@RayBarboni Na dann lies ihn Dir mal richtig durch. Ich kann Dir mindestens 3 Stellen nennen in dem der Journalist durch einfache journalistische Tricks beim Leser bestimmte Intuitionen und Zusammenhänge impliziert, die so nicht vorhanden sind.
z.B. Wird die Freundin interviewt, die keinerlei Verdacht gegen jemanden äussert. In einem angehängten Nebensatz wird von "dem mysteriösen Anrufer" gesprochen. Das ist eine subjektive Wertung des Journalisten, die durch die Stellung im Nebensatz beim Leser den Eindruck erweckt, dies stehe im Zusammenhang mit der Aussage der Freundin. Diese Wertung stammt allerdings vom Journalisten
Warum eigentlich mysteriös? Später wird erwähnt, er habe im Schnitt 2 mal täglich versucht Kristin anzurufen. Da ist nichts mysteriöses dran.
Dann wird geschrieben, der Mann habe nicht mehr mit der Freundin telefonieren wollen, als diese ihm sagte, sie habe heimlich seine Gespräche aufgezeichnet. ( Logisch, hätte ich auch nicht)
Dann sei er zur Polizei gegangen und habe sich selbst als Zeuge gemeldet. Das dies im zeitlichen Zusammenhang steht, wird einzig durch die Satzstellung impliziert. Beim unbedarften Leser entsteht der Eindruck, er habe sich nur als Zeuge gemeldet, weil er sich in die Enge gedrängt gefühlt habe. Dies war aber so nicht der Fall. Der Mann ging halt irgendwann, als man mit der (gemeinsamen) Suche nicht weiter kam zur Polizei und machte seine Zeugenaussage (von sich aus, er wurde nicht ermittelt !)
Dann geht der Autor auf sein "Hauptindiz" ein, die fehlende Kettensäge. Allerdings scheint er da nicht richtig recherchiert zu haben Der Gerichtsmediziner jedenfalls sprach eindeutig von einer Bügel- oder Knochensäge und erklärte dies sogar anhand eines Präparates des Beckenknochen
Das Alibi, da die Lebensgefährtin gegeben hat , wird von dem Autor nur kurz erwähnt und dadurch von ihm relativiert, indem er schreibt, die Frau wirkte bei ihrer Aussage "verunsichert und verängstigt". Mal abgesehen davon, das dies eine rein subjektive Wertung ist, wer ist denn nicht aufgeregt und verunsichert, wenn er bei der Mordkommision am Vernehmungstisch sitzt ?
Das die Frau auch 12 Jahre später noch unbedingt bei ihrem Alibi blieb, obwohl das Paar längst auseinander war, wird erst gar nicht erwähnt
Entlastendes, wie der Tatbestand, das der Mann inzwischen einen schweren Unfall mit Gehirnschaden erlitten hat und sich eventuell deshalb 12 Jahre später nicht mehr an alle Einzelheiten erinnern konnte, werden erst einmal gar nicht erwähnt.
Und wenn man sich den offenen Brief des Anwaltes des Mannes durchliest, dann weis man, das die Widersprüche, die sich in der Vernehmung 12 Jahre später (!) ergaben auf "Kleinigkeiten" beziehen, an die sich kaum einer nach 12 Jahren noch erinnern hätte können.
Dann werden Tatbestände angeführt, die den Mann eigentlich entlasten, die aber als so mysteriös dargestellt werden, das beim Leser das Gefühl geweckt werden soll, das da irgend etwas nicht stimmen könne. Der Autor lässt aber völlig offen, wie sich von diesen "Besonderheiten" auf einen Tatverdacht schliessen lässt.
Wie z.B. der Kauf des Lippenstiftes vo oder der Zustand der Wohnung, der eigentlich für einen ganz anderen Ablauf spricht.