@RayBarboni Polizisten sind auch nur Menschen. Der war nah dran am letzten Begleiter und dessen Nase passt ihm wohl nicht. Dazu kommt, dass er im Grunde ermittlungsmäßig versagt hat, weil er keinen Täter hat, bzw. niemanden, der hinreichend tatverdächtig ist, um Anklage zu erheben. Das frisst am Ego.
Alle Widersprüche in den Aussagen des letzten Begleiters lassen sich problemlos mit dem Zeitablauf zwischen den Vernehmungen erklären, da braucht es den Unfall gar nicht. Aber der kommt halt noch dazu. Und ich z.B. würde - wie der letzte Begleiter - auch Zeitungsausschnitte und Memorabilien aufheben, wenn ich einmal in eine solche Geschichte verwickelt werden würde. Das ist nicht mal der Hauch eines Indiz dafür, daß er mit dem Verschwinden von Kristin Harder irgendwas zu tun haben könnte. Die Anrufkaskade und der Kauf eines Lippenstiftes sprechen für einen verknallten Typen. Wie ihn das verdächtig machen sollte, erschließt sich nicht.
Und wenn der Zeuge einen Mann in den Wald gehen sah, der einen Müllsack trug, würde er doch wohl bei einer Gegenüberstellung den letzten Begleiter wiedererkannt haben, oder?
Und wenn der letzte Begleiter für das Einfangen der lebenden und das Verbringen der toten Kristin Harder tatsächlich ein Fahrzeug aus der Firma benutzt hätte, wären doch wohl in irgendeinem Fahrzeug Spuren z.B. Fingerabdrücke von Kristin Harder zu sichern gewesen? Leichenspürhunde und DNS-Analysen gab es auch schon 1992. Und so gründlich kann man nicht sauber machen, daß man alle Spuren verwischt.
Und wenn man wie üblich den Tagesablauf des "Verdächtigen" und sein Bewegungsprofil im fraglichen Zeitraum rekonstruiert hätte, dann wäre doch irgendein Hinweis auf einen Ort aufgetaucht, an dem er die Tote zwischengelagert haben könnte.
Mein schlagendes Argument war aber immer, daß niemand von ihm gewusst hat. Wäre der letzte Begleiter der Mörder, hätte er sich einfach bedeckt halten können. Niemand hätte ihn jemals gefunden. Er selbst hat sich ins Blickfeld gebracht, durch seine verliebten Anrufe und durch sein Fragen nach Kristin in der Sprachschule. Hätte er sich nicht in der Folge bei der Polizei gemeldet, er wäre niemals verdächtigt worden. Kein Mörder provoziert auf diese Weise seine Überführung. Das Verhalten ist nach aller Lebenswahrscheinlichkeit ein Indiz für seine Unschuld.
Jedes der Argumente des Ermittlers lässt sich entkräften. Es gibt nicht einen schlüssigen Beweis oder nur ein unabweisbares Indiz für die Täterschaft des letzten Begleiters. Es ist bitter zu sehen, daß der eigentliche Täter auch deshalb frei herumläuft, weil der Ermittler sich in einen "Verdächtigen" regelrecht verbissen hat.