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Dunkle Energie - oder Alternativerklärungen für deren Existenz
01.03.2024 um 02:58Hier eine interessante Äußerung des Physikers Jean-Luc Lehners (Leiter der Forschungsgruppe „Theoretische Kosmologie“ am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert Einstein Institut) in Potsdam-Golm) zum Thema Quantenfluktuation im "Nichts"
Wir haben die Frage untersucht, wie das Universum überhaupt aus dem Nichts kommen kann. Das Merkwürdige daran ist aber, dass die Abwesenheit von Raum und Zeit in der Quantentheorie vielleicht doch nicht möglich ist. Denn die Quantentheorie besagt, dass es immer Schwankungen gibt. So kann man zum Beispiel bei einem Teilchen, sagen wir einem Elektron, nie die Position und die Geschwindigkeit gleichzeitig beliebig genau kennen. In diesem Beispiel würde das Nichts dann der Situation entsprechen, wo man sagen würde das Elektron sei bei Position Null mit Geschwindigkeit Null. Das geht eben nicht, und bei der Raumzeit ist es wohl ähnlich. Es würde also immer Raumzeitschwankungen geben, und man könnte Raum und Zeit nicht vollkommen wegdenken. Wenn man die Quantentheorie auf die Raumzeit anwendet, gibt es also nie gar nichts. Kürzlich haben wir herausgefunden, dass aus diesen Schwankungen heraus dann doch ein solches abgerundetes Universum entstehen kann. Demnach kann man die Urknallsingularität durch diese gerundete Geometrie ersetzen, jedoch beschreibt dies dann nicht das Entstehen aus dem Nichts, sondern aus Fluktuationen von Raum und Zeit.
Wenn Sie sagen, dass in dieser Vorstellung Raum und Zeit aus Quantenschwankungen hervorgegangen ist, dann muss es davor doch etwas gegeben haben?
Gewissermaßen schon. Das Problem ist aber, dass wir Menschen immer räumlich und zeitlich denken. Diese Schwankungen von Raum und Zeit wären eben nur Schwankungen, man kann also nicht so richtig sagen, dass es etwas „davor“ gab, dafür bräuchte man eine kontinuierliche Zeit, und nicht nur Zeitfluktuationen. Das können wir mit unserer Vorstellung schwer erfassen. Das würde aber auch bedeuten, dass aus solch einem Zustand nicht nur ein Universum, sondern viele entstehen könnten. In diesem Kontext wäre ein Universum einfach dort, wo sich Zeit und Raum bilden und ausdehnen. Auch bei einem solchen Universum gäbe es nichts, was um das Universum herum ist.
Aber noch einmal, es muss doch etwas dahinter geben!
Diese Frage ist sinnlos, weil der Begriff „dahinter“ immer die Vorstellung von einem Raum voraussetzt. Ein Universum hat aber einfach seinen eigenen Raum.
Was kann dann fluktuieren, wenn dort Nichts ist?
Das ist die große Frage. Wir wissen nicht, wie wir das mit Worten beschreiben sollen. Wir können das nur mit Formeln berechnen und dann versuchen, diese anschaulich zu machen. Da stoßen wir an Grenzen der Darstellung.
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/potsdam/landeshauptstadt/wir-gehen-bis-an-die-ausserste-grenze-7908031.html