@fritzchen1"willst du uns hier Zeigen das es keinen Zufall gibt? Das dürfte die Physikwelt auf den Kopfstellen, das ist dir aber Klar oder?"
Mit Sicherheit wollte Prof. Dr. Detlef Dürr dies nicht, als er seine Arbeit "Es gibt keinen Zufall" geschrieben hat.
Oder der Astrophysiker Steven Klein: "Es gibt keinen Zufall, lediglich eine Menge unbestimmter Faktoren die wir weder beeinflussen können noch wollen."
Also sollte doch inzwischen klar sein, dass es einen Zufall streng genommen nicht gibt, sondern dass wir in der Wissenschaft nur mit einem Zufallsbegriff arbeiten, wenn wir vor einer großen Menge unbestimmter Faktoren stehen, die wir im Detail aber auch gar nicht kennen müssen.
Heisenberg: "In der Entwicklung des Kosmos kommt später der Zufall ins Spiel. Aber auch der Zufall fügt sich den zu Anfang gesetzten Formen, er genügt den Häufigkeitsgesetzen der Quantentheorie."
Also auch wieder ganz deutlich: Ein Zufall der sich Gesetzen fügt ist im strengen Sinn natürlich kein Zufall. Also arbeiten wir mit einem Gedankenkonstrukt, einem Hilfsmittel oder wie ich es formuliert habe: mit einem Taschenspielertrick ... allerdings in diesen Bereichen über die wir hier inzwischen diskutieren mit einem sehr sinnvollen.
Dazu nochmal Dürr (der ja sagt, dass es keinen Zufall gibt, s.o.): "Der Zufall in der Physik basiert auf instabilen Bewegungsabläufen in hinreichend komplizierten Systemen und beschreibt das typische Geschehen. Typisches Verhalten eines aus vielen Teilchen bestehenden Systems kann ganz regulär sein, wie bei einem Festkörper (einem Stein) oder irregulär, wie die Molekülbewegung im Gas oder einer Flüssigkeit (die sich in der Brownschen Bewegung manifestiert) oder wie der Ausgang beim Münzwurf."
"Instabilen Bewegungsabläufen" und "hinreichend komplizierten Systemen" mit anderen Worten: Bewegungsabläufe die so komplex sind und bereits durch feinste Einflüsse, wie z.B. durch ein Lichtphoton, beeinflusst und verändert werden können und Systeme die so kompliziert sind, dass wir sie nicht mehr in ihrer Gesamtheit erfassen können, stehen in der Physik hinter dem Begriff "Zufall". Um nun doch noch irgendwas sinnvolles zustande zu bringen wird (meist über die große Zahl) ein "typisches Verhalten" ermittelt. Dann kann man in etwa die "zufälligen" Einflüsse erfassen und mit diesem Ergebnis dann weiterarbeiten.
Beispiel: In einem Glas befindet sich ein Gas. Ich kenne weder die Lage der einzelnen Atome noch ihre Bewegungsrichtungen, -abläufe und -änderungen, noch die auf die Atome zu jedem Zeitpunkt einwirkenden Kräfte. Für einen Betrachter ist die Bewegung der Gasatome daher rein zufällig. Trotzdem kann ich anhand der wahrscheinlichen Verhaltensweise des Gases z.B. die Voraussage treffen, dass sich das Gas im Glas in etwa gleichmäßig verteilt.
Nochmal Dürr: "Was aber ist Wahrscheinlichkeitstheorie? Sagt man: "Die Lehre vom Zufall", so benutzt man nur ein anderes Wort für Wahrscheinlichkeit. Was ist Zufall? Wir können an Vorhersage denken, und den Zufall mit dem Unvorhersagbaren in Verbindung bringen. Das entspricht dem alltäglichen Gefühl und wird damit vielleicht begrifflich klarer. Aber dann gibt es weitere Fragen: Wie kann es eine Lehre vom Unvorhersagbaren geben? Ist das nicht geradezu widersprüchlich? Und ist das Unvorhersagbare nur aus Unkenntnis, aus Ignoranz unvorhersagbar oder ist da etwas Prinzipielles, nicht Wissenbares im Spiel?
Die mathematisch formulierten physikalischen Gesetze geben eine vorausberechenbare, d.h. eine determinierte Entwicklung der Welt, wenn die Anfangsdaten bekannt sind. Dies ist eine Tatsache, die Poincaré(1854-1912) in Bezug auf Wahrscheinlichkeit so formulierte: "Wenn wir nicht unwissend wären, gäbe es keine Wahrscheinlichkeit"(Poincaré; 1914). Dabei sollte es zunächst gleichgültig sein, ob unser Unwissen prinzipieller Natur ist oder ob unsere Ignoranz nur eine vordergründige, auf Bequemlichkeit beruhende ist. (...) Darum ist unsere Sichtweise der Wahrscheinlichkeitsbeschreibung eines physikalischen Geschehens eine praktische und durchaus vereinbar mit der Vorstellung, daß es uns zwar möglich wäre, wir es aber einfach als unpraktisch empfinden, eine detaillierte Berechnung des Ablaufes aus den physikalischen Gesetzen vorzunehmen."
Wir sehen also in welchem Sinne es einen Zufall gibt und in welchen Sinne eben nicht. Damit sollte das Thema dann auch hinreichend besprochen sein.
Noch ein abschließendes Zitat französischen Schriftstellers und Literaturnobelpreisträger Anatole France: „Zufall ist das Synonym Gottes, wenn er etwas nicht selber unterschreiben will“