RedDiabolo schrieb:Also können wir auch nur max. 13,8 Milliarden Jahre weit hinaus schauen.
Ist sicher ein gutes Gefühl, ... so vollkommen frei von Zweifel zu sein. Alles nur Schwarz oder Weiß, und zwar zu 100%...
Ich hingegen zweifle ständig, hinterfrage warum etwas so ist, wie es zu sein scheint, suche nach alternativen Erklärungen, ... ect.pp. Ist halt meine persönliche Art, etwas zu verstehen. Andere lernen vielleicht anders, indem sie hinnehmen, was ihnen gesagt wird, was ja auch okay ist. Hier sehe ich jedoch die Gefahr, dass man eher Quellen auf den Leim geht, denen ... ich sag´s mal vorsichtig ... die Prinzipien wissenschaftlicher Arbeit nicht so geläufig sind
:D.
Nun aber zu deinem Beitrag, bei dem ich mir nicht ganz sicher bin, wie ich ihn deuten sollte. Mit "weit hinaus schauen" verbindet man im Allgemeinen eine Entfernung, bzw. eine Länge. "Jahre ist aber ein Maß für die Zeit. Vielleicht meinst du ja auch "Lichtjahre"...?
Egal, so einfach ist es in beiden Fällen nicht, wie Gim schon bemerkt hat. Beginnen wir also mit der Zeit. Wenn wir mit unseren Teleskopen "hinaus schauen", sind wir heute noch weitestgehend auf Strahlung angewiesen, genauer gesagt auf EM-Strahlung, und diese umfasst einen großen Bereich, angefangen bei der Radiostrahlung, über Infrarot, den optischen Bereich, UV-, Röntgen-, bis hin zur Gammastrahlung. Für all die Bereiche haben wir entsprechende Teleskope, sowohl erdgebundene, wie auch nicht erdgebundene. Und alle haben etwas gemeinsam, sie können eben
nicht bis 13,8 Mrd. Jahre zurück schauen, sondern nur bis ca. 13,4 Mrd. Jahre.
Das liegt daran, dass das frühe Universum im Gegensatz zu heute noch sehr warm war, und zwar so warm, dass die Atomkerne noch keine Elektronen an sich binden konnten, man spricht da auch vom Plasma bzw. dem ionisiertem Zustand. Und freie Elekronen haben die Angewohnheit, mit Strahlung wechselzuwirken, in diesem Fall spricht man auch von einem Streuprozess. Das heißt, Strahlung konnte sich zu dieser Zeit nicht frei ausbreiten, und darum haben wir auch keine Möglichkeit, über Strahlung etwas aus der Zeit bis ca. 380.000 Jahre nach dem Urknall zu erfahren.
Erst nachdem das Universum so weit abgekühlt war (auf ca. 3000K), dass die Elektronen mit den Kernen rekombinierten, wurde (salopp gesagt) der Weg frei, da den Photonen der Streu-Partner entzogen wurde. Und es gilt heute als eine der größten Errungenschaften, dass es uns gelungen ist, ein Bild, bzw. eine Karte von diesem Moment zu erstellen. Diese berühmte Aufnahme der Hintergrundstrahlung, die bereits lange vorher vorausgesagt, und schließlich 1964 von Penzias und Wilson entdeckt wurde, liefert nicht nur wertvolle Informationen zum Zustand und der Entwicklung des Universums, sondern ist auch eine der Säulen der Urknalltheorie, viele sagen auch, es wäre DIE Säule.
Ich will nicht unerwähnt lassen, dass es theoretisch auch die Möglichkeit gäbe, noch dichter an den Urknall heranzukommen. Die eine Möglichkeit wäre über Neutrinos. Da Neutrinos so gut wie keine WW mit Materie haben, wäre es theoretisch mit entsprechenden Neutrinoteleskopen möglich, ein Bild vom Neutrinohintergrund des Universums zu bekommen. Und damit wären wir wir schon fast dran am Urknall, aber wie gesagt, es bestehen da große Zweifel an der Machbarkeit.
Noch dichter käme man mit Gravitationswellen, denn der Urknall wäre im Grunde die größte denkbare G-Wellen-Quelle unseres Universums. Kürzlich haben wir ja mit dem direken Nachweis von G-Wellen schon mal den ersten Schritt in diese Richtung getan. Ob es einmal möglich sein wird den G-Wellen-Hintergrund von den "normalen" G-Wellen zu separieren, steht noch in den Sternen
:D.
So, und nun zur zweiten Möglichkeit. Für den Fall, dass du eigentlich "Lichtjahre" gemeint hast, wäre es auch nicht so einfach, wie du vielleicht vermutest, denn .... das Licht, welches sich von einer weit entfernten Galaxie auf den Weg gemacht hat, ist ja nicht schlagartig, also instantan bei uns. Es braucht seine Zeit, und während das Licht zu uns unterwegs ist, expandiert das Universum natürlich weiter, und so kommt es dazu, dass wenn wir das Licht hier mit unseren Teleskopen empfangen, die Galaxie bereits über 20 oder 40 Mrd. Lichtjahre entfernt sein kann. Und genau darum wird der Radius des "beobachtbaren Universums" heute auch auf über 45 Mrd. Lichtjahre geschätzt. Wohlgemerkt ... geschätzt! Denn einige Faktoren, die wir für genauere Angaben bräuchten, sind ebenfalls noch nicht in der Genauigkeit verfügbar, die wir gerne hätten.
Fazit: immer schön vorsichtig sein mit absoluten Aussagen, lieber noch mal nachschauen und sich informieren, dann wird man solche Sätze hier auch nicht mehr so häufig zu lesen bekommen:
RedDiabolo schrieb:Das denke Ich nicht, das ist so .......