@RasputinsRobeWirr ist deiner Rede Sinn. Was hat es mit "jeder Sau hinterherrennen" zu tun, wenn man die Möglichkeit erhält, auf Österreichs größtem offenen Kanal einem interessierten Publikum seinen Standpunkt darzulegen? Man muß ihn dazu natürlich erst mal logisch widerspruchsfrei erklären KÖNNEN, sonst wird ein solcher Auftritt schnell zur Blamage.
Wo also blieben die fachkundigen und argumentationsstarken Vertreter des Hahnemannismus? Unauffindbar. Sogar "Frau Dr. Michaela Zorzi, die ursprünglich bereits zugesagt hatte, sagte kurzfristig wieder ab, nachdem sie hörte, dass ein gewisser Herr Berger auf der contra-Seite sitzen würde." (
http://scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2013/07/18/diagnose-volle-hose/ )
Es spielt doch bei der Verteidigung des eigenen Standpunktes gar keine Rolle, ob dabei "dass Diskussionsniveau von Herrn Berger" über- oder unterboten wird; diese Entscheidung trifft ohnehin jeder Zuschauer für sich selbst. Es kommt einzig und allein auf die Kraft der Argumente an und die Fähigkeit, zumindest die wichtigsten Gegenargumente wirksam entkräften zu können. Wenn die Frau Zorzi den Herrn Berger als Auslöser ihrer Absage angibt dann nur aus einem Grund: Sie weiß von vornherein, daß ihre Argumentation der seinen nicht gewachsen ist. Denn auch sie hat promoviert, die Grundsätze der wissenschaftlichen Methodik sind ihr bekannt. Sie weiß also, daß die Homöopathie schon in ihrem Kern rational nicht zu begründen ist; und mit Hahnemanns mittelalterlichen Glaubenssätzen braucht sie Berger gar nicht erst zu kommen.
Das ist ja das große Dilemma aller Homöopathen: Um sich so nennen zu dürfen, müssen sie seine Grundsätze verstehen und beachten. Hahnemann wußte aber wohl selbst schon, daß diese Grundsätze aus der Luft gegriffen waren und deshalb gar nicht verstanden werden können, und hat seine schriftstellerischen Tätigkeit darauf konzentriert, was alles zu beachten und wie es zu deuten sei. Einen ersten Begründungsversuch für seine "Ähnlichkeitslehre" machte er 1805:
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http://books.google.de/books?id=FYlTKMb8hJMC&hl=de&pg=PA396&output=embed" width=600 height=500></iframe>
Die einzige Begründung dafür liegt in dieser Annahme:
Nun lässt aber die Einheit des Lebens der Organe und ihre Uebereinstimmung zu einem gemeinsamen Zwecke, nicht zu, dass zwei durch widernatürliche allgemeine Reize hervorgebrachte Wirkungen im menschlichen Körper neben einander und zu gleicher Zeit bestehen können
Dieses zentrale Dogma hat Hahnemann bei John Hunter geklaut und war schon zum damaligen Zeitpunkt widerlegt. Laut Hunter kann man immer nur eine Krankheit ("Wirkung widernatürlicher Reize") haben; kommt eine neue hinzu, wird sie die alte entweder temporär unterdrücken, mit ihr verschmelzen oder sie vollständig auslöschen. Zwei Krankheiten gleichzeitig, die unabhängig voneinander ausheilen können, widersprechen "der Einheit" und sind daher unmöglich.
Ziel des Homöopathen ist es demzufolge, die jeweils "aktive" Krankheit durch einen jeweils passenden "Gegenreiz" auszulöschen. Um den möglichst fein abstufen zu können bediente er sich standardisierter Potenzierungsschritte, bei der die wirksame Oberfläche der verriebenen Substanz durch Verreibung in immer kleinere Partikel immer größer wird. Daß es dabei eine natürliche Grenze gibt, hinter der nichts mehr zum Verreiben übrig ist, wurde erst 1865 von Loschmidt nachgewiesen, nachdem es schon 1811 von Avogadro postuliert wurde. Seit der Zeit erfinden Hahnemanns Jünger auf der Frage, welchen Sinn es haben soll, über diese Grenze hinweg fleißig weiter zu "potenzieren", die abenteuerlichsten Antworten, aber eine nicht rein auf Wunschvorstellungen beruhende war bisher nicht dabei.
All das werden nicht nur Frau Zorzi, sondern auch die anderen von der Redaktion angeschriebenen Homöopathie-"Experten" bedacht haben, bevor sie beschlossen, dem unvermeidbaren argumentativen Fiasko lieber aus dem Weg zu gehen und dafür sogar in Kauf zu nehmen, daß im Streit der Meinungen auf Okto TV die homöopathische Sicht gar nicht erst antritt. Kampflos aufgegeben. Dabei wurde doch gar nicht allzuviel erwartet:
wie soll Homöopathie eigentlich genau funktionieren?
Auf welchen Grundannahmen und welchen Wirkprinzipien soll ihre Heilkraft beruhen?
http://www.eswerdelicht.tv/archives/1150 (Archiv-Version vom 21.07.2013)Es scheint, nicht einmal Frau Zorzi - immerhin seit über zehn Jahren "Lehrbeauftragte der Gesellschaft für Homöopathie" - kann diese Fragen widerspruchsfrei beantworten.