@perttivalkonen perttivalkonen schrieb:Ohne zu viel zu verraten: Es geht Platon darum, einen idealen Staat nach platonscher Vorstellung zu entwerfen, und dafür kreiert Platon eine fiktive urathenische Gesellschaft, die quasi all das Gute enthält, was Plato so vorschwebt. Wenn das der Fall ist - wieso schildert Plato dann auch die atlantidische Gesellschaft so ausführlich, mit Stadtaufbau, Landwirtschaft, Heerwesen und all dem Pipapo? Kreiert er hier quasi eine Negativ-Schablone? Also eine Gesellschaft, wie sie nicht aussehen sollte? Dürfen Städte nicht so konzentrisch sein, mit Tempeln usw.? Ist diese Art der Landverteilung und -bebauung Pfui Bäh? Wohl kaum! Warum also erzählt Plato so viel über Atlantis, wenn es ihm nicht darum geht? Wer Atlantis zu den Akten legen will, der muß diese Grundfrage hinreichend beantworten. Wer eine vorplatonische Atlantisüberlieferung finden will, ebenso. Und eine hinreichend überzeugende Antwort, wieso Plato so viel schreibt über etwas, um das es ihm gar nicht geht, habe ich bis heute nicht gefunden.
Das ist bis heute das beste Argument für vorplatonisches Überlieferungsgut in Platos Atlantispassagen.
An dem Punkt warst du auch schon vor 10 Jahren und wirst es wohl auch noch weitere 10 Jahre bleiben, weil es außer möglichem Platonwissen zu Persien und einigen persischen Städten und Karthago wohl kaum viel historische "Vorbilder" für Platons Atlantis (Stadt) gab.
Meiner Meinung nach ist Vorhaben Atlantis als Negativfolie für "Ur-Athen" bzw. für ein hypothetisches Athen, das seiner Meinung nach den idealen Staat bilden könnte, gescheitert, weil man, wie du schon schreibst, von dem geschilderten Atlantis schlecht ne Negativfolie als Entwurf für einen idealen Staat herstellen kann, die auch nur den Hauch von Realität haben könnte, denn das Gegenteil von etwas, das nicht durchgehend negativ ist, kriegt Problem, in der realen Welt lebensfähig zu sein.
Wenn es vorplatonisches Überlieferungsgut für Platons Atlantispassagen gab, dürfte dieses jedenfalls wohl für immer verschollen sein, denn was wir bisher an alten Papyri usw. nicht gefunden haben, das dürfte auch in Zukunft nicht gefunden werden, au0ßer durch Zufall, aber man kann schlecht über etwas reden, das man nicht kennt. Von daher ist für mich Platons Atlantisgeschichte ausgebeutet und führt uns nicht weiter.
Ich habe meine Zweifel in 1. Kapitel meines Buchs dargelegt und bringe zur Veranschaulichung davon Auszüge aus einem Unterkapitel.
Wissenschaftliche Sackgasse
Wie soll man sich also zu Platons Atlantis-Geschichte stellen: Ist sie ein (ägyptischer) Mythos, eine Allegorie, eine Legende, der erste Science Fiction Roman der Weltliteratur gar, oder ein Tatsachenbericht aus dritter Hand?
Ich halte die These, Platons Atlantis sei ein philosophisches Kunstwerk und kein Tatsachenbericht, grundsätzlich für recht überzeugend. Mir fallen nur wenige Gegenargumente ein, wie z.B. gegen
• die Utopia-Hypothese: Die Dialoge Timaios und Kritias seien als Ergänzung der Politeia geschrieben, in der es um den Entwurf eines idealen Staats geht. Dabei wird das Staatsideal in einem fiktiven Ur-Athen gesehen, für welches das ebenso fiktive Atlantis die Negativfolie darstellt.
Dagegen ließe sich allerdings vordergründig einwenden, dass Platon ja nicht sein Utopia, also seine Vorstellung von einem idealen Staat, beschreibt, sondern dessen Gegenteil, eben das verderbte Atlantis, das zu Recht zunächst in den Seefahrerkriegen eben von dem idealen Ur-Athen besiegt wird und später dann gänzlich von der Bildfläche bzw. von der Meeresoberfläche verschwindet. Dies ist natürlich nur ein vordergründiger Einwand, der nicht allzu weit trägt, denn wenn Atlantis die Negativfolie für das Ur-Athen ist, kann man durch simple Umkehrung des Vorzeichens das Ur-Athen, so wie es sich Platon vorgestellt haben mag, rekonstruieren. Dann muss sich die Utopia-Hypothese aber fragen lassen, warum Platon es dabei bewenden lässt, Ur-Athen lediglich als Negativ des Negativs zu postulieren. Immerhin handelt es sich um eine «Atlantis-Saga» und nicht um einen «Ur-Athen-Staatsentwurf». Platon beschreibt Atlantis und nicht Ur-Athen. Wenn es ihm um den Entwurf eines idealen Staats wie in Politeia geht, warum beschreibt er dann nicht diesen idealen Staat, sondern sein Gegenteil? Der Einwand, es sei vielleicht für Platon leichter gewesen, erst mal den Gegenentwurf anhand von Atlantis zu skizzieren und anschließend dann sein Utopia Ur-Athen in aller Breite zu präsentieren, wozu er aber aus welchen Gründen auch immer nicht mehr gekommen sei, da die Geschichte just an der Stelle abbricht, wo er anfangen will, Ur-Athen selbst zu beschreiben, mag zwar berechtigt sein, gehört jedoch in den Bereich, den die Wissenschaft zu Recht ablehnt, nämlich ins Reich der Spekulation. Und ist es wirklich nur ein Zufall, dass der Bericht just an der Stelle abbricht, wo es anfangen soll zur Sache zu gehen? Wenn Platon durch irgendeinen Umstand (Krankheit, Reisen, Geistesschwäche, Tod…) gehindert wurde sein Epos fortzusetzen, hätte der Bericht an jeder x-beliebigen Stelle abbrechen können. Warum bricht er just an der entscheidenden Stelle ab, wo die Einleitung (Atlantis als Negativfolie) beendet ist und das Utopia Ur-Athen als idealer Staat in aller epischen Breite vorgestellt werden soll? Wenn Platons Geschichte, wie die Philologen suggerieren, auch als Antwort auf die Frage Sokrates' verstanden werden soll, den Idealstaat «einmal in Bewegung» zu sehen, warum ist der einzige Staat, den Platon «in Bewegung» zeigt, eben nicht dieses ideale Ur-Athen, sondern das schnöde böse Atlantis?
• Die Nesselrath-These: Platons zeitgenössisches Athen, eine Seemacht, wird anhand einer politischen Allegorie am Beispiel des erfundenen Atlantis (einer Art aufgeplustertes Mega-Athen) dargestellt und überhöht. Platon will vor Hybris und Überheblichkeit warnen, denn wenn sich Athen zu einer See-Großmacht entwickeln sollte, wird es diesem hochgerüsteten Athen dereinst so ergehen wie der Supermacht Atlantis in seiner Parabel, die trotz mehrfacher militärischer Überlegenheit den Angriffskrieg auf das kleine, aber feine ideale Ur-Athen verliert. Platon habe vor den Gefahren warnen wollen, die eine imperialistische Großmacht zu erwarten hat, gegen die sich eine kleine, aber disziplinierte Streitmacht wie das ideale Ur-Athen erfolgreich bewähren kann, also quasi die Geschichte vom siegreichen David gegen den überheblichen Koloss Goliath sich selbst als Urheber zugewiesen.
Die Frage ist, ob diese Auslegung des Motivs für Platons Atlantis-Bericht jemand anders als Nesselrath auch so sieht. Natürlich kann es so von Platon gemeint gewesen sein, aber das ist eine reine Vermutung, die sich durch nichts belegen lässt und gehört ebenso ins Reich der Spekulation wie die Annahme, es habe sich um einen Tatsachenbericht gehandelt und Atlantis habe wirklich existiert. Als Grund für eine Ablehnung der Atlantis-Geschichte als historischer Tatsachenbericht ist diese Erklärung jedenfalls zu schwach. Der Dürftigkeit dieser Behauptung widerspricht auch nicht, dass sie die anerkannte Lehrmeinung insgesamt zusammenfasst und auf den Punkt bringt. Solange keine weiteren Argumente kommen, handelt es sich hier um nicht mehr als eine Meinung mit einigem Wahrscheinlichkeitsgehalt.
Natürlich ist es eine Moralgeschichte, denn am Ende von Kritias ruft Zeus ja auch den Götterrat zusammen, um das Volks von Atlantis dafür zu bestrafen, dass es entartet ist und seine göttliche Abkunft vergessen hat, damit es durch die Strafe lerne, zurückzukehren zu einer edleren Lebensweise. Doch als Moralgeschichte lässt sich nicht die Frage nach der Historizität oder Fiktivität Atlantis’ beantworten; es könnte sich dabei ja um Platons Interpretation des Grunds für die Kriegsniederlagen und/oder der Untergang des Reichs Atlantis handeln, also lediglich um seinen persönlichen Kommentar. Andererseits – wenn, was zu vermuten ist, die Atlantis-Geschichte schon als Moralgeschichte konzipiert ist, erübrigt sich ohnehin die Frage nach Atlantis’ Historizität.
• Die Quellentheorien I und II: Quellentheorie I (als Begründung, dass die Atlantis-Geschichte eine Fiktion ist) besagt, dass gerade Platons Berufung auf ägyptische Quellen ein offener Hinweis auf den fiktionalen Charakter der Atlantis-Erzählung sei. Ihr Protagonist William Heidel verweist auf eine Stelle in Platons Phaidros, wo Platon Sokrates für seinen Erfindungsreichtum bei erdichteten «Geschichten aus Ägypten oder sonst einem Land» bewundert. Folgeschluss: Durch Verweis auf ägyptische Quellen wollte Platon mit seiner Atlantis-Legende Sokrates in Sachen Fantasiereichtum noch übertrumpfen. Quellentheorie II besagt: Da außer bei Platon selbst in keinen anderen griechischen oder ägyptischen Texten etwas von einer Reise Solons nach Ägypten dokumentiert ist und auch nichts von einem Ur-Athen, liegt es auf der Hand, dass beides ins Reich der Fabel gehört, sowohl die angebliche Ägyptenreise Solons wie auch die einstige Existenz eines Ur-Athens.
Zur Quellentheorie I (Heidel): Auch hier kann man nur sagen: Kann sein, kann aber auch nicht sein. Alle Erklärungsversuche innerhalb des breiten Spektrums zwischen «auf der Hand liegend» und «weit hergeholt» bieten sich mit gleich großer oder gleich geringer Wahrscheinlichkeit an. Diese Analogie und der daraus gezogene Schluss sind ebenso wie die meisten Analogieschlüsse wissenschaftlich kaum verwertbar, da sie über den Ansatz einer Idee bzw. Vermutung nicht hinauskommen.
Ähnliches gilt für Quellentheorie II. Allein der Fakt, dass wir außer von Platon keine Dokumente für eine Ägyptenreise Solons als auch für ein vorgeschichtliches Ur-Athen haben, erlaubt nicht den Umkehrschluss, dass beides daher eine Fiktion Platons gewesen sein muss. Ganz so insular war die Informationslage im antiken Athen sicherlich auch nicht. Platon hatte einen brillanten Ruf zu verlieren, wenn er eine Ägyptenreise Solons nur erfunden hätte. Anders verhält es sich wohl mit dem Ur-Athen, das wohl tatsächlich in das Reich Phantasia zu verweisen ist.
Für die Annahme, dass Solon nicht nur in Saϊs war, sondern dass die Atlantis-Geschichte dort tatsächlich auf Stelen aufgezeichnet gewesen sein soll, verbürgt sich zumindest der Philosoph Krantor. Doch können wir ihm Glauben schenken? Er behauptet nämlich zusätzlich, selbst in Saϊs gewesen zu sein und die Stelen mit der Atlantis-Aufzeichnung mit eigenen Augen gesehen zu haben. Und das wird nun wiederum von der geltenden Lehrmeinung stark angezweifelt, womit sich auch der Verweis auf Solons Ägyptenreise ins Zwielicht stellt. Andererseits scheint Solons Ägyptenreise von anderer Stelle verbürgt zu sein , was jedoch nichts darüber aussagt, ob er dort tatsächlich auf einer oder mehreren Stelen die Atlantis-Geschichte entdeckt hat. Hier sind wir ganz auf Platon selbst angewiesen und kommen von dieser Seite her keinen Schritt weiter.
Da wir uns aufgrund der Tatsache, dass es über Atlantis keine (älteren) Quellen gibt als Platon, im Bereich der wissenschaftlichen Sackgasse bewegen – die Karawane (der Wissenschaft) ist längst weiter gezogen –, bewegen wir uns mit Atlantis insgesamt auf unwissenschaftlichem Terrain im Reich der Spekulation.
Leider sind auch die schwachen, wenig überzeugenden, ebenso halbherzig wie uninspiriert vorgetragenen Gegenargumente wenig geeignet, die Deutung von Atlantis als Erfindung Platons zu widerlegen. Kritik an der Deutung der Atlantis-Erzählung als Erfindung Platons gibt es in verschiedener Hinsicht. Teils wird die philologische Argumentation direkt angegriffen, teils wird eine ägyptische Überlieferung vermutet.
An der philologischen Begründung der Erfindungshypothese ist immer wieder Kritik laut geworden. John V. Luce: «Die Skeptiker haben starke Argumente, trotzdem gab es jedoch immer eine Minderheit von Gelehrten, die bereit waren, die Möglichkeit zuzugeben, dass Platon in seiner Atlantis-Erzählung Material verwendet habe, das nicht völlig ohne historisches Gewicht war.»
Als Indizien für ein mögliches historisches Gewicht der Atlantis-Erzählung werden angeführt:
• Platon habe die von ihm erfundenen Parabeln immer deutlich als Mythen gekennzeichnet. Die Geschichte von Atlantis sei dagegen ausdrücklich als «logos» und nicht als «mythos» gekennzeichnet worden. Platon habe betont, dass seine Überlieferung nicht erfunden, sondern «in jeder Hinsicht» wahr sei.
• Es sei kaum anzunehmen, dass Platon in seinen Gesamtplan der Dialog-Trilogie Timaios / Kritias / Hermokrates eine Geschichte aufgenommen hätte, die er selbst von Anfang bis zum Ende erfunden hat, und von der er wusste, dass sie erdichtet ist.
• Die Funktion der Atlantis-Erzählung als Beleg für die Richtigkeit von Platons Staatstheorien könne nur erfüllt werden, wenn es sich um eine wahre Geschichte handele.
• Die ausführliche und präzise Beschreibung von Atlantis mit Erwähnung zahlreicher Einzelheiten wäre unnötig gewesen, wenn Atlantis nur als Anschauungsmodell für einen idealen Staat habe dienen sollen.
• Details der Atlantis-Erzählung tauchten auch in anderen Dialogen Platons in einem eindeutig historisch zu verstehenden Kontext auf.
Da auffallende Ähnlichkeiten zwischen der Schilderung eines atlantischen Königsrituals – Stiere «ohne Waffen, aber mit Stäben und Schlingen zu jagen» (Krit.119d-e) – und der Darstellung minoischer Stierkämpfe bestünden, hält John V. Luce es für wahrscheinlich, dass eine ägyptische Überlieferung über die Minoer Eingang in Platons Atlantis-Bild gefunden habe. Er geht dabei davon aus, dass Platon selbst in Ägypten von dieser Überlieferung erfahren habe. Abgesehen davon, dass Platons Ägyptenreise an sich umstritten ist, konnte er jedoch keine ägyptischen Hieroglyphen lesen. Er wäre somit auf einen ägyptischen Übersetzer angewiesen gewesen. Falls er tatsächlich in Ägypten war, bliebe dennoch unklar, ob und wie ihm die vermeintliche Überlieferung übersetzt wurde und was Platon seinerseits für seine Erzählung daraus übernommen hat.
Eine vergleichbare Theorie eines vorplatonischen Atlantis liefert der Philologe Herwig Görgemanns. Er behauptet, die von Platon erwähnte Verbrüderung der Ägypter mit den «Ur-Athenern» sei von einem ägyptischen Bericht beeinflusst. Dieser basiere auf der Überlieferung der Seevölkerinvasion des 13./12. Jh. BC und sei durch eine angeblich schon damals existierende Verbrüderung der Ägypter und Athener gegen die «Feinde aus dem Westen» ergänzt worden. Als sich Ägypten im 4. Jh. BC von der persischen Herrschaft zu lösen begann, bekam es zunächst 386–380 BC Unterstützung aus Athen durch den Athener Feldherrn Chabrias. Dies fand in Athen nicht nur Zustimmung, und so wurde 362/61 (kurz vor Entstehung des Timaios) eine Gesandtschaft nach Athen geschickt, die für eine Athenisch-Ägyptische Allianz werben sollte und dabei laut Görge-manns die veränderte Überlieferung des Seevölkersturms in Athen verbreitete. Und eben dieses Element habe Platon dann im Atlantis-Mythos verarbeitet. Jedoch ist auch diese Argumentation insofern lückenhaft, als Platon vermutlich nicht der einzige gewesen wäre, der diese Geschichte vernommen hätte. Insofern ließe sich schwer erklären, warum nur er von Atlantis berichtet.
Die Argumente, die gegen diese Interpretation von Atlantis als Erfindung Platons vorgebracht werden, sind vergleichsweise schwach und klingen schon so resigniert wie eine Pflichtübung ohne Überzeugung und ohne zu überzeugen: Sie tragen daher eher noch zur Verfestigung der Sackgasse und zu einer Außerwissenschaftlichkeit der «Atlantis-Frage» bei, da sie selbst wissenschaftlich unwirksam sind und rein appellativen Glaubenscharakter haben («es könnte immerhin sein, dass…», «trotz der ziemlich überzeugenden Hypothese, dass Platons Atlantis eine Allegorie war und kein Tatsachenbericht, ist nicht auszuschließen, dass…»).
Wenn selbst schon die «Atlantis-Befürworter» zugeben müssen, dass die Skeptiker starke Argumente haben und dass es sich bei den «Atlantis-Befürwortern» nur um eine «Minderheit von Gelehrten» handelt, kann wohl auch von Gegenargumenten nicht viel erwartet werden. Ob man nun Platon glauben soll, bei seiner Atlantis-Saga habe es sich nicht um einen Mythos, sondern um einen Logos gehandelt, ist reine Glaubenssache und ersetzt keine (fehlende) Beweisbarkeit, und die Behauptungen, der Atlantis-Bericht wäre (in dieser Breite und Fülle) nicht in die (geplante) Trilogie Timaios/ Kritias/ Hermokrates aufgenommen worden, wenn es sich um eine reine Erfindung gehandelt hätte, und «die Funktion der Atlantis-Erzählung könne nur erfüllt werden, wenn es sich um eine wahre Geschichte handele» , sind nicht nachvollziehbar und entbehren jeglicher Logik und Grundlage. Mit Recht ist die Karawane der Wissenschaft schon längst über solche unbelegbaren Meinungen hinweggegangen und weiter gezogen. Auch die anderen beiden Einwände gegen die herrschende Lehrmeinung, so eine breite Darstellung von Atlantis sei als Anschauungsmaterial für einen idealen Staat überflüssig bzw. nicht geeignet gewesen und Details der Atlantis-Erzählung tauchten auch an anderen Stellen Platons auf, die eindeutig in einem geschichtlichen Kontext zu verstehen seien, sind reine nicht falsifizierbare und somit unwissenschaftliche Behauptungen. Es lohnt sich nicht, diese vorgetragenen Argumente für Atlantis als untergegangene Zivilisation und als Beleg für Platons Atlantis-Geschichte als Tatsachenbericht weiter zu verfolgen; sie taugen nichts zu einer Verifizierung Atlantis' als historischem Ort und sind dieser Position eher abträglich.
Auch die Theorien einer vorplatonischen Atlantis-Überlieferung führen nicht weiter. Der Versuch, Atlantis mit der minoischen Kultur zu verknüpfen, weil beide Stierkämpfe bzw. den Stier als Symbolfigur trugen, führt in die Irre, denn der Stier war zu Platons Zeit und auch davor das Symbol aller Staaten in der antiken Welt; also musste Platon sein eigenes Land gar nicht verlassen, um von der Stier-Symbolik zu wissen.
Das Problem mit Platons Atlantis ist nun mal, dass es die einzige Quelle ist, in der diese «Insel» oder was immer es gewesen sein mag oder nicht, auf- und untertaucht. Jeder, egal ob etablierter Wissenschaftler oder Laienforscher, kommt an einer Verbeugung vor Platon nicht vorbei und muss durch dieses Nadelöhr. Ohne Platon keine Atlantis-Frage und keine Atlantis-Forschung. Man könnte sagen: Ohne Platon hätten wir ein Problem weniger auf der Welt. Dies führt dazu, dass sich jeder, der sich ernsthaft mit der Atlantis-Frage auseinandersetzt, an Platon abarbeiten muss und automatisch in die Sackgasse gerät. Denn an Platons Texten selbst lässt sich die Frage, ob Atlantis wirklich existierte oder nur ein Mythos oder eine Allegorie ist, nicht beantworten. Die Exegese seiner Atlantis-Texte beschränkt sich auf die Analyse des Grades der logischen Stringenz, etwa ob es in dem, was er insgesamt zu Atlantis schreibt, Widersprüche in sich selbst gibt, was für eine Erfindung sprechen würde.
Und es gibt einen Widerspruch, und zwar einen faustdicken! (Dies ist der zweite Zweifel, auf den ich hinwies.)
Vielleicht ist dies ja auch einer von dieser Sorte voreiliger «Beweise», und zwar dafür, dass Platon seine Atlantis-Geschichte nur erfunden haben kann. Es reicht, zwei Sätze aus Timaios und Kritias gegenüber zu stellen, und ein Minimum an logischem Denkvermögen, um diese Absurdität in ihrem ganzen Ausmaß zu erkennen. In Tim.23e sagt Platon durch den Mund von Kritias: «Der Priester aber habe erwidert: Ich will dir Nichts vorenthalten, mein Solon, sondern dir Alles mitteilen, sowohl dir als eurem Staate, vor Allem aber der Göttin zu Liebe, welche euren so wie unseren Staat gleichmäßig zum Eigentume erhielt und beide erzog und bildete, und zwar den euren tausend Jahre früher aus dem Samen, den sie dazu (23e) von der (Erdgöttin) Ge und dem Hephaistos empfangen hatte, und später eben so den unsrigen. Die Zahl der Jahre aber, seitdem die Einrichtung des letzteren besteht, ist in unseren heiligen Büchern auf achttausend angegeben. Von euren Mitbürgern, die vor neuntausend Jahren entstanden, will ich dir also jetzt in Kurzem berichten.» Und in Kritias 108e heißt es: «Vor Allem nun wollen wir uns zunächst das ins Gedächtnis zurückrufen, daß es im Ganzen neuntausend Jahre her sind, seitdem, wie angegeben worden, der Krieg zwischen denen, welche jenseits der Säulen des Herakles und allen denen, welche innerhalb derselben wohnten, entstand.» Wie kann im Seevölkerkrieg Ur-Athen gegen Atlantis gewonnen und die anderen Völker, u.a. auch Ägypten, befreit haben, wenn Ägypten, das erst 1000 Jahre nach Ur-Athen gegründet wurde, demnach zu jener Zeit noch gar nicht existiert haben konnte und Ur-Athen zu diesem Zeitpunkt gerade erst gegründet wurde? Ägypten soll einerseits 8000 Jahre vor Solon gegründet worden sein, aber bereits 9000 Jahre vor Solon beim Überfall durch Atlantis und die Seevölker den Kürzeren gezogen und fast eine Niederlage erlitten haben, wenn Ur-Athen nicht tapfer und siegreich für die Befreiung der überfallenen Völker gekämpft und Atlantis und Konsorten eine bittere Niederlage beschert hätte? Also erst (9000 Jahre vor Solon) wird Ägypten durch Ur-Athen im Seevölkerkrieg befreit und 1000 Jahre später, also 8000 Jahre vor Solon, wird Ägypten von der Göttin gegründet? Kann es sein, dass Platon da im Eifer der wortreichen Konstruktion seines Utopias Ur-Athen die Zeittafeln ein wenig durcheinander gebracht und die «Wirkung» (Seefahrerkrieg gegen Ägypten und Heldentat von Ur-Athen) 1000 Jahre vor der «Ursache» (Gründung von Ägypten aus dem Schoß der Göttin) angesiedelt hat?
Wenn ich hier nichts durcheinander gebracht habe, dann ist Platon ein kardinaler Logikfehler unterlaufen, der für diesen scharfen Denker völlig untypisch ist. Hierfür gibt es nur zwei Erklärungen: Entweder stammen die Schriften Kritias und Timaios gar nicht aus der Feder Platons, sondern von jemandem, der sich für Platon ausgab, möglicherweise um seinen Ruf zu ruinieren, oder aber Platon hat sich in seinem eigenen Geschreibsel verlaufen und verirrt und bei der Konstruktion eines idealen Staats ein paar Daten durcheinander gebracht und damit die Chronik auf den Kopf gestellt. Wie auch immer: Es wäre der erste Dokumentarbericht aus einer historischen Epoche, in der ein Staat von einem Feindstaat überfallen wird 1000 Jahre vor seiner Gründung. Solche schreiblogisti-schen Patzer bei der Erfindung einer Geschichte sind verzeihlich – nur können sie dann nicht mehr als Dokumentation tatsächlicher historischer Ereignisse durchgehen.
Das Problem ist nur: Wie kann es sein, dass das 2350 Jahre lang niemandem aufgefallen ist?
Ich habe diesen Aspekt in einem Atlantis-Forum vorgetragen. Dort wurde mein Einwand mit der Bemerkung «entkräftet», es handele sich bei diesen Zeitangaben um die «Einrichtung des Staates», also um die Staatsgründung Ägyptens. Es hätten auch schon 1000 Jahre vor der Staatsgründung Menschen am Nil gelebt. Mal ganz abgesehen davon, dass Ägypten als Staat bzw. als Reich «offiziell» erst 3150 BC mit der Vereinigung Ober- und Unterägyptens begann, entbehrt es jeder Logik, dass eine Kriegsarmada gegen verstreut siedelnde Bauern und Viehzüchter, Fischer, Jäger und Sammler in einer weit auseinander gezogenen Region vorgegangen sein soll. Eine Armada ist ein Heer eines Staats oder eines Reichs, das gegen Feindstaaten Krieg führt oder diese meinethalben auch überfällt. Noch nie in der Geschichte vor dem 2. Weltkrieg hat ein Heer staatenlose Siedler und Bauern, also unorganisierte Zivilisten, angegriffen, sondern es ging stets gegen eine andere, feindliche Macht. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der Priester in Saϊs oder Platon den Atlantern bzw. ihrer Flotte vorgeworfen hätte, ägyptische Bauern angegriffen zu haben, sondern es wurde nach Platon Ägypten angegriffen; dies setzt den Staat Ägypten voraus. Somit muss sich Platon weiterhin den Vorwurf der Erfindung gefallen lassen, wenn er den Krieg Atlantis' gegen Ägypten 1000 Jahre vor dessen Staatsgründung veranschlagt.
Wenn es also um «Beweise» geht, ist dies wohl der schlagende Beweis dafür, dass Platon sein Atlantis nur erfunden haben kann.
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Nach dem bisher Erörterten: Was wissen wir über Atlantis, was halten wir für sehr wahrscheinlich, ohne es aber beweisen zu können, was vermuten wir, und was halten wir für zweifelhaft?
Alles, was wir wissen, ist nur, dass Platon in Timaios und Kritias eine Geschichte über eine versunkene Insel geschrieben hat, die er Atlantis nennt. Wir halten es nach Quellenlage für möglich, ohne aber einen direkten Beweis dafür erbringen zu können, dass die Geschichte ursprünglich von Solon stammt, die diesem von einem Priester im ägyptischen Saïs erzählt wurde. Wir halten es zudem für möglich, dass Platon die Geschichte nicht erfunden, sondern «nach bestem Wissen und Gewissen» so wiedergegeben hat, wie sie ihm von Solon über Kritias dem Älteren und dem Jüngeren berichtet wurde. Wir gehen davon aus, dass diese Zwischenträger nicht geflunkert haben, schließen aber nicht aus, dass es Übersetzungsschwierigkeiten zwischen dem, was der Priester erzählte und dem, wie es Solon rezipierte, gegeben haben könnte, und zwar nicht nur in sprachlicher Hinsicht (Übertragung der Götternamen, Bemerkungen zu Ur-Athen und zum Seevölkerkrieg usw.), sondern auch bei der kulturellen Übertragung, insbesondere bei der Angabe von Jahreszahlen; wir halten die Geschichte, so wie sie Platon erzählt, für einen platonischen oder aber einen ägyptischen Mythos, und wir halten es für nahe liegend, dass Platon, aufbauend auf diesem Mythos, als Gegenstück zum verderbten, dem Untergang anheim gefallenen Atlantis seine Vision eines utopischen idealen Athens entwerfen wollte, die sich aus dem in Saϊs erwähnten mythologischen Ur-Athen, das die Angriffe der Seevölker erfolgreich abgewehrt hatte, entwickeln wollte, wozu er aber nicht mehr kam.
Eigentlich erzählt Platon zwei Geschichten: den Mythos der von den Göttern gegründeten Staaten Ur-Ägypten und Ur-Athen, und die Geschichte von Blüte, Fall und Untergang Atlantis', wobei der Schwerpunkt der Staatsgründungsmythologie in Timaios abgehandelt und die eigentliche Atlantis-Saga in Kritias erzählt wird. Nachdem wir zu der Arbeitshypothese gelangt sind, dass zumindest die Rahmenerzählung authentisch sein könnte, also nicht unbedingt Teil eines Gesamtkunstwerks aus Platons Kopf und Feder, geht es nun um die interessantere Geschichte, nämlich die von Atlantis in Kritias.
Am meisten verwundert, dass bezüglich Atlantis überhaupt keine konkreten Zeitangaben gemacht werden, insbesondere nicht zum Untergang. Ich verstehe nicht, woher die Spekulationen kommen, die überall durch die diversen Atlantis-Essays und -Foren geistern, wonach Atlantis um 9600 BC untergegangen sein soll, also 9000 Jahre vor Solon. Diese 9000 Jahre beziehen sich doch auf die Entstehung Ur-Athens und auf «Platons» Seevölkerkrieg. Eine Zeitangabe zu jener Nacht, in der Atlantis im Meer versunken soll, gibt es bei Platon nicht, jedenfalls nicht in Timaios und Kritias Also hat auch der Priester in Saϊs keine Angaben hierzu gemacht. Es ist schon ziemlich merkwürdig, dass es bis ins kleinste Detail gehende Beschreibungen der Insel Atlantis gibt, gerade so als handele es sich um einen Reisebericht eines Atlantis-Touristen, der gerade frisch zurückgekommen ist, und der Vagheit in Bezug auf die wichtigsten Eckdaten zur Lokalisierung von Atlantis in Raum und Zeit, nämlich Ort und Jahr oder zumindest Jahrhundert des Untergangs. Dass Atlantis «vor den Säulen des Herakles» gelegen haben soll, heißt alles und nichts; es bedeutet nur, dass es nicht innerhalb der damals bekannten Welt lag, also weder irgendwo im Mittelmeerraum noch im vorderen Orient einschließlich Mesopotamien und Persien.
Da darf man doch mal interessiert fragen: Woher kommt dieser Widerspruch zwischen fehlenden Orts- und Zeitangaben zur Lokalisierung und ausgeklügelter Detailbeschreibung der Insel Atlantis, angefangen von der Größe über die Topographie und allem, was man als Tourist so wissen muss, bis hin zur Zusammensetzung des Heeres und dem Ringsystem, geradeso als sei der Berichterstatter selbst vor Ort gewesen und hätte Länge, Breite und Höhe der Kanäle und der Abstände der Kanäle zueinander usw. persönlich ausgemessen? Wer war in Atlantis gewesen, der solche konkreten Beschreibungen gegeben hat? Etwa jemand, der sich so eine detailgetreue Beschreibung leisten konnte, weil die Insel keinen Ort und keine Zeit hatte, nicht, weil sie etwa untergegangen war, sondern weil sie Utopia war und ist? War der erfinderische Tourist oder besser der touristische Erfinder dieser Insel außerhalb der in der klassischen Antike bekannten Welt vielleicht ein Philosoph namens Platon? Und wenn nicht, wenn auch die Atlantis-Erzählung aus dem Mund des Priesters in Saϊs Solon gegenüber kam, wo hatte er diese genaue Beschreibung der Insel her, ohne klare Angaben zum Ort und zum Zeitpunkt des Untergangs zu machen? Denn wenn das Wissen von dieser Insel in dieser detaillierten Form in Saϊs vorlag, muss es auch jemanden gegeben haben, der diese Insel besucht hatte oder der von dieser Insel stammte. Und wenn schon eine so konkrete Beschreibung des Untergangs dieser Insel vorlag, muss es Leute gegeben haben, die diesen Untergang berichtet hatten, die also dichter dran waren als der Priester in Saϊs, etwa Überlebende, denen es gelungen war, sich nach Ägypten zu retten und zu berichten. Sicherlich hätte sich der Priester nicht geziert, genauere Beschreibungen zur Lage der Insel zu geben und zum Jahr oder zumindest zum Jahrhundert ihres Untergangs. Es handelte sich hierbei schließlich um kein Staatsgeheimnis, sondern wenn überhaupt, um eine Legende.
Man bedenke zudem: 9000 Jahre vor Solon. Die Ägypter erfanden die Schrift erst 2500 Jahre vor Solon, mithin hätte sich die Atlantis-Legende 6500 Jahre schriftlos halten müssen, das sind 250 Generationen von Vater zu Kind, und jede Generation hätte die genauesten Angaben ohne Fehler bei dieser grotesk langen Übertragungskette fehlerfrei überliefern und dabei den Stille-Post-Effekt außer Kraft gesetzt haben müssen, um sicherzustellen, dass das, was dereinst, wenn die Ägypter mal die Schrift erfunden haben würden, auch faktengetreu schriftlich in die Chroniken der alten Bücher Eingang finden würde. Denn leider gab es zu jener Zeit noch keine Fotoapparate.
Was soll man von dieser absoluten Diskrepanz zwischen bewusst vage gehaltenen Eckdaten, die man unbedingt für eine Lokalisierung braucht, nämlich Ort und Zeit, und fotografischer Detailtreue von Einzelheiten, was die Beschaffenheit der «Insel»selbst angeht, halten? Hat Platon die Rahmenhandlung genutzt, um auf der Grundlage dieser mysteriösen Insel Atlantis die Bedingungen für den Untergang eines überheblichen Imperiums (Hochmut kommt vor dem Fall) in allen Einzelheiten herauszustellen, um auf dieser Negativfolie das Gegenmodell eines idealen Staats Athen zu entwerfen? Oder hat er sich nur vorzustellen versucht, wie so ein übermächtiger Staat, der zwar im Seevölkerkrieg zurückgedrängt, aber wohl nicht völlig besiegt, sondern von einer grauenvollen Naturkatastrophe ausgelöscht wurde, ausgesehen haben mochte? Hat er einfach mal seiner Fantasie freien Lauf gelassen und als er merkte, dass es wohl unmöglich würde, dies als Negativentwurf für die Konstruktion seines Idealstaats Athen zu verwenden, Kritias einfach unvollendet gelassen und das ambitionierte Projekt fallen lassen? Wir werden es wohl nie erfahren.
Da, wie weiter oben erörtert, nicht viel aber einiges dafür spricht, dass Platons Bericht von Solons Gespräch mit dem Priester in Saϊs authentisch könnte, kann man davon ausgehen, natürlich rein spekulativ, dass die Geschichte von Atlantis im damaligen Ägypten ein Mythos war – auch wenn es unmöglich ist zu erfahren und daher müßig darüber zu spekulieren, wer welchen Anteil an der fantasiereichen Ausschmückung bei der Detailbeschreibung dieser Insel wohl hatte. Dass es «jenseits der Säulen des Herakles» einst eine Seemacht gegeben haben muss, die möglicherweise auf einer Insel oder einem Kontinent außerhalb der damals bekannten Welt ihr Machtzentrum hatte, jedoch zumindest zeitweise auch mit Libyen verbündet war, und die auf irgendeine tragische Weise zu Fall kam, könnte ein damaliger Volksmythos in Ägypten gewesen sein; heutzutage würde man sagen: Es gab wohl diverse Gerüchte von der einstigen Existenz dieses Inselreichs. Alles darüber Hinausgehende, zumal die detaillierte Beschreibung der Insel, dürfte wohl dem Erfindungsreichtum der Volksfantasie zuzuschreiben sein, die sich im Lauf der Generationen um diesen Mythos gerankt und ihn mit immer schillernderen Ornamenten ausgeschmückt hat. Wahrscheinlich hat der Priester Solon nur die aktuellste Version des Volksmythos Atlantis zum besten gegeben und ihm gesagt, über den genauen Ort dieser Insel und den Zeitpunkt ihres «Untergangs» gäbe es, zumal sie selbst Teil des Mythos seien, zu widersprüchliche Angaben, als dass man sich ein abschließendes Urteil zur Lage dieser (einstigen) Insel bilden könne; bekannt sei wohl nur, dass man seit dem (angeblichen) Untergang dieser Seemacht nichts mehr von Atlantis gehört hätte. Oder aber Platon konnte der Versuchung nicht widerstehen und nutzte die Rahmenerzählung aus Saϊs, um seiner Fantasie über jene sagenhafte Insel jenseits der Säulen des Herakles mal so richtig freien Lauf zu lassen.