Schdaiff schrieb:Das Geschlecht der Atlanter ging an einem Tag und in einre Nacht durch ein Beben und eine Flut unter.
Ähm, dieses Beben fand auf Atlantis statt, nicht in Griechenland. Und jene, die das Beben auf Atlantis wahrnahmen, gingen damit unter. Hier liegt also kein Detailwissen vor, welches eine konkrete Vorgabe, ein bestimmtes historisches Beben als Vorlage verwandt. Wie bei meinem Stuhlbeispiel: selbstverständlich kann Plato nur "Beben" schreiben, wenn er weiß, daß es "Beben" gibt.
Schdaiff schrieb:Hier wird von heißen Quellen gesprochen.
Heiße Quellen gibt es auch in Griechenland. (Da treten sogar Dämpfe aus dem Boden aus, und ne Priesterin setzt sich mit nem Dreifuß drüber.) Heiße Quellen stehen ja nu wahrlich nicht für erlebten aktiven Vulkanismus.
Schdaiff schrieb:Außerdem besitzt die Insel eine hohe Fruchtbarkeit, was einen Hinweis auf vulkanische Böden gibt.
Ja klar, jeder Eifelbauer erinnert sich noch, wie das damals im Miozän war, als der Vulkan Feuer spie und den Eifelboden fruchtbar machte. Andere Gründe für eine Schlaraffenlandbeschreibung kanns ja nicht geben, ein "überaus fruchtbar" kann weder existieren noch ausgedacht werden, ohne daß man aktiven Vulkanismus kennt.
Schdaiff schrieb:Außerdem kann man durch die Beschreibung der Gesteine auf vulkanische Ablagerungen schließen.
Leider haste dafür dann kein Textbeispiel gebracht.
Schdaiff schrieb:So wie Platon Atlantis beschreibt wäre das ein Vulkaninsel.
Eine Insel größer als die halbe Ökumene ist keine Vulkaninsel. Nicht mal die Dekkan-Trapps decken solch ein Gebiet ab. Auf ner Rieseninsel kann es dann durchaus sowohl heiße Quellen als auch fruchtbares Land geben, ohne daß beides quasi als Indizienkette zusammengehört. Was die von Gebirgen umgebende zentrale Ebene betrifft, so ist die Ebene erstens rechteckig und zweitens viel zu groß für ne Caldera. Ferner umgab das Gebirge zwar die zentrale Ebene, doch nicht als eine schmale Umrandung. Laut Plato lebten hier 80% der Bevölkerung, und zwar selbstversorgend. Nicht mal die Topographie der Insel erinnert an ne Vulkaninsel.
Schdaiff schrieb:Du bringst doch immer wieder neue Dinge rein auf die ich gar nicht eingegangen bin. Erst sag ich das 2 griechische Kulturen - mykenische und minoische Untergegangen sind, dann kommst du mit Athen wovon ich gar nicht gesprochen hatte.
Immerhin ging es aber darum, wieviele Katastrophen die Athener vor Solon schon durchgemacht hatten. Auch hier also hattest Du zusammenhangloses Zeugs geschrieben, wenn Du nur halt mal ein paar irrelevante Katastrophen der Menschheitsgeschichte aufzählen wolltest.
Schdaiff schrieb:Du willst immer wieder darauf zurück kommen das unbedingt Athen von 2 Katastrophen getroffen wurden sein muss, obwohl wir uns ja einig waren, dass das nicht der Fall war.
Solange es um die Frage der Historizität des Berichteten geht, ja. Schließlich kann ein Plato beim Kreieren oder Ausschmücken einer Story nicht auf Erfahrungen zurückgreifen, zu denen er keinen Zugang hat. Es ist nicht mal ein Witz am Rande, wenn Plato von mehreren Katastrophen zwischen Ur-Athen und Solon berichtet, festzustellen, daß tatsächlich schon verschiedene Kulturen mal von Katastrophen betroffen wurden.
Schdaiff schrieb:Mir ging es jedoch nicht um Athen sondern um die gesammte Griechische Kultur.
Und da gehört die alte minoische Kultur nicht dazu, ja sie war wie's scheint nicht mal eine indogermanische. Erst ab 1450 v.Chr. gabs dann griechische Bevölkerungsteile, sogar die Herrscherschicht, und Linear auf dem Festland.
Schdaiff schrieb:Mich interressiert schon warum er sich hinsetzte und die Geschichte zu Papier brachte.
Immerhin entwarf Plato da zwei Gesellschaftsmodelle; und daß sein Herz beim urathenischen Ständestaat schlug, ist ja nicht zu übersehen. Atlantis war dem gegenüber ein Gegenentwurf. Einer, in dem alles viel zu reichhaltig war, zu entbehrungsarm, was die Atlantiden überheblich werden ließ, weswegen die Götter sie untergehen ließen.
Schdaiff schrieb:Ich habe dir meine Quelle genannt, die kannst du selbst nachprüfen.
Du hast hier auch Deine Quelle für den Griechen bekannten aktiven Vulkanismus genannt, und die taugt ja nicht gerade was. So deutete ich diese meine Skepsis zu Deinen Herleitungen ebenfalls an, als ich Dich fragte, ob Du den Meteoritenbezug des Phaetonmythos mal gegengeprüft habest, indem ich auf Dein Fiasko verwies, in einer Regenflut nen Tsunami erkennen zu wollen. Nee Du, Du lieferst hier eins ums andere Mal Herleitungen / Quellen ab, die nicht hergeben, was Du ihnen aufbürdest. Oft genug konnte ich Dir das mittlerweile aufzeigen. Es wäre an Dir, endlich mal besser gegenzuprüfen, vornehmlich in den Fällen, in denen nicht ich es schon für Dich getan habe. Diesen einen Fall dann auch noch auf mich abzuwälzen, halloooo?
Schdaiff schrieb:Es mag auch sein, dass es einfach eine Kopie ist von einer anderen Flutgeschichte, dass kann man nicht ausschließen.
Oh mann, das kann man nicht nur nicht ausschließen, diese Abhängigkeit kann man als gesichert festhalten. Viele griechische Mythen haben ältere Pendants in der Levante und Umgebung.
Schdaiff schrieb:Allerdings müsste es dann auf die Osorkon Flut zurückgehen, die am meisten Ähnlichkeit mit der Deukalischen Flut hatt.
Nee, hat sie nicht. Die Flut unter Osorkon II. ist ne Überschwemmung, Wasser tritt über die Ufer, kein Deich kann die Fluten aufhalten. Bei Deukalion wird nur der Regen als Ursache mitgeteilt. Und ein Rettungs-Kasten wird da auch nicht gebaut. Diesen Schwachfug einer Bezogenheit von Deukalischer und Osorkon-Flut verdanken wir Velikowski, einer anderen Quelle kann Deine Gewährsquelle das nicht entnommen haben. Ich sags ja, prüf doch erst mal gegen. Die Osorkon-Flut ist schlicht ein Flutereignis in Ägypten im 8.Jh. v.Chr. Welche ertzählerischen Details verbinden denn Osorkonflut und Deukalische Flut? Außer daß Wasser Land bedeckt...
Schdaiff schrieb:Wenn es zur damaligen Zeit zu Überflutungen kam, ob Tsumani, plötzliche Meeresspiegelanstiege oder sonstigem, dann konnten sich die Menschen dass damals nur mit Regen erklären.
Das stimmt nicht. Im ganzen Alten Orient kannte man auch noch das Wasser der Tiefe, das Chaoswasser, welches sich unter dem Festland befand - und als weltumspannender Ring an seinem Rand (der Okeanos, der Mahlstrom). Es hätte völlig ausgereicht, dieses Wasser allein verantwortlich zu machen. In der biblischen Fluterzählung werden denn auch beide Wassermassen verantwortlich gemacht, die oberen Wasser, die aus den geöffneten Fenstern des Himmels hereinbrachen, und die unteren Wasser, die aus der Tiefe aufstiegen. Bei Osorkon hingegen weder Regen noch Tiefenwasser.
Was auch immer man sich nun vorstellen konnte oder nicht, die erzählerischen Details zeigen deutlich, mit welcher Flutgeschichte die Deukalische Flut zusammenhängt und mit welcher nicht. Die ungerechte Menschheit, die gerechten Auserwählten, der Untergangsbeschluß, der Bootsbaubefehl an den zu errettenden Erwählten, ja sogar der "Kasten". Noah und Gilgamesch, ja. Osorkon, nein.
Schdaiff schrieb:Genau so wenig kannst du aber das Gegenteil beweisen, nur weil da nicht explizit von einem Tsunami oder Meeresspiegelanstieg gesprochen wird.
Oh doch! Wenn nämlich die deukalische Flut aus dem nordmesopotamischen Überlieferungskreis der Gilgamesch- und Bibelflut stammt, dann kann kein Flutereignis des Mittelmeerraumes da Pate gestanden haben.
Und von einer historisierenden Verortung eines Flutmythos auf ein spezielles historisches Flutereignis halte ich ohnehin nichts. Flutmythen gibt es weltweit, selbst im ariden zentralasiatischen Hochland, wo nie mehr als die ufernahen Bereiche eines Bergtals mal landunter gewesen sein können. Flutmythen haben ein völlig anderes Anliegen, als historische Erfahrungen zu konservieren. Für die Bildung von Flutmythen reicht die grundsätzliche Erkenntnis, daß Wasser Land überspülen kann, und daß Wasser Leben und kulturelle Errungenschaften bedrohen kann. Keine Schwarzmeerflut und kein Thera-Tsunami ist dafür vonnöten. Oder läßt sich mit den geschilderten Details quasi zum Alleinstellungsmerkmal der geschilderten Flut hinbiegen. Solche Art "Historisierung des Mythos" wird zwar seit Gottfried Kellers "Und die Bibel hat doch recht" immer wieder öffentlichkeitswirksam und mit breitem Zuspruch unternommen, jedoch fruchtlos bleiben muß.
Schdaiff schrieb:Die Geschichte der deukalischen Flut selbst ist jünger als die Ereignisse die ich angesprochen habe. Ja sie soll sogar zum Zeitraum dieser stattgefunden haben. Die deukalische Flut wird in der parischen Chronik auf 1528 festgelegt. Wobei es sich hier ja nicht gerade um eine historisch korrekte Chronik handelt...
In der Tat nicht gerade korrekt. Da setzt die minoische Kultur erst Mitte des 15.Jh. v.Chr. ein, statt dort zu enden. Mithin finden die vo Dir angesprochenen Flutereignisse Jahrhunderte später als die Gründung der kretischen Kultur durch Minos statt, die Deukalische Flut dagegen Jahrhunderte vorher. Selbst so bleibt die Deukalische Flut älter als die Thera-Katastrophe. Weit älter.
Vor dem Verweis auf Hesiod und der Nennung Homers kommen doch eh nur unhistorische Personen und Ereignisse vor. Und selbst da sind die Altersangaben alles andere als korrekt, nicht mal auf 100 Jahre nahe. Allenfalls der Kampf gegen Troja und dessen Untergang könnten halbwegs historisch sein. Die Erwähnung der Deukalischen Flut in der Parischen Chronik ist ohne Wert für eine historische Einordnung sowohl eines Deukalion als auch eines Flutereignisses.