paxito schrieb:Zum Einen möchte ich da mal gerne wissen, was für dich eine Hochkultur ist oder eine Hochkultur á la Atlantis.
Diese Frage solltest Du vielleicht besser Tron stellen, schließlich geht es ja um dessen Vorstellung davon, daß es unbekannte untergegangene Hochkulturen geben könne, die nicht in unser Konzept von der Entwicklungsgeschichte passen mögen.
Für alles weitere:
Wikipedia: Hochkultur (Geschichtswissenschaft)paxito schrieb:Und zum Anderen wollte ich darauf hinweisen, das Göbekli Tepe zumindest in Frage stellt wie komplex Jäger und Sammler Kulturen organisiert sein können. Soweit ich weiß, soll eine solche die Anlage errichtet haben, was bis dahin nicht denkbar erschien.
Nicht denkbar? Dauerhaft bewohnte Ansiedlungen waren schon vor Göbekli Tepe bekannt, also sowohl vor seiner neuzeitlichen Entdeckung als auch vor seiner epipaläolithischen Errichtung.
Nee Du, man hat Göbekli Tepe nicht erwartet, aber undenkbar war Göbekli Tepe nicht.
Erste städtische Ansiedlungen kamen im 10.Jt. v.Chr. auf, doch gab es vereinzelt schon dauerhafte Ansiedlungen vor 20.000 Jahren. Ähnlich alt sind die ersten Spuren von das Neolithikum eröffnenden Spuren von Ackerbau, aber aus Indonesien sind Ackerbau-Spuren sogar aus einer Zeit vor mehr als 20.000 Jahren bekannt. Soziale Schichtung kam natürlich erst mit urbanen Ackerbau-Gesellschaften auf, aber aus Südosteuropa kennen wir ein "Fürsten"grab von vor fast 30.000 Jahren. Als das Neolithikum einsetzte, war es zunächst einige Jahrtausende lang akeramisch, erst nach einer Weile setzte das Fertigen von Keramik aus zu brennendem Ton ein. Und dennoch ist die "Venus von Dolny Vestonice" aus gebranntem Ton - und 24...29.000 Jahre alt. Und aus südafrikanischen Funden (Stichwort Blombos-Höhle) sind uns über 70.000 Jahre alte Artefakte bekannt, die erst Jahrzehntausende später "aufkamen" und ab da die kulturelle menschliche Entwicklung voranbrachten.
"Ausreißer" gibt es, immer wieder, überall, zu allen Zeiten. Sie waren zu ihrer Zeit nicht mal unmöglich, nur setzt sich eine Innovation eben nicht automatisch gleich beim ersten Aufkommen durch. Auch die Aeolipile von Heron oder der "Computer" von Antikythera sind solche Beispiele von Innovationen, die weit älter sind als das Einsetzen der Technologie dieser Basis. Dennoch aber fiel das Entdecken der Dampfkraft oder das Übertragen von Kräften und Maßen durch Zahnräder nicht aus dem technologischen Level der hellenistisch-römischen Zeit. Nur eine dauerhafte Anwendung war noch nicht gegeben. Und so waren auch dauerhafte Ansiedlungen wie Ackerbau durch die klimatisch unsicheren Bedingungen in der jüngeren Eiszeit nur von kurzer Dauer und kein "Konzept für alle". Deswegen setzte sich vieles erst später allgemein durch, wiewohl schon frühere darauf gekommen waren. Gebrannte Töpfe waren für die mitteleuropäischen jungpaläolithischen Jäger und Sammler in Dolny Vestonice unnütze Last.
Wenn nun also irgendwas neues gefunden wird, das "seinen zeitlichen Rahmen sprengt", dann ist das durchaus eine Sensation - und das war auch Göbekli Tepe (etwas später fand man weitere Sachen vergleichbaren Ausmaßes, nur aus Holz, in Südrußland). Aber deswegen sind das noch lange keine Out-of-Place-Artefakte, die undenkbar wären.
Eine Hochkultur weit vor den ältesten bekannten Hochkulturen wäre zwar
grundsätzlich so denkbar wie meine obigen Beispiele, aber genauso grundsätzlich scheitert sie auch an Sachen wie da oben beschrieben. Denn für eine Hochkultur müssen bestimmte Bedingungen gegeben sein. Und da gehört z.B. Ackerbau, dauerhafter Ackerbau seit vielen Generationen, wesentlich dazu. Und der kam erst mit den stabilen klimatischen Bedingungen des Holozäns auf. Ältere Hochkultur-Versuche (ohne Dauer, ohne Nachfolgekulturen) vor Sumer und Ägypten sind durchaus denkbar, und sollten wir sowas finden, wäre es ne Sensation. Doch würden die eben nicht "aus der Rolle fallen", sondern durchaus passen können. Nur weit ältere, die sind dann nicht drin. Eben weil da die Voraussetzungen selbst für vorzeitigen Versuch fehlen.
Solche "Vorreiter" gibts, die sind geradezu "normal". Aber sie sind auch nicht "out of place", sondern passen durchaus bereits in den damaligen Kulturstand. Damit läßt sich durchaus die Hoffnung auf weitere solcher Funde rechtfertigen. Aber nicht die Hoffnung auf Funde, die eine gänzlich andere kulturelle "Entwicklungsgeschichte" bedeuten würden. Und schon gar nicht für ein Zeitfenster von drei Millionen Jahren.
paxito schrieb:wie Nemon schreibt siedelten die Menschen schon lange in Küstennähe.
Ähm:
Oder die Indus-Kultur, die in bzw. um Mehrgarh ihren Ausgang nahm: