Atlantis – prähistorische Hochkultur oder frühester Science Fiction?
28.06.2015 um 18:34@Didy
Ach noch was. Mir ist natürlich klar, in welche Ecke du mich stellen willst, aber --- nada. Is nich. Ich ticke so nicht. Hier ein Auszug zum Thema Oppenheimer / Sundaland-Hypothese aus meinem 2. Buch, schon vor 5 Jahren geschrieben. Ich weiß nicht, was ich von seiner These halten soll, habe aber vehement seine Rückschlüsse daraus auf die Entwicklung der Sprachen und der Wanderungsbewegungen kritisiert. Also ich denke schon, dass ich an den richtigen Stellen die Distanz wahren kann. Nur muss, bloß weil er falsche Rückschlüsse zieht, die Hypothese selbst nicht falsch sein. Sie ist eher ein bisschen dünn, da fehlt mir einfach Fleisch auf den Knochen, d.h. mehr Hinweise als bloß ein paar Mühlsteine, mit denen zudem auch nur Wildgetreide gemahlen wurde und kein menschlich optimiertes, so wie 10.000 Jahre später in der Levante. Zudem schrieb ich ja auch weiter oben, dass es eine Reihe wesentlich wichtigerer orte für frühe höhere Kulturen gibt als Sundland. Ok, hier der Ausschnitt aus dem Buch:
1998 veröffentlichte der Arzt und bekannte Kulturanthropologe Stephen Oppenheimer ein hochinteressantes Buch mit dem Titel Eden in the East. Die Idee, auf der die darin vorgetragene recht spekulative Hypothese beruht, ist einfach atemberaubend faszinierend: Die frühen Hochkulturen Ägypten, Sumer, Elam, Harappa und das China der umstrittenen frühen Xia-Dynastie (2200–1800 BC) sind nur Relikte, vielleicht nur relativ unbeholfene und unterentwickelte Echos, aufgebaut auf Erinnerungensresten, einer viel früheren, viel größeren Hochkultur: Sundaland – die heutige Inselwelt Malaysias und Indonesiens. Während der letzten Eiszeit, als der Meeresspiegel bekanntlich zeitweise 120 m tiefer lag als heute, war Sundaland der nach Süden und Südosten verlängerte Subkontinent Südostasien, der fast bis Australien reichte.
Wir erinnern uns: Die zweite große Ausreisewelle ging vor 65.000 Jahren von Afrika aus über den Bab el Mandeb entlang der Küste des Indischen Ozeans über Indien nach Südostasien und von dort – eben über Sundaland – nach Australien und Melanesien, während ein anderer Zweig sich nach China und Korea ausbreitete und möglicherweise bis Japan kam. Dies waren die frühest besiedelten Regionen der Erde – bis vor 50.000 Jahren war die ganze Küstenregion des Indischen Ozeans und des Westpazifiks besiedelt, während der klassische Alte Orient wohl erst mit der 3. Ausreisewelle etwa vor 50.000 bis 45.000 Jahren besiedelt wurde, Europa auch erst vor ca. 42.000 Jahren. Wenn es also zu ersten kulturellen Errungenschaften kam, hatten Südostasien, Indo- und Melanesien einen Zeitvorsprung von 20.000 Jahren, und Zeitvorsprung heißt Entwicklungsvorsprung. Daher ist es nur folgerichtig anzunehmen, dass – bezogen auf das späte Pleistozän bzw. das Jungpaläolithikum – die Wiege der Menschheit und der Zivilisation, der «Garten Eden», im Osten lag. Das ist die Zentralthese des Buchs, das folgerichtig «Eden im Osten» heißt.
Die Neolithisierung begann nach Oppenheimer just hier, und dies schon vor rund 25.000 Jahren. Er macht das an 24.000 Jahre alten Mühlsteinen fest, mit denen wildes Getreide gemahlen wurde. Das ist natürlich schön und zeigt auf, dass die Idee der Landwirtschaft (und damit verbundenen Sesshaftigkeit) eben doch älter ist als gemeinhin angenommen. Nur macht das allein noch keine Hochkultur, die ja auch im «fruchtbaren Halbmond» erst mit 7000 Jahren Verzögerung nach der ersten Neolithisierung entstand. Und ob es in Sundaland bis zur Hochkultur reichte, vermag auch Oppenheimer nicht zu sagen, denn mehr als diese paar Mühlsteine fand man bisher noch nicht. Wie auch, da alle einstigen Küstenregionen in 100 Metern Tiefe auf dem oder besser im Meeresboden liegend verschollen sind. Zudem ist der Weg von der Neolithisierung zur Hochkultur kein zwangsläufiger, das müsste erst mal nachgewiesen werden. Was einmal – im Alten Orient – der Fall war, muss kein Automatismus sein, auch wenn vieles dafür spricht, dass die zivilisatorische Entwicklung in dieser Reihenfolge voranschreitet, denn neben dem Alten Orient haben wir ja mit Mesoamerika ein zweites Beispiel dafür, auch wenn dort alles wesentlich später passierte.
Diese Sundaland-Kultur endete spätestens mit dem Ende der Eiszeit, aber wohl eher bereits 3.000 Jahre früher mit dem warmen Bølling-Interstadial vor knapp 15.000 Jahren – bemerkenswerter Weise einige hundert bis knapp 1000 Jahre, bevor in der Levante erste Formen von Ackerbau nachweisbar sind.
Oppenheimer nennt diese frühen Siedler und Kulturschaffenden Austronesier; entsprechend dieser Theorie muss das Proto-Austronesisch – die Vorsprache der austronesischen Sprachfamilie – die früheste aller ausdifferenzierten Sprachen der modernen Menschheit gewesen sein. Als mit der späteiszeitlichen Erwärmung der Meeresspiegel stieg und Sundaland allmählich zu einer Inselwelt zerfiel, zerstreuten sich die Bewohner in alle Himmelsrichtungen, primär nach Westen. Und jetzt kommt's: Einige dieser Zugvögel-Völker entwickelte eine Vorform des späteren Indoeuropäisch, das Proto-Indoeuropäisch (PIE). Die «Urheimat» der Indoeuropäer war nirgendwo anders als Sudaland! Die «Urheimat» der Indoeuropäer, die der klassischen Kurgan-Hypothese von Marja Gimbutas zufolge am Unterlauf der Wolga lag, war nur eine Zwischenstation, wo sich diese Volksgruppe einige Jahrtausende später aufhielt. Die Wurzeln dieser Sprache wurden bereits in Sundland gelegt, spätestens mit der «Abreise» und der Trennung von den anderen Austronesien. Und so wie die Proto-Indoeuropäer reisten auch andere Gruppen ab, unter anderem auch, nach Oppenheimer, die Proto-Sumerer. Sumer, die früheste bekannte Hochkultur, war ein Offspring der Sundaland-Kultur, und viele Neuerfindungen waren vielleicht nur das in Stein gehauene Werk uralter Tradition, so weit in den Mythen und Legenden noch letzte Erinnerungsfetzen an die einstige «Urheimat» und die dortige Kultur konserviert waren. Und auch die anderen Völker des Orients waren demnach ex-Sundanesen, die wohl die alte Tradition des Ackerbaus hier, in der Levante, vor rund 14.000 Jahren wieder aufnahmen. Eine weitere Gruppe von Sunda-Exilanten ließ sich in Indien nieder: die frühen Dravidier? Oppenheimer versucht dies linguistisch und genetisch aufzuzeigen, wonach viele dravidische Begriffe Lehnwörter aus dem Austronesischen sein sollen. Andere Linguisten wie Isidore Dyen wollen das gleiche Phänomen zwischen dem Indoeuropäischen und dem Austronesischen festgestellt haben.
So sehr ich die Arbeit und das Lebenswerk Oppenheimers, der sich im Rahmen seiner Bradshaw Foundation um die Rekonstruktion der frühen Migrationen und der Ausbreitung der Menschen über den Globus anhand der Haplogruppen einen Namen gemacht und die Phylogenetik als verlässlichstes Instrument für die Entschleierung der menschlichen Frühgeschichte in Zeittiefen etabliert hat, die weder von der Archäologie noch von der Linguistik erfasst werden, auch schätze und bewundere: Ich kann mit der Theorie einer frühen Hochkultur in Südostasien nicht so recht warm werden, obwohl sie nun wirklich attraktiv ist und auf den ersten Blick logisch und schlüssig erscheint. Doch es spricht einfach zu viel dagegen; es gibt zu viele Widersprüche, die diese Theorie nicht aufzulösen vermag. Seit der Publikation seines Buchs ist auch die Linguistik nicht stehen geblieben und hat gezeigt, dass postulierte Ähnlichkeiten oder gar Sprachverwandtschaft zwischen Austronesisch und anderen Sprachfamilien nicht tragbar sind und eher auf Akkulturation beruhen, denn auf einer gemeinsamen Protosprache. Und selbst seine eigenen phylogenetischen Forschungen und die seiner Stiftung, die in der exzellenten interaktiven Grafik Reise der Menschheit sehr anschaulich und auch für den Laien gut nachvollziehbar zusammengefasst sind, sind längst über diese frühe Theorie hinweggegangen und zeigen räumlich-zeitliche Migrationsbewegungen, die jene in Eden in the East behaupteten kaum noch erkennen lassen.
Die menschliche Frühgeschichte und die durch den ansteigenden Meeresspiegel ausgelösten Flüchtlingsströme waren doch wohl etwas komplexer als in diesem Buch dargestellt. Vor allem macht Oppenheimer den Fehler, dass er diese nacheiszeitlichen unfreiwilligen Migrationen mit den frühen Migrationswellen und der frühen Besiedlung der Erde unzulässig vermischt – möglicherweise, um die Sundaland-Hypothese überhaupt halten zu können. Denn zu der Zeit, als die Sundaland-Kultur florierte – 25.000 Jahre vor heute – war die Erde bis auf Amerika längst besiedelt: Südasien ebenso wie Südostasien (incl. Sundaland) und Australien seit 60.000 Jahren, China wohl auch wenig später; der Alte Orient seit 50.000 Jahren; Europa seit 42.000 Jahren. Und Flutkatastrophen und durch den ansteigenden Meeresspiegel erzwungene Massenmigrationen vor spätestens 11.000 Jahren betrafen und zerstörten alle Kulturen, die in Küstennähe siedelten.
Und natürlich kann Oppenheimer am wenigsten linguistische Affinitäten zwischen dem Austronesischen und dem Sumerischen aufzeigen, so dass es ein reines, mit nichts als dem Wunsch es möge so sein ausgestattetes Postulat ist, der Ursprung der Sumerer, deren Herkunft bis heute unbekannt ist, liege in Sundaland.
Ach noch was. Mir ist natürlich klar, in welche Ecke du mich stellen willst, aber --- nada. Is nich. Ich ticke so nicht. Hier ein Auszug zum Thema Oppenheimer / Sundaland-Hypothese aus meinem 2. Buch, schon vor 5 Jahren geschrieben. Ich weiß nicht, was ich von seiner These halten soll, habe aber vehement seine Rückschlüsse daraus auf die Entwicklung der Sprachen und der Wanderungsbewegungen kritisiert. Also ich denke schon, dass ich an den richtigen Stellen die Distanz wahren kann. Nur muss, bloß weil er falsche Rückschlüsse zieht, die Hypothese selbst nicht falsch sein. Sie ist eher ein bisschen dünn, da fehlt mir einfach Fleisch auf den Knochen, d.h. mehr Hinweise als bloß ein paar Mühlsteine, mit denen zudem auch nur Wildgetreide gemahlen wurde und kein menschlich optimiertes, so wie 10.000 Jahre später in der Levante. Zudem schrieb ich ja auch weiter oben, dass es eine Reihe wesentlich wichtigerer orte für frühe höhere Kulturen gibt als Sundland. Ok, hier der Ausschnitt aus dem Buch:
1998 veröffentlichte der Arzt und bekannte Kulturanthropologe Stephen Oppenheimer ein hochinteressantes Buch mit dem Titel Eden in the East. Die Idee, auf der die darin vorgetragene recht spekulative Hypothese beruht, ist einfach atemberaubend faszinierend: Die frühen Hochkulturen Ägypten, Sumer, Elam, Harappa und das China der umstrittenen frühen Xia-Dynastie (2200–1800 BC) sind nur Relikte, vielleicht nur relativ unbeholfene und unterentwickelte Echos, aufgebaut auf Erinnerungensresten, einer viel früheren, viel größeren Hochkultur: Sundaland – die heutige Inselwelt Malaysias und Indonesiens. Während der letzten Eiszeit, als der Meeresspiegel bekanntlich zeitweise 120 m tiefer lag als heute, war Sundaland der nach Süden und Südosten verlängerte Subkontinent Südostasien, der fast bis Australien reichte.
Wir erinnern uns: Die zweite große Ausreisewelle ging vor 65.000 Jahren von Afrika aus über den Bab el Mandeb entlang der Küste des Indischen Ozeans über Indien nach Südostasien und von dort – eben über Sundaland – nach Australien und Melanesien, während ein anderer Zweig sich nach China und Korea ausbreitete und möglicherweise bis Japan kam. Dies waren die frühest besiedelten Regionen der Erde – bis vor 50.000 Jahren war die ganze Küstenregion des Indischen Ozeans und des Westpazifiks besiedelt, während der klassische Alte Orient wohl erst mit der 3. Ausreisewelle etwa vor 50.000 bis 45.000 Jahren besiedelt wurde, Europa auch erst vor ca. 42.000 Jahren. Wenn es also zu ersten kulturellen Errungenschaften kam, hatten Südostasien, Indo- und Melanesien einen Zeitvorsprung von 20.000 Jahren, und Zeitvorsprung heißt Entwicklungsvorsprung. Daher ist es nur folgerichtig anzunehmen, dass – bezogen auf das späte Pleistozän bzw. das Jungpaläolithikum – die Wiege der Menschheit und der Zivilisation, der «Garten Eden», im Osten lag. Das ist die Zentralthese des Buchs, das folgerichtig «Eden im Osten» heißt.
Die Neolithisierung begann nach Oppenheimer just hier, und dies schon vor rund 25.000 Jahren. Er macht das an 24.000 Jahre alten Mühlsteinen fest, mit denen wildes Getreide gemahlen wurde. Das ist natürlich schön und zeigt auf, dass die Idee der Landwirtschaft (und damit verbundenen Sesshaftigkeit) eben doch älter ist als gemeinhin angenommen. Nur macht das allein noch keine Hochkultur, die ja auch im «fruchtbaren Halbmond» erst mit 7000 Jahren Verzögerung nach der ersten Neolithisierung entstand. Und ob es in Sundaland bis zur Hochkultur reichte, vermag auch Oppenheimer nicht zu sagen, denn mehr als diese paar Mühlsteine fand man bisher noch nicht. Wie auch, da alle einstigen Küstenregionen in 100 Metern Tiefe auf dem oder besser im Meeresboden liegend verschollen sind. Zudem ist der Weg von der Neolithisierung zur Hochkultur kein zwangsläufiger, das müsste erst mal nachgewiesen werden. Was einmal – im Alten Orient – der Fall war, muss kein Automatismus sein, auch wenn vieles dafür spricht, dass die zivilisatorische Entwicklung in dieser Reihenfolge voranschreitet, denn neben dem Alten Orient haben wir ja mit Mesoamerika ein zweites Beispiel dafür, auch wenn dort alles wesentlich später passierte.
Diese Sundaland-Kultur endete spätestens mit dem Ende der Eiszeit, aber wohl eher bereits 3.000 Jahre früher mit dem warmen Bølling-Interstadial vor knapp 15.000 Jahren – bemerkenswerter Weise einige hundert bis knapp 1000 Jahre, bevor in der Levante erste Formen von Ackerbau nachweisbar sind.
Oppenheimer nennt diese frühen Siedler und Kulturschaffenden Austronesier; entsprechend dieser Theorie muss das Proto-Austronesisch – die Vorsprache der austronesischen Sprachfamilie – die früheste aller ausdifferenzierten Sprachen der modernen Menschheit gewesen sein. Als mit der späteiszeitlichen Erwärmung der Meeresspiegel stieg und Sundaland allmählich zu einer Inselwelt zerfiel, zerstreuten sich die Bewohner in alle Himmelsrichtungen, primär nach Westen. Und jetzt kommt's: Einige dieser Zugvögel-Völker entwickelte eine Vorform des späteren Indoeuropäisch, das Proto-Indoeuropäisch (PIE). Die «Urheimat» der Indoeuropäer war nirgendwo anders als Sudaland! Die «Urheimat» der Indoeuropäer, die der klassischen Kurgan-Hypothese von Marja Gimbutas zufolge am Unterlauf der Wolga lag, war nur eine Zwischenstation, wo sich diese Volksgruppe einige Jahrtausende später aufhielt. Die Wurzeln dieser Sprache wurden bereits in Sundland gelegt, spätestens mit der «Abreise» und der Trennung von den anderen Austronesien. Und so wie die Proto-Indoeuropäer reisten auch andere Gruppen ab, unter anderem auch, nach Oppenheimer, die Proto-Sumerer. Sumer, die früheste bekannte Hochkultur, war ein Offspring der Sundaland-Kultur, und viele Neuerfindungen waren vielleicht nur das in Stein gehauene Werk uralter Tradition, so weit in den Mythen und Legenden noch letzte Erinnerungsfetzen an die einstige «Urheimat» und die dortige Kultur konserviert waren. Und auch die anderen Völker des Orients waren demnach ex-Sundanesen, die wohl die alte Tradition des Ackerbaus hier, in der Levante, vor rund 14.000 Jahren wieder aufnahmen. Eine weitere Gruppe von Sunda-Exilanten ließ sich in Indien nieder: die frühen Dravidier? Oppenheimer versucht dies linguistisch und genetisch aufzuzeigen, wonach viele dravidische Begriffe Lehnwörter aus dem Austronesischen sein sollen. Andere Linguisten wie Isidore Dyen wollen das gleiche Phänomen zwischen dem Indoeuropäischen und dem Austronesischen festgestellt haben.
So sehr ich die Arbeit und das Lebenswerk Oppenheimers, der sich im Rahmen seiner Bradshaw Foundation um die Rekonstruktion der frühen Migrationen und der Ausbreitung der Menschen über den Globus anhand der Haplogruppen einen Namen gemacht und die Phylogenetik als verlässlichstes Instrument für die Entschleierung der menschlichen Frühgeschichte in Zeittiefen etabliert hat, die weder von der Archäologie noch von der Linguistik erfasst werden, auch schätze und bewundere: Ich kann mit der Theorie einer frühen Hochkultur in Südostasien nicht so recht warm werden, obwohl sie nun wirklich attraktiv ist und auf den ersten Blick logisch und schlüssig erscheint. Doch es spricht einfach zu viel dagegen; es gibt zu viele Widersprüche, die diese Theorie nicht aufzulösen vermag. Seit der Publikation seines Buchs ist auch die Linguistik nicht stehen geblieben und hat gezeigt, dass postulierte Ähnlichkeiten oder gar Sprachverwandtschaft zwischen Austronesisch und anderen Sprachfamilien nicht tragbar sind und eher auf Akkulturation beruhen, denn auf einer gemeinsamen Protosprache. Und selbst seine eigenen phylogenetischen Forschungen und die seiner Stiftung, die in der exzellenten interaktiven Grafik Reise der Menschheit sehr anschaulich und auch für den Laien gut nachvollziehbar zusammengefasst sind, sind längst über diese frühe Theorie hinweggegangen und zeigen räumlich-zeitliche Migrationsbewegungen, die jene in Eden in the East behaupteten kaum noch erkennen lassen.
Die menschliche Frühgeschichte und die durch den ansteigenden Meeresspiegel ausgelösten Flüchtlingsströme waren doch wohl etwas komplexer als in diesem Buch dargestellt. Vor allem macht Oppenheimer den Fehler, dass er diese nacheiszeitlichen unfreiwilligen Migrationen mit den frühen Migrationswellen und der frühen Besiedlung der Erde unzulässig vermischt – möglicherweise, um die Sundaland-Hypothese überhaupt halten zu können. Denn zu der Zeit, als die Sundaland-Kultur florierte – 25.000 Jahre vor heute – war die Erde bis auf Amerika längst besiedelt: Südasien ebenso wie Südostasien (incl. Sundaland) und Australien seit 60.000 Jahren, China wohl auch wenig später; der Alte Orient seit 50.000 Jahren; Europa seit 42.000 Jahren. Und Flutkatastrophen und durch den ansteigenden Meeresspiegel erzwungene Massenmigrationen vor spätestens 11.000 Jahren betrafen und zerstörten alle Kulturen, die in Küstennähe siedelten.
Und natürlich kann Oppenheimer am wenigsten linguistische Affinitäten zwischen dem Austronesischen und dem Sumerischen aufzeigen, so dass es ein reines, mit nichts als dem Wunsch es möge so sein ausgestattetes Postulat ist, der Ursprung der Sumerer, deren Herkunft bis heute unbekannt ist, liege in Sundaland.