@Noumenon Noumenon schrieb:In diesem Fall sei dir bspw. mal die Frage gestellt, wie du es etwa mit der Goldbach'sche Vermutung (oder wahlweise eine beliebige andere unbewiesene Hypothese) hältst. Glaubst du, die Goldbach'sche Vermutung sei wahr? Oder falsch? Oder enthältst du dich eines Urteils, weil bis dato eben weder das eine noch das andere gezeigt wurde? Nun, du wirst doch aber möglicherweise dennoch eine gewisse Meinung haben... Und falls du diese Meinung hast, wodurch begründest du sie dann? Durch Belege? Wohl kaum. Denn Belege sind ja das, was man eben erst noch sucht. Eine derartige Suche nach Belegen für oder wider eine Hypothese setzt nun aber wiederum erst einmal voraus, dass man Stellung für oder wider diese Hypothese bezieht. Wer bspw. die Goldbach'sche Vermutung nicht für wahr hält, wird wohl kaum die Mühe eines Beweises derselbigen anstrengen.
Ganz recht, man muss neue Wege ausprobieren. Im Zweifelsfall muss man auf seine Intuition vertrauen, eine Vermutung, wie die von Dir angesprochene goldbachsche Vermutung kann wahr oder falsch sein, es ist vollkommen in Ordnung, einer der beiden Positionen zu vertreten und nach einem entsprechendem Beweis zu suchen. Aber eine Vermutung kommt ja nicht von irgendwoher, es gibt Indizien, die für ihre Wahrheit sprechen, man sollte diese dann jedoch auch benennen können.
Nur wenn Personen einfach etwas behaupten ohne zu versuchen es schlüssig belegen, ohne sich darum Gedanken zu machen, dann misstraue ich dieser Behauptung selbstverständlich.
Noumenon schrieb:Und so verhält es sich auch mit vielen Hypothesen der Naturwissenschaft, etwa der 'Dunklen Materie'. Belege wachsen nun einmal nicht einfach so an Bäumen und Erkenntnis fällt nicht vom Himmel. Belege erfordern in der Regel eine Suche nach denselbigen, was - wie gesagt - wiederum vorab eine gewisse und nur intuitiv begründbare Grundüberzeugung voraussetzt: Bspw. den 'Glauben', dass soetwas wie 'Dunkle Materie' überhaupt existiert (und nicht etwa unsere Modelle/Theorien unzureichend sind). Denn niemand sucht nach Belegen für etwas, von dem er nicht glaubt, dass es das auch gibt.
Ja, es gibt Anhaltspunkte, dafür dass dunkle Materie existieren könnte (Ich vertrete diese Auffassung im Übrigen nicht, aber das ist hier nicht das Thema). Wenn man gute Anhaltspunkte vorweisen kann und eine Ansicht vertritt, ist das durchaus akzeptabel.
Noumenon schrieb:Grob haben wir es bei dieser Thematik hier ebenfalls mit einer Hypothese zu tun, nämlich der, dass bewusstes Erleben nicht lediglich und ausschließlich ein Produkt biochemischer Prozesse im Gehirn ist, so dass mit dem Hirntod auch nicht ein radikales und endgültiges Ende des subjektiven Erlebens eintritt. Gibt es dafür Belege? Nein, natürlich nicht, sonst würden wir hier von 'Fakten' und nicht von 'Hypothesen' sprechen. In der Pflicht, knallharte und wasserdichte Belege zu liefern, ist hier nur der, welcher behauptet, es handele sich dabei tatsächlich um erwiesene Fakten. Dies ist jedoch häufig (zugegeben, leider manchmal viel zu selten) überhaupt nicht der Fall, sondern wird eben schlicht als das behandelt, was es ist, nämlich eine schlichte Annahme, welche wiederum nur intuitiv begründet werden kann und erst - freilich u.a. mit Hilfe der Wissenschaften - noch eruiert werden soll. D.h. sofern es überhaupt noch Menschen gibt, welche derartige Hypothesen für möglich halten, infolgedessen auch bereit sind, in entsprechender Richtung Forschung zu betreiben und nach Indizien bzw. Belegen zu suchen. Und genau darum geht es hier doch. Einige würden vermutlich am liebsten Maulschellen und Denkverbote erteilen, das Aufstellen von Hypothesen verbieten und dafür sorgen, dass erst gar nicht nach Belegen gesucht wird - zumindest ist das mein persönlicher Eindruck. Und de facto entspricht das meines Wissens auch der gegenwärtigen Situation im 'Big Science' - wo man schnell mal seinen Ruf und seinen Job auf's Spiel setzt, wenn man derartige Hypothesen auch nur in Erwägung zieht. Denn das Dogma der Hirnforschung lautet nun einmal: Bewusstsein ist ein Produkt des Gehirns.
Ich muss offen zugeben, dass ich manchmal das Gefühl habe, dass die Neurologie alleine mit der wissenschaftlichen Abhandlung des Bewusstseins überfordert ist. Nicht dass mich das wirklich wundert, denn ich weiß wie kompliziert schon das Verhalten, die Wechselwirkung, von 2 Partikeln sein kann und beim Gehirn haben wir es mit einem komplexen System aus vielen Teilchen zu tun.
Zwar ist z.B. auch ein Tisch ein Objekt mit vielen Teilchen, lässt sich jedoch aufgrund der wesentlich einfacheren inneren Dynamik viel leichter erfassen. Wie kompliziert einfache Systeme bereits sein können, veranschaulicht schon Conways Spiel des Lebens:
Wikipedia: Conways Spiel des LebensDas Gehirn ist so komplex, dass es eine Zusammenarbeit insbesondere mit der Informatik erfordert, da sich die Fragestellungen in vielen Bereichen überschneiden. Die Klärung des Nahtod -Phänomens wird erst dann schlüssig beantwortet werden können, wenn wir verstehen, was genau eigentlich das Bewusstsein ist und wie es zu Stande kommt.
Noumenon schrieb:Nö, wohl eher ein klasse Fehlschluss. Kleine Analogie: Änderungen am Flussbett (Gehirn) resultieren in einer Änderung des Stroms der Wassermassen (Bewusstsein), jedoch sind die Wassermassen kein Produkt des Flussbettes und können theoretisch auch völlig unabhängig von einem Flussbett existieren.
Analogien können entsprechend der persönlichen Sichtweise gewählt werden, da unsere Sichtweisen nicht korrespondieren, ist es klar, dass das Ergebnis nicht identisch ist.
In meinem Beispiel ist das Bild (Bewusstsein) weg, wenn die Festplatte (Gehirn) zerstört wird.
Dein Beispiel illustriert nur deine Ansicht zu dem Thema.
Noumenon schrieb:Erzähl' doch zur Abwechselung vielleicht auch einfach mal etwas Neues. Denn dass da irgendwie eine gewisse Korrelation zwischen Gehirn und Geist besteht, wusste man bereits in der Antike. *gähn*
Solange wir aber weder eine Theorie des Bewusstseins, noch des Gehirns haben, sind solche Diskussionen eher müßig.
Nein, die Korrelation sollte durchaus erwähnt werden, ich unterhielt mich auch schon mit Leuten, die an eine vollständige Unabhängigkeit von Bewusstsein und Gehirn glaubten.
Tja, nur leider fußt diese vermeintliche Erkenntnis auf der völlig schwachsinnigen Prämisse, dass mit 'Mensch' eine konkrete Spezies im biologischen Sinne gemeint sei...
Ein Biologe versteht unter 'Mensch' ein bisschen etwas anderes als etwa ein Anthropologe, nämlich eine spezifische (Tier-)Art, welche - mehr oder weniger - dem Zufall zu verdanken ist, folglich kein 'Ziel' der Evolution und keine "Krone der Schöpfung" sein kann. Ein Anthropologe sieht im Menschen jedoch in erster Linie ein soziales und kulturfähiges Lebewesen, ausgestattet mit Bewusstsein, Empathie und Intelligenz. Man kann sich zwar leicht Alternativen zur Spezies Mensch vorstellen, davon (Alternativen) gibt es ja bereits genug auf unserem Planeten. Doch was genau zum Geier soll eine Alternative zum Menschen im anthropologischen Sinne sein...? Nur wer Alternativen aufzeigen kann, darf auch vom Zufall oder einer unbedeutenden Ausnahme sprechen.
Was glaubst du, wie weit verbreitet Leben im Kosmos ist? Und was glaubst du, wie weit verbreitet 'Menschen' - im obigen Sinne - im Kosmos sind?! Sinnvollerweise muss man wohl annehmen, dass auch andere hochentwickelte Zivilisationen im Kosmos genauso wie wir mit Bewusstsein, Empathie und Intelligenz ausgestattet sind. Wir reden hier also keineswegs nur über irgendeine kleine und unbedeutende Spezies auf einem winzigen Staubkorn am Rande des Universums, sondern eben über alles, was ein Bewusstsein hat.
Ist das denn so schwer zu verstehen?!
Ja, wie dem auch sei, Ich hoffe jedenfalls, Dir ist klar geworden oder bereits klar gewesen, wie unbedeutend der Mensch im großen Gesamtgefüge ist. Möglicherweise gibt es Leben auch anderswo im Universum, vielleicht auch intelligentes Leben, ich weiß es nicht. Ich könnte jetzt wieder eine lange Ausführung dazu schreiben, wenn Du darüber diskutieren willst, dann gebe mir eine entsprechende Rückmeldung, hier ist das nicht das primäre Thema.