Da in der Freie-Energie-Szene derzeit sehr wenig los ist, möchte ich diese ruhige Phase nutzen, um ausnahmsweise nochmal auf drei Punkte aus aktuellen Videos von
Richard W. einzugehen, dessen "Schwerkraft-Kraftwerk"-Ideen hier im Thread seit vielen Jahren immer wieder mal am Rande Thema waren.
@Richard W.:
1)
Ich frage mich folgendes: warum werden physikalische und technische Neuerkenntnisse, die unser Forschungsergebnis begründen und das schulische Wissen ergänzen ignoriert?
("beitrag 52 teil 2", im Video ca. @4:25)
Der einfache Grund wurde Ihnen schon vielfach mitgeteilt: Ihre Ideen zur Energiegewinnung aus Schwerkraft werden ignoriert, weil sie
offensichtlich falsch sind. Der Energieerhaltungssatz ist nicht nur eine Behauptung, die -- wie Sie unterstellen -- "nachgeplappert" wird, sondern dahinter stecken sehr tiefgehende Betrachtungen und Analysen, von Helmholtz's
"Über die Erhaltung der Kraft" (1847) bis zum
Noether-Theorem (1918), die von Generationen von Physikern weltweit -- darunter einige der brilliantesten Menschen, die die Menschheit je hervorgebracht hat -- immer wieder theoretisch und experimentell überprüft und für korrekt befunden wurden. Eines der Resultate dieser Betrachtungen und Analysen ist das Konzept der
konservativen Kraft. Jeder ernstzunehmende Physiker und Ingenieur weiss, dass Schwerkraft eine konservative Kraft ist, und sich dementsprechend ähnlich wie eine (ideale) Feder verhält. Aus einer bestimmten Konstellation (z.B. einem angehobenen Gewicht) lässt sich durch Wirkung der Schwerkraft
einmalig eine bestimmte Menge Energie gewinnen, genau wie aus einer gespannten Feder. Zur Wiederherstellung des Ausgangszustands muss jedoch (idealisert, d.h. ohne Berücksichtigung von Verlusten) genau die gleiche Energiemenge wieder aufgewandt werden. Das ist mathematisch eindeutig bewiesen. Deshalb ist eine dauerhafte Energiegewinnung aus einer konservativen Kraft -- und damit u.a. aus Schwerkraft --
fundamental unmöglich. Dabei ist vollkommen belanglos, wie "clever" der Mechanismus aufgebaut ist, mit dem diese Energiegewinnung stattfinden soll. Jede Erfindung, die dauerhafte Energiegewinnung aus einer konservativen Kraft verspricht, ist ein klassisches Perpetuum Mobile, und wird nicht funktionieren.
Ich hoffe, es leuchtet Ihnen ein, dass man aus einer gespannten Feder nicht dauerhaft Energie gewinnen kann. Genausowenig ist es möglich, aus Schwerkraft (oder auch Permanentmagneten) dauerhaft Energie zu gewinnen. Das ist, wie erwähnt, jedem ernstzunehmenden Physiker und Ingenieur klar. Ein theoretisches Konzept, das eine solche Energiegewinnung verspricht, ist mit
absoluter Sicherheit fehlerhaft. Die Suche nach dem spezifischen Fehler kann allerdings -- je nach Komplexität des Konzepts und Qualität der Darstellung -- sehr zeitaufwändig sein, weshalb oft wenig Interesse daran besteht, ein solches Konzept -- das sowieso nicht funktionieren kann -- näher zu analysieren.
Nachdem Ihre Ideen hier im Thread über einige Jahre hinweg immer wieder mal am Rande diskutiert wurden, hatte ich mir Anfang 2018 die Zeit genommen, die spezifischen Fehler in Ihren "Schwerkraft-Kraftwerk"-Konzepten aufzuzeigen. Aus den entsprechenden Widerlegungen zur
einfachen Anlage und zur
Druck-Anlage geht eindeutig hervor, wo die Fehler liegen, und warum die Konzepte -- unabhängig vom Energieerhaltungssatz im Allgemeinen -- grundsätzlich nicht funktionsfähig sind. Jede andere seriöse Analyse wird zum gleichen Ergebnis kommen. Ihre Weigerung, diese Widerlegungen zu akzeptieren, ändert nichts an deren Korrektheit.
Ihre "Schwerkraft-Kraftwerk"-Konzepte widersprechen also zum einen den elementarsten Grundlagen der Physik (wobei hinter dem Energieerhaltungssatz, wie oben erläutert, sehr viel mehr steckt als nur eine pauschale Aussage), und sind zum anderen nachgewiesen fehlerhaft. Das Desinteresse an diesen Konzepten ist deshalb nicht verwunderlich, und es gibt keinen Grund, warum sich daran etwas ändern sollte.
2)
In meinen Beiträgen auf Youtube habe ich versucht besonders die Jugend für die naturwissenschaftlichen Fächer zu gewinnen.
("beitrag 52 teil 2", im Video ca. @4:25)
Dieses an sich lobenswerte Bestreben machen Sie selbst -- wie hier im Thread (u.a.
hier,
hier und
hier) und bei YouTube vielfach angesprochen -- durch das Beharren auf seit ca. 60 Jahren (!) veralteten Einheiten, die dem grössten Teil der heutigen Jugend völlig unbekannt sein dürften,
vollkommen zunichte. Auch wenn es Ihnen nicht gefällt: Die von Ihnen verwendeten Einheiten des seit 1960 veralteten und seit 1978 in Deutschland offiziell nicht mehr zulässigen
Technischen Maßsystems interessieren niemanden mehr. Die vielen Fehler in Ihren Folien (die meisten Ihrer Folien enthalten eine ganze Reihe von Fehlern: falsche oder fehlende Ziffern, falsche oder fehlende Operatoren, falsche oder fehlende Einheiten, etc. --
Beispiel) tun ein übriges, um das Verständnis massiv zu erschweren.
Das von Ihnen immer wieder vorgebrachte Argument, die heute üblichen
SI-Einheiten würden zu falschen Ergebnissen führen, ist natürlich -- wie u.a.
hier schon mal erläutert -- völliger Unsinn. Falls Sie mit den heute üblichen Einheiten zu einem falschen Ergebnis kommen, liegt das nicht an den Einheiten, sondern daran, dass
Sie einen Fehler gemacht haben. Ich möchte das nochmal anhand eines Ausschnitts aus einem neueren Video (
"Beitrag 52 Grundwissen zu Schwerkraftnutzung Technologie", im Video ca. @8:15) erläutern:
Es geht darum, die Arbeit (bzw. Energie) zu berechnen, die erforderlich ist, um eine Wassersäule mit einem Querschnitt von 1 m
2 und einer Höhe von 10 m um 1 m anzuheben. Dazu geben Sie korrekt die folgende allgemeine Formel an:
\mathrm{[Arbeit=Fläche*Druck*Weg]}
An einer anderen Stelle auf der Folie ordnen Sie dem Formelzeichen p (das vom englischen Begriff "pressure" abgeleitet ist) zwar fälschlich den Begriff "Dichte" zu, aus dem Zusammenhang geht aber hervor, dass Sie die korrekte Bedeutung "Druck" meinen. Das ist störend, aber nebensächlich.
Im Technischen Maßsystem lautet die korrekte Rechnung (1 m
2 = 10.000 cm
2, 1 m
Wassersäule = 0,1 at, 1 at = 1 kg
f/cm
2, 1 kg
fm = 9,80665 Ws):
W=A*p*s=\mathrm{10.000\,cm^2*10*0{,}1\,at*1\,m=10.000\,kg_fm=10.000\,kg_fm*9{,}80665\,Ws/kg_fm=98.066{,}5\,Ws≈98\,kWs}
Leider ist die entsprechende Rechnung auf der Folie völlig verunglückt:
1. Im Gegensatz zur Ausgangsformel und zur mündlichen Beschreibung im Video fehlt auf der linken Seite der Gleichung der Weg s. Auch wenn der Betrag des Wegs in diesem Fall 1 beträgt, und sich deshalb nicht auf den Betrag des Ergebnisses auswirkt, ist das natürlich falsch.
2. Das Zwischenergebnis (10.000 kg) ist mit der Einheit Kraftkilogramm versehen. Das passt zwar zur linken Seite der Gleichung, ist aber falsch, da es um die Berechnung einer Energie (im Technischen Maßsystem also kg
fm) geht.
3. Der Divisor für die Umrechnung von kg
fm nach kWs (102) ist ohne Einheit angegeben. Auch wenn Sie das immer so machen, ist das falsch. Richtig wäre: 102 kg
fm/kWs (was eine Näherung des Kehrwerts von 0,00980665 kWs/kg
fm ist).
4. Das Ergebnis ist mit der Einheit kW (Leistung), und nicht kWs (Energie) versehen. Auch wenn Sie das immer so machen, ist das falsch. kW (Leistung) ist etwas völlig anderes als kWs (Energie). Energie entspricht Leistung multipliziert mit Zeit. Beispiel: Eine Glühbirne mit einer Leistung von 100 W (= 0,1 kW) verbraucht in einer Stunde eine Energie von 100 W * 3600 s = 360.000 Ws = 360 kWs = 0,1 kWh. Es gibt W und kW, Ws und kWs, und Wh und kWh, und jede dieser Einheiten bedeutet etwas anderes (wobei sich die k-Einheiten natürlich jeweils nur um den Faktor 1000 von den Basiseinheiten unterscheiden).
Im SI-System lautet die korrekte Rechnung (1 m
Wassersäule = 9806,65 Pa, 1 Pa = 1 N/m
2, 1 Nm = 1 Ws):
W=A*p*s=\mathrm{1\,m^2*10*9806{,}65\,Pa*1\,m=98.066{,}5\,Nm=98.066{,}5\,Ws≈98\,kWs}
Ebenfalls möglich, aber -- wegen einer zusätzlichen Umrechnung -- weniger sinnvoll ist es, statt der Standard-Druckeinheit Pascal die alternativ zulässige Druckeinheit bar zu verwenden (1 bar = 100.000 Pa, 1 m
Wassersäule = 0,0980665 bar, 1 bar = 100.000 N/m
2, 1 Nm = 1 Ws):
W=A*p*s=\mathrm{1\,m^2*10*0{,}0980665\,bar*100.000\,(N/m^2)/bar*1\,m=98.066{,}5\,Nm=98.066{,}5\,Ws≈98\,kWs}
In allen drei Fällen ergibt sich also
exakt das gleiche Resultat. Bei korrekter Rechnung ist das
immer so. Glauben Sie wirklich, die Wissenschaftler und Ingenieure der Welt hätten seinerzeit ein neues Einheitensystem akzeptiert, wenn dieses gegenüber dem alten Einheitensystem in bestimmten Fällen fehlerhafte Ergebnisse mit einer Abweichung von 2% liefern würde? Das ist völlig abwegig. Um es nochmal zu wiederholen: Falls Sie mit den heute üblichen Einheiten zu einem falschen Ergebnis kommen, liegt das nicht an den Einheiten, sondern daran, dass
Sie einen Fehler gemacht haben.
In der Beispielrechnung von Dr. Feuerbacher, die Sie auf Ihrer Folie anführen (siehe dazu auch diesen
Kommentar), verwendet dieser den
Näherungswert 100.000 N/m^2 für den Druck von 10 m Wassersäule (wobei Sie die von Dr. Feuerbacher korrekt angegebene Einheit N/m^2 in der Folie völlig falsch als NmA2 wiedergeben -- zum einen darf man das Divisionszeichen nicht einfach weglassen, und zum anderen ist das "Hütchen" kein "A" sondern das Potenzzeichen "^", d.h. die Einheit lautet ausgeschrieben: Newton pro Quadratmeter). Es ging Dr. Feuerbacher, wie aus dem Zusammenhang in dem verlinkten Kommentar hervorgeht, in dieser Beispielrechnung um die Erläuterung des Unterschieds zwischen Energie und Leistung, nicht um den genauen numerischen Wert des Ergebnisses. Mit einem Näherungswert bei den Eingangswerten bekommt man natürlich auch nur einen Näherungswert für das Ergebnis. Der genaue Wert für den Druck von 10 m
Wassersäule im SI-System beträgt 98.066,5 Pa (bzw. N/m^2). Mit diesem Wert ergibt sich, wie oben erläutert,
exakt das gleiche Ergebnis wie bei der Rechnung im Technischen Maßsystem.
Beginnen Sie damit, die folgenden einfachen Zusammenhänge zu lernen:
\begin{aligned}
\mathrm{1\,kg_f}&=\mathrm{9{,}80665\,N≈9{,}81\,N} \\
\mathrm{1\,kg_fm}&=\mathrm{9{,}80665\,Nm≈9{,}81\,Nm} \\
\mathrm{1\,Nm}&=\mathrm{1\,Ws} \\
\mathrm{1\,at}&=\mathrm{98.066{,}5\,Pa} \\
\mathrm{1\,Pa}&=\mathrm{1\,N/m^2} \\
\end{aligned}
3)
Die Wissenschaft sagt zur Schwerkraft aus, dass sie [...] als einzige Kraft keine Reaktionskraft entwickelt.
("beitrag 52 teil 2", im Video ca. @8:45)
Leider wiederholen Sie diese schon lange
widerlegte Falschbehauptung auch in Ihren neueren Videos immer wieder. Sie diskreditieren sich selbst, wenn Sie "der Wissenschaft" eine Aussage unterstellen, die diese -- in dem Zusammenhang, um den es geht -- nie gemacht hat. Möglicherweise haben Sie irgendetwas aus einem Bereich der Physik gehört oder gelesen, der für Ihr "Schwerkraft-Kraftwerk" völlig irrelevant ist (z.B. Relativitätstheorie oder Quantenphysik) und anschliessend völlig falsch interpretiert. Falls Sie anderer Ansicht sind, geben Sie bitte mindestens eine (besser mehrere) seriöse Quellen (z.B. Physik-Lehrbücher) an, wo "die Wissenschaft" angeblich diese Aussage macht.
In dem Bereich der Physik, der für Ihr "Schwerkraft-Kraftwerk" relevant ist, gilt uneingeschränkt (das ist das Original von Isaac Newton):
(
Isaac Newton: "Philosophiae Naturalis Principia Mathematica", 1726)
Das ist Newton's berühmtes
"Actio = Reactio"-Gesetz. An moderne Terminologie angepasst kann man es (sinngemäss, nicht wortwörtlich) ungefähr so übersetzen:
Kräfte treten immer paarweise auf. Übt ein Körper A auf einen anderen Körper B eine Kraft aus (actio), so wirkt eine gleich grosse, aber entgegen gerichtete Kraft von Körper B auf Körper A (reactio).
Da steht nichts von einer Ausnahme für die Schwerkraft, und kein ernstzunehmender Wissenschaftler hat in dem Bereich der Physik, der für das "Schwerkraft-Kraftwerk" relevant ist, je eine solche Ausnahme behauptet.
Die Schwerkraft, mit der die Erde z.B. eine Eisenkugel anzieht, ist also mit einer genau betragsgleichen, entgegengesetzt gerichteten Reaktionskraft verbunden, mit der die Eisenkugel die Erde anzieht. Auch wenn die daraus resultierende Beschleunigung der Erde aufgrund des extremen Massenunterschieds in der Praxis völlig vernachlässigbar ist, existiert sie, und ihre Vernachlässigung bei theoretischen Überlegungen kann leicht zu schwerwiegenden Denkfehlern führen (einen ähnlichen Fall hatte ich vor einiger Zeit
hier erläutert). Bei weniger extremen Massenunterschieden, z.B. in der Himmelsmechanik, müssen auch in der Praxis stets die Beschleunigungen
beider Objekte berücksichtigt werden, die sich gravitativ anziehen.
Die Reaktionskraft der Schwerkraft ist der Wissenschaft also seit Jahrhunderten wohlbekannt, und hat mit Ihren "Schwerkraft-Kraftwerk"-Ideen nichts zu tun.
Abschliessend: Leider ist zu befürchten, dass Sie diesen Beitrag genauso ignorieren/verdrängen werden, wie Sie es mit zahlreichen früheren Beiträgen hier und bei YouTube getan haben, in denen Ihre Fehler -- z.T. mit grossem Aufwand -- erläutert wurden. Es steht Ihnen frei, das zu tun, aber dann sollten Sie sich nicht wundern, wenn die ständige Wiederholung der gleichen grundlegenden Fehler in immer neuen Videos auf immer weniger Interesse stösst.