Und für alle, die sich diese 77 Minuten nicht nehmen wollen/können, will ich meinen Eindruck mal kurz und bündig kund tun. Für meine Begriffe wird gerade in dieser Diskussion - natürlich ist sie nicht komplett repräsentativ für alle Mediziner - sehr deutlich, wie sehr gute Mediziner dann doch durchaus bereit sind, der homöopathischen Alternativmedizin gewisse Eingeständnisse zu machen. Keiner der dort beteiligten Schulmediziner lehnt alternativmedizinische Behandlungen grundlegend ab. Der einzige, der sich dagegen verwehrt ist in dieser Debatte ein Wissenschaftsjournalist, der allerdings kein Mediziner, sondern - sofern ich mich recht entsinne - promovierter Biologe ist. Von den tatsächlich praktisch tätigen Medizinern sind eigentlich alle der aufgeklärten Auffassung, dass jeder, dem die Zuwendung, die er oder sie von einem Homöopathen bekommt, hilft, diese auch annehmen kann und sollte. Vor allem der zeitliche Aspekt und die Tiefe mit der sich der Behandelnde Therapeut - sei es nun der Schulmediziner oder der Homöopath - dem Patienten widmet, ist ein Punkt, der den Homöopathen stark in die Karten spielt. Denn Alternativmediziner haben aufgrund des geringeren Zeitdrucks weitaus mehr Zeit auf ihre Patienten und vor allem psychologische Aspekte deren Lebens einzugehen, was oftmals sehr gut ankommt, und durchaus auch zur Kontrollüberzeugung bzw. Überzeugung eine Krankheit besiegen zu können und damit zur aktiven Mitarbeit an der Therapie und letztlich auch zur Genesung beiträgt.
Na und?! Das macht doch die Homöopathie nicht gut oder richtig. Das kann man bei Leuten machen, die eh nichts haben. Wo ich herkomme ist Facharzt für Homöopathie eine scherzhafte Beleidigung unter praktischen Medizinern.
Den sogenannten alternativen Methoden offen gegenüberzustehen hat nichts, aber auch gar nichts mit Aufgeklärtheit zu tun. Das Gegenteil ist der Fall.
Ich verweise diesbezüglich auf die Stellungnahme der Uni Marburg(explizit zur Homöopathie.
Der Fachbereich Humanmedizin der Philipps
Universität Marburg verwirft die Homöopathie als
eine Irrlehre. Nur als solche kann sie Gegenstand der Lehre sein.
Wir leugnen nicht, dass sich mit „Homöopathie“ mitunter therapeutische Wirkungen erzielen lassen, wobei es sich um so genannte Placebo Effekte handelt. Nun könnte man einwenden:
was scheren uns Wirkprinzip und geistiges Fundament, wo es doch allein auf den Effekt ankommt.
Nach dieser Logik müssten unsere Medizinstudenten auch in folgenden Gegenständen unterrichtet und geprüft werden:
Irisdiagnostik; Reinkarnationstherapie; astrologische Gesundheitsberatung (Bedeutung der Sternzeichen für die Neigung zu bestimmten Krankheiten). Mit all diesen Methoden, deren Wirkprinzip die Täuschung ist, lassen sich nicht nur therapeutische Effekte, sondern auch beträchtliche
Umsätze erzielen. Mit den geistigen Grundlagen der Philipps Universität Marburg sind diese Methoden ebenso wenig vereinbar, wie es die „Homöopathie“ ist.
Wir behaupten keineswegs, dass die von uns vertretene Wissenschaft alles erforschen und erkären kann; wohl aber versetzt sie uns in die Lage zu erklären, dass die Homöopathie nichts erklären kann.
Jetzt erklären Sie mir mal, was das Befürworten von Methoden, die auf Aberglauben beruhen mit Aufgeklärtheit zu tun haben soll.
Standpunkt der Bundesärztekammer zu alternativen Verfahren:
Die Politik mißachtet Mahnungen aus Wissenschaft und verfaßter
Ärzteschaft.In der Vergangenheit hat es nicht an sachlich begründeten kritischen
Stellungnahmen zu den sogenannten alternativen Therapierichtungen gefehlt, wie zum Beispiel die „Marburger Erklärung“ von 16 Professoren als
auch von wissenschaftlichen Gesellschaften, so
- der Deutschen Gesellschaft
für Pharmakologie und Toxikologie,
- der Kommission für klinische
Pharmakologie der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde,
- der Deutschen Krebsgesellschaft für
Hämatologie und Onkologie, der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie
mit einer gemeinsamen Stellungnahme
- der Deutschen Gesellschaft
für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde,
-der Arbeitsgemeinschaft der
Wissenschaftlichen Medizinischen
Fachgesellschaften (AWMF), des Dachverbandes aller medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften
sowie von Gremien der verfaßten
Ärzteschaft wie
- des Deutschen Ärztetages und
- des Wissenschaftlichen Beirats
der Bundesärztekammer
„Diese Verfahren (gemeint sind die
besonderen Therapierichtungen) halten einer Prüfung auf Sinnhaftigkeit
und Wirksamkeit nicht stand und sprengen somit die Grenzen des ohnehin bis an den Rand der Leistungsfähigkeit strapazierten Sozialversicherungssystems.
…
Die Finanzierung dieser Wünsche kann jedoch
nicht zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung gehen, wenn man
nicht die Grundlagen einer wissenschaftlich orientierten Medizin in Frage stellen will“
Die nicht wissenschaftlich fundierten Therapierichtungen machen in der Regel Besonderheiten geltend, um sich der wissenschaftlichen Prüfung ihrer Hypothesen zu entziehen. Dies gilt für die im Arzneimittelgesetz explizit erwähnten Formen wie „Homöopathie“, anthroposophisch begründete Heilverfahren und für die Therapie mit sogenannten traditionellen Phytopharmaka ebenso wie
für die Vielzahl heterogener Methoden von Ayurveda bis zur Bach-Blüten-Therapie. Alle diese Verfahrenhaben einen gemeinsamen Nenner:
Trotz jahrzehnte- bis jahrhundertelanger Anwendung derartiger Methoden liegen bislang für diese keine den modernen arzneitherapeutischen Heilmethoden vergleichbaren Wirksamkeitsnachweise vor. Seltene Ausnahmen, zum Beispiel im Rahmen der Phytotherapie, sollten Anregung zur Herstellung chemisch definierbarer Präparate sein und sind
nicht als Beleg für diese Therapierichtung zu werten.
Einige Vertreter der Homöopathie oder anderer „besonderer“ Therapierichtungen argumentieren, ihre Arzneimittel seien nur komplementär zur Unterstützung der Behandlung gedacht.
Es erscheint nicht sehr überzeugend, einerseits bei ernsthaften Erkrankungen wie Tumorleiden und Infektionskrankheiten die Errungenschaften der modernen Medizin in Anspruch zu nehmen, andererseits aber deren Bedeutung zu relativieren. Da den wissenschaftlich begründeten und den allein von persönlichen Überzeugungen getragenen Behandlungsverfahren Paradigmen zugrunde liegen, die sich gegenseitig ausschließen, erscheint eine „ökumenische Gemeinschaft“ beider undenkbar und alles Beschwören von „Gemeinsamkeit“, „Ergänzung“, „Komplementarität“ oder „Erweiterung“, , zwar politisch opportun, aber wissenschaftstheoretisch unhaltbar(49). Dies ist eigentlich auch eine originär von der Homöopathie vertretene Auffassung:
„Es gibt nur zwei Haupt-Curarten: die homöopathische, und die allöopathische. …nur wer beide nicht kennt, kann sich dem Wahne hingeben, daß sie sich je einander nähern könnten oder wohl gar sich vereinigen ließen, kann sich gar so lächerlich machen, nach Gefallen der Kranken, bald homöopathisch, bald allöopathisch in seinen Curen zu verfahren; dieß ist verbrecherischer Verrath an der göttlichen Homöopathie zu nennen!“ (50)
Wissenschaftliche Medizin und Paramedizin sind in ihren Konzepten unvereinbar.”
Diese alternativen Quacksalber können gerne mal vorbeikommen und versuchen mit ihren Räucherstäbchen, Globulis, schamanischem Firlefanz bei einem schockigen Patienten die Kuh vom Eis zu kriegen.
Die Realität sieht allerdings so aus, dass diese LEute zu blöde sind 'ne Braunüle zu legen, ein EKG auszuwerten und verfügen in der Regel nichtmal über einen einigermaßen geschulten therapeutischen Blick. Und mit sowas soll man dann, wenn man sich einige Forderungen anhört zusammenarbeiten. Das Geld, was das kosten würde sollte man lieber nutzen um den Personalstamm in der Pflege aufzustocken.