Existenz = Reflektion?
20.06.2003 um 21:28
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Sagt man. Lassen wir den wissenschaftlichen Nährwert der Aussage mal beiseite. Fest steht auf jeden Fall: Der Apfel fällt niemals nach oben. Und Herr Newton hat uns das vor über 300 Jahren auch anschaulich erklärt. Pech bloß: Die klassische, Newtonsche Mechanik ist mittlerweile längst durch die Quantenmechanik ersetzt worden. Und die ist leider etwas schwerer verständlich, oder, überspitzt formuliert: So ganz versteht sie keiner. Ganz besonders, wenn sie uns Dinge erklärt, die wir täglich sehen. Das geht schon damit los, dass es verschiedene Interpretations-Ansätze im Bereich der Quantenmechanik gibt. Besonders bereitet die quantenmechanische Beschreibung von Messprozessen Probleme.
In der Quantenmechanik ist es möglich, dass sich ein Teilchen in einem sogenannten Überlagerungszustand (Superposition) befindet. Betrachten wir zum Beispiel den Ort: So kann es sein, dass sich das Teilchen an keinem bestimmten Ort befindet. Das liegt nicht an unserer Unkenntnis des Systems, sondern daran, dass sich das Teilchen "gleichzeitig" an mehreren Orten aufhält. Messen wir nun allerdings den Ort eines Teilchens, so stellen wir fest, dass es sich dann nur an einem einzigen Ort aufhält. Wie kann das sein? Wie kann ein Teilchen, das sich erst in einem Überlagerungszustand befand, nach der Messung einen konkreten "Ortszustand" einnehmen?
Ende der 20er Jahre entstand um den dänischen Wissenschaftler Niels Bohr die bis heute verbreitete Kopenhagener Deutung. Danach führt die Messung durch einen "bewussten" Beobachter dazu, dass das Teilchen, das sich zuvor in einem Überlagerungszustand befand, abrupt in einen der möglichen Zustände "springt" (Kollaps der Wellenfunktion). Diese Deutung führte zu dem paradoxen und immer noch häufig zitierten Gedanken-Experiment von Schrödinger aus dem Jahr 1935 - der Ortszustand wird durch die Messgröße "tot" oder "lebendig" ersetzt: In einer nicht einsehbaren Kiste ist eine Katze eingesperrt (Schrödingers Katze), die einem Überlagerungszustand aus "lebend" und "tot" ausgesetzt ist. Erst die Messung durch einen bewussten Beobachter führt dazu, dass die Katze entweder lebendig oder tot ist.
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