haben wir seinerzeit sehr viel draußen gespielt. Wir haben uns irgendwo getroffen und sind irgendwo rumgelaufen (in/durch Gärten, auf der Straße, halt überall draußen, wie das früher so war). Am Morgen des Fundtages (wir hatten ja schulfrei), waren wir tatsächlich auch mal wieder in dem Gelände der Grundschule unterwegs. Ich sage bewusst "in", da es sich "in" den mit durch Baumwurzeln leicht hügeligen Trampelpfaden durchzogenen und mit Bäumen und Gebüsch dicht bewachsenen Rändern von Parkplatz und damaligem Sportplatz der Grundschule wunderbar spielen und verstecken ließ. Hier und drumherum haben wir also gespielt, stundenlang, bis wir uns am späteren Morgen von dort weg bewegten (meistens musste man sich gegen Mittag zum Essen ja eh zu Hause einmal blicken lassen). Wir Kinder verabredeten uns aber für später nach dem Mittagessen wieder am Treffpunkt "Gebüsch Grundschule". Als wir am frühen Nachmittag dann wieder in die Richtung unterwegs waren, sahen wir aber auf einmal ein großes Polizeiaufgebot und viele Absperrungen, worüber wir uns sehr wunderten. Vor allem konzentrierte sich die ganze Aufmerksamkeit auf einen Bereich eben in dem dichten Gebüsch, wo sich die besagten hügeligen Trampelpfade durchzogen. Irgendwie schnappten wir dann auf, daß dort eine Leiche gefunden worden war. Wir waren völlig perplex, vor allem auch darüber, daß uns morgens beim Spielen überhaupt nichts aufgefallen war. Gleichzeitig waren wir aber auch total erleichtert, daß wir es nicht waren, die sie entdeckt hatten, obwohl wir da die ganze Zeit rumgerannt sind.
Ich bin mir nicht mehr ganz sicher (an dieser Stelle nochmal der Hinweis, daß es sich "nur" um Kindheitserinnerungen handelt, die mit der Zeit vielleicht etwas verblasst sind), aber ich glaube die Polizei hat ein paar von uns gefragt, ob wir was gesehen haben, was aber nur verneint werden konnte.
Ich behaupte aber, hätte man sie tatsächlich "vor der Tür mit dem Aufkleber gefunden", wäre sie uns 100%ig aufgefallen. Und da wir den ganzen Bereich einfach sehr gut kannten, kann ich mir auch heute noch gut vorstellen, daß dort mitten in der Nacht nicht wirklich jemand was mitbekommen hat. Selbst die Frau des Hausmeisters hätte womöglich nur mit starker Taschenlampe und viel (leichtsinnigem?) Mut, nachts erstmal ums Haus herum (ich meine, das Grundstück war eingezäunt), dann Richtung Straße und dann auf den Parkplatz gehen müssen, um in dieser stockdunklen Ecke überhaupt was ausmachen zu können. Durch den dichten Bewuchs wurde womöglich der Schrei - oder vielleicht ja auch mehrere - auch noch gedämpft. Daher glaube ich, daß der Täter durchaus ortskundig gewesen sein muss, denn wenn man davon ausgehen kann, daß der Fundort auch der Tatort war, war dieser nach meiner Erinnerung sehr gut versteckt (nach Süden die v. Stein-Straße und auf der anderen Straßenseite erst etwas zurückliegend ein großes Wohnhaus, in dem glaube ich damals eine alleinstehende ältere Dame wohnte; nach Osten gab es an der Jahnstraße damals noch eine Pferdeweide; nach Norden Parkplatz, dahinter Büsche und dahinter der Grundschulsportplatz; nach Westen dichtes Buschwerk Richtung Schulhof - noch einige Meter von der Rückseite des Hausmeister-Wohnhauses entfernt und eben nicht direkt dahinter).
Folglich würde ich das SZ-Foto zwar nicht als falsch, aber ungenau bewerten - vielleicht sollte das Bild mit der Beschreibung einfach Pressezwecken dienen und/oder war extra so gedacht, weil vermutlich deutlich gemacht werden sollte, daß es nahe eines Gebäudes war. Ein Foto der Büsche vom Parkplatz aus wäre wahrscheinlich nichtssagend gewesen. Wäre sehr interessant, welcher genaue Fundort damals tatsächlich festgestellt und in der Akte dokumentiert wurde.
Auch heute noch bin ich froh, daß uns Kindern eine solch grausame Entdeckung erspart geblieben ist. Dennoch haben wir lange gegrübelt, warum uns rein gar nichts aufgefallen war. An diesem Morgen waren wir - aus unserer Sicht glücklicherweise - wohl einfach nicht "tief genug drin" im Dickicht.
Aufgrund meines Alters kannte ich SR nicht und bis ich nun auf Eure Beiträge stieß, kannte ich nicht einmal ihren Namen. Es hieß irgendwie immer nur sinngemäß "ein brit. Soldat, der eine junge Frau ermordet hat". Natürlich waren wir in Lübbecke damals alle geschockt und ich bin heute überrascht und erschüttert, daß der wirkliche Täter offenbar gar nicht gefasst wurde.
War der Fall denn eigentlich nach Freilassung von RS nie bei Aktenzeichen XY? Auch nicht, nachdem es lt. dem Anwalt (siehe Podcast) zwischenzeitlich irgendwann wohl doch nochmal Ermittlungen aufgenommen wurden? (In online XY-Archiven bin ich jedenfalls nicht fündig geworden.)
Vor allem wegen der einen - wie ich finde wesentliche - Zeugenaussage, daß in der Tatnacht ein deutschsprachiger Streit gehört wurde, glaube ich auch, daß SR den Täter wohl gekannt haben muss. Vielleicht gab's beziehungsmäßig Ärger und/oder nicht nur um, sondern vielleicht ja auch wegen der (zu) späten Uhrzeit?