Elektroautos und Elektromobilität
17.12.2017 um 02:02Mir ist schon klar, worum es in diesem Thread geht. Aber
a) der läuft aber schon eine Weile, und nach dem anfänglichen Optimismus von damals müssten wir in zwei Jahren massenhaft e-Autos haben
b) nette Videos, aber das meiste kenne ich schon
c) ich fuhr ein Auto mit Alternativ-Antrieb (CNG von Biogas-Tanke), lange bevor du den Fred gestartet hast
d) ich habe es live erlebt, wie alternative Technologien am Markt ankommen, und mit welchen Vorurteilen sie zu kämpfen haben, und wo es auch scheitert. Meistens an den Gewinn-Zielen der Infrastruktur-Betreiber vs. teure Spezial-Hardware.
Und was ich heute sehe, läuft einfach falsch. Und das sind nicht die Hersteller. Die kochen alle nur mit Wasser und verbauen, was der Markt so hergibt.
Manche Zeitgenossen lachen über die ach-so-rückständigen deutschen Hersteller. Dabei hat Daimler vor ein paar Tagen die ersten Elektro-Laster ausgeliefert. Während Tesla ihre E-Trucks gerade mal angekündigt hat. Für "so ca. in einem Jahr". Aber ganz bestimmt, weil die Herstellung von Model-3 ja gerade so rund läuft <ironieaus>.
Andere tun so, als wäre schon fast alles notwendige da, in kürzester Zeit wäre alles ausgerollt. Aber ich bin Realist (siehe oben) und mein Gefühlt sagt mir: wir haben hier das klassische Henne-Ei-Problem. Ohne Infrastruktur kauft kaum jemand ein E-Auto. Mit minderwertiger Reichweite (alles unter 200km bei realer Fahrweise im Winter!) ebenso. Da können die e-Auto-Verfechter noch so lange behaupten, dass der typische Pendler nur typischerweise meistens unter 10km am Tag fährt (einfache Strecke). Dieser Kurz-Pendler legt aber nicht freiwillig megaviel Kohle auf den Tisch. Warum sollte er? Zumal ein "normales" Auto, und sei's nur ein Kleinstwagen, auch ggf. für längere Ausflüge taugt. Ein e-Auto dagegen nicht... da gab es neulich einen pragmatischen Artikel dazu:
https://www.golem.de/news/e-golf-im-praxistest-und-laedt-und-laedt-und-laedt-1711-131196.html
Wer soll denn die e-Auto-Revolution auch vorantreiben? Das können eigentlich nur die Privatkäufer. Aber die kann man eigentlich aufteilen in solche, wo es um "Emotionen" geht und solche mit Pragmatismus (d.h. langfristige Wirtschaftlichkeit ist gefragt). Die erste Gruppe kauft sich typischerweise einen Benz, BMW, Audi, bzw. deren Edel-Marken und schert sich nicht um die Umwelt oder Betriebskosten. Die letzteren finden aber nichts taugliches elektrisches am Markt (siehe oben). Und ich gehe nicht davon aus, dass sich das in den nächsten zwei Jahren großartig ändern wird.
Was bleibt, sind die Kompromiss-Autos für die Stadtbewohner, die noch idealistisch denken und eigentlich auch ÖPNV benutzen könnten, aber stattdessen eine (bequemere?) Abkürzung suchen. Aber was es bisher so gibt läuft auf viel zu faulen Kompromiss hinaus (Mia oder e-Smart oder Twizy oder so). Praktische Reichweite von unter 100km und dafür relativ teuer.
Erst nächstes/übernächstes Jahre sollen welche kommen, die ich als brauchbar betrachte (eGo, Unity). Vielleicht bringt auch Daimler noch einen besseren Smart, oder VAG einen besseren e-UP oder so, schauen wir mal. Vielleicht kommt auch der IONIQ-Nachfolger mit höherer Reichweite.
Aber wie gesagt, die Infrastruktur ist das eigentliche Problem. Bei CNG war der Pferdefuß die hohe Start-Investition bei gleichzeitig hohen laufenden Kosten (muss gewartet werden, das Zeug) und üblen Monopol-Preisen der Anlagenhersteller, bei vergleichsweise niedrigen Erträgen. Bei e-Autos ist die Lage nicht viel anders. Man könnte auch sagen, die Raffgier erstickt alles im Keim. Und ich finde hier so viele von diesen Entwicklungen wieder.
Beispiele?
Viel Wildwuchs und kaum Standardisierung (jenseits der Stecker)? Check.
Komische uneinheitliche Abrechnungssysteme? Check. (mehrere Karten)
Blödsinnige deutsche Gesetze, die unglaublich hohe Genauigkeit abverlangen (und damit teure Hardware)? Check. (Strom verschenken ist wohl billiger als den Verbrauch zu Messen bzw. die Abrechnung dafür zu machen.)
Oligopol-artige Strukturen, dazu Wucher-Preise in einzelnen Gebieten? Check. (Megateuere Abrechnung nach Zeit ist ganz super!!)
Auch für Eigenheimbesitzer erschwerte/teuere Tank/Lademöglichkeiten? Check. Wobei ich zugeben muss, ein CNG-Kompressor ist schon noch eine Ecke teuerer als AC-Ladung. Aber dennoch, die schöne Vorstellung von "aus der Steckdose" laden ist etwas naiv. Schuko reicht nicht (Sicherheit, Leistung), und CEE-Stecker wird schon aufwändiger, und Wallbox für Drehstrom kostet angeblich nochmal deutlich mehr.
Und dann kommen wir zur Verbreitung. Im Kaff, wo ich gerade wohne, gibt es auf mehrere tausend Einwohner keine einzige Ladesäule. Dabei bräuchte man eigentlich an jeder Straßenecke eine. Wo sehe ich die Chancen, dass sich das bis 2020 ändert? Bei Null! Auch in der nächsten Großstadt sieht es nicht viel besser aus. Zu wenige, und immer zugeparkt, oder gehören in EnBW (Zeitabrechnung... Ha-Ha). Und bei anderen Betreibern wäre ich vorsichtig, die Abrechnung soll völlig unsicher sein. Sprich: Schwarzladen, auf fremde Kosten, ist möglich, weil manche Betreiber Anfängerfehler machen - dazu soll es beim nächsten CCC-Kongress einen Vortrag geben. Und von Mehrfamilienhäusern reden wir besser gar nicht erst. Da reichen ein paar missgünstige Nachbarn, um den Einbau von Lademöglichkeiten zu sabotieren.
So viel von mir zum Thema. Diese 7 Jahre halte ich für unrealistisch. 10 Jahre (also 2023) ist eventuell denkbar, wenn die Preise für Akkus schnell genug fallen, und die genannten Faktoren politisch korrigiert werden.
a) der läuft aber schon eine Weile, und nach dem anfänglichen Optimismus von damals müssten wir in zwei Jahren massenhaft e-Autos haben
b) nette Videos, aber das meiste kenne ich schon
c) ich fuhr ein Auto mit Alternativ-Antrieb (CNG von Biogas-Tanke), lange bevor du den Fred gestartet hast
d) ich habe es live erlebt, wie alternative Technologien am Markt ankommen, und mit welchen Vorurteilen sie zu kämpfen haben, und wo es auch scheitert. Meistens an den Gewinn-Zielen der Infrastruktur-Betreiber vs. teure Spezial-Hardware.
Und was ich heute sehe, läuft einfach falsch. Und das sind nicht die Hersteller. Die kochen alle nur mit Wasser und verbauen, was der Markt so hergibt.
Manche Zeitgenossen lachen über die ach-so-rückständigen deutschen Hersteller. Dabei hat Daimler vor ein paar Tagen die ersten Elektro-Laster ausgeliefert. Während Tesla ihre E-Trucks gerade mal angekündigt hat. Für "so ca. in einem Jahr". Aber ganz bestimmt, weil die Herstellung von Model-3 ja gerade so rund läuft <ironieaus>.
Andere tun so, als wäre schon fast alles notwendige da, in kürzester Zeit wäre alles ausgerollt. Aber ich bin Realist (siehe oben) und mein Gefühlt sagt mir: wir haben hier das klassische Henne-Ei-Problem. Ohne Infrastruktur kauft kaum jemand ein E-Auto. Mit minderwertiger Reichweite (alles unter 200km bei realer Fahrweise im Winter!) ebenso. Da können die e-Auto-Verfechter noch so lange behaupten, dass der typische Pendler nur typischerweise meistens unter 10km am Tag fährt (einfache Strecke). Dieser Kurz-Pendler legt aber nicht freiwillig megaviel Kohle auf den Tisch. Warum sollte er? Zumal ein "normales" Auto, und sei's nur ein Kleinstwagen, auch ggf. für längere Ausflüge taugt. Ein e-Auto dagegen nicht... da gab es neulich einen pragmatischen Artikel dazu:
https://www.golem.de/news/e-golf-im-praxistest-und-laedt-und-laedt-und-laedt-1711-131196.html
Wer soll denn die e-Auto-Revolution auch vorantreiben? Das können eigentlich nur die Privatkäufer. Aber die kann man eigentlich aufteilen in solche, wo es um "Emotionen" geht und solche mit Pragmatismus (d.h. langfristige Wirtschaftlichkeit ist gefragt). Die erste Gruppe kauft sich typischerweise einen Benz, BMW, Audi, bzw. deren Edel-Marken und schert sich nicht um die Umwelt oder Betriebskosten. Die letzteren finden aber nichts taugliches elektrisches am Markt (siehe oben). Und ich gehe nicht davon aus, dass sich das in den nächsten zwei Jahren großartig ändern wird.
Was bleibt, sind die Kompromiss-Autos für die Stadtbewohner, die noch idealistisch denken und eigentlich auch ÖPNV benutzen könnten, aber stattdessen eine (bequemere?) Abkürzung suchen. Aber was es bisher so gibt läuft auf viel zu faulen Kompromiss hinaus (Mia oder e-Smart oder Twizy oder so). Praktische Reichweite von unter 100km und dafür relativ teuer.
Erst nächstes/übernächstes Jahre sollen welche kommen, die ich als brauchbar betrachte (eGo, Unity). Vielleicht bringt auch Daimler noch einen besseren Smart, oder VAG einen besseren e-UP oder so, schauen wir mal. Vielleicht kommt auch der IONIQ-Nachfolger mit höherer Reichweite.
Aber wie gesagt, die Infrastruktur ist das eigentliche Problem. Bei CNG war der Pferdefuß die hohe Start-Investition bei gleichzeitig hohen laufenden Kosten (muss gewartet werden, das Zeug) und üblen Monopol-Preisen der Anlagenhersteller, bei vergleichsweise niedrigen Erträgen. Bei e-Autos ist die Lage nicht viel anders. Man könnte auch sagen, die Raffgier erstickt alles im Keim. Und ich finde hier so viele von diesen Entwicklungen wieder.
Beispiele?
Viel Wildwuchs und kaum Standardisierung (jenseits der Stecker)? Check.
Komische uneinheitliche Abrechnungssysteme? Check. (mehrere Karten)
Blödsinnige deutsche Gesetze, die unglaublich hohe Genauigkeit abverlangen (und damit teure Hardware)? Check. (Strom verschenken ist wohl billiger als den Verbrauch zu Messen bzw. die Abrechnung dafür zu machen.)
Oligopol-artige Strukturen, dazu Wucher-Preise in einzelnen Gebieten? Check. (Megateuere Abrechnung nach Zeit ist ganz super!!)
Auch für Eigenheimbesitzer erschwerte/teuere Tank/Lademöglichkeiten? Check. Wobei ich zugeben muss, ein CNG-Kompressor ist schon noch eine Ecke teuerer als AC-Ladung. Aber dennoch, die schöne Vorstellung von "aus der Steckdose" laden ist etwas naiv. Schuko reicht nicht (Sicherheit, Leistung), und CEE-Stecker wird schon aufwändiger, und Wallbox für Drehstrom kostet angeblich nochmal deutlich mehr.
Und dann kommen wir zur Verbreitung. Im Kaff, wo ich gerade wohne, gibt es auf mehrere tausend Einwohner keine einzige Ladesäule. Dabei bräuchte man eigentlich an jeder Straßenecke eine. Wo sehe ich die Chancen, dass sich das bis 2020 ändert? Bei Null! Auch in der nächsten Großstadt sieht es nicht viel besser aus. Zu wenige, und immer zugeparkt, oder gehören in EnBW (Zeitabrechnung... Ha-Ha). Und bei anderen Betreibern wäre ich vorsichtig, die Abrechnung soll völlig unsicher sein. Sprich: Schwarzladen, auf fremde Kosten, ist möglich, weil manche Betreiber Anfängerfehler machen - dazu soll es beim nächsten CCC-Kongress einen Vortrag geben. Und von Mehrfamilienhäusern reden wir besser gar nicht erst. Da reichen ein paar missgünstige Nachbarn, um den Einbau von Lademöglichkeiten zu sabotieren.
So viel von mir zum Thema. Diese 7 Jahre halte ich für unrealistisch. 10 Jahre (also 2023) ist eventuell denkbar, wenn die Preise für Akkus schnell genug fallen, und die genannten Faktoren politisch korrigiert werden.