Erstaunlich, dass die Taz so einen Artikel bringt, die Kommentare habe ich mir aber weitestgehend erspart, nachdem ich die ersten gelesen habe. Bemerkenswert ist im Interview folgende Aussage:
Wir brauchen auch eine Positiv-Kennzeichnung: Wo Gentechnik drin ist, muss auch Gentechnik draufstehen. Angefangen bei Pharmaka über Lebensmittel bis zu Futtermitteln. Bisher müssen ja beispielsweise Käse, die mit Hilfe gentechnisch veränderter Enzyme produziert werden, nicht entsprechend gekennzeichnet werden.
Das gilt auch für Produkte von Tieren, die gentechnisch verändertes Futter bekommen haben. Würde das alles auf der Packung stehen, würden sich die Leute bewusst, dass sie schon sehr viel Gentechnik auf dem Teller haben – und es ihnen nicht geschadet hat.
Habe ich so noch nicht gesehen, macht aber definitiv Sinn. Wie
@Ashert001 ja schon geschrieben hat, ist in sehr vielen Produkten schon Gentechnik drin, die Fleischproduktion in Europa wäre heute gar nicht anders möglich.
(Und nett auch der Verweis auf das Tiermehl. Bevor das Soja in der Intensität für die Tiermast genutzt wurde, war ja das Tiermehl einer der Hauptproteinlieferanten. Nur dann kam halt der BSE-Skandal und Tiermehl war plötzlich tabu. Dummerweise fällt es aber immer noch an und muss irgendwo hin. Da ist eine Überlegung, ob es vll. doch zur Nahrungsproduktion eingesetzt werden könnte, gar nicht so abwegig. Aber lassen wir das, wird zu OT.)
@outandabout_ schrieb
Ne Diskussion darüber ist an dieser Stelle wohl unnötig, aber gezwungen, gentechnisch veränderte Lebensmittel zu sich zu nehmen, ist/wird niemand, immerhin gibt es genug Alternativen.
Da gebe ich Dir recht und gerade darüber zu diskutieren bzw. das in die Diskussion einzubeziehen, macht Sinn. Es gäbe Alternativen, d.h. weitestgehend Verzicht auf Fleisch, Bioprodukte etc. Geht noch gut, wenn es nur um Lebensmittel geht, bei Arzneimitteln wird es schon schwieriger, aber lassen wir das.
Die Alternative wird zumindest in Deutschland (in der EU wird es ähnlich sein) aber nur zu einem geringen Teil genutzt. Es sind allerhöchstens 15%, die sich konsequent biologisch ernähren und dabei (fast) auf die Gentechnik verzichten. Aber selbst Biopflanzen sind nicht ganz gentechnikfrei, zumindest wenn es nach strengeren Definitionen geht.
Auch wenn ich meine, die Ablehnung von GT in Lebensmitteln ist eine objektiv kaum begründbare Ideologie, so sind die "Bioesser" wenigstens konsequent. Sie lehnen die GT ab und ernähren sich entsprechend auch (halbwegs) gentechnikfrei.
Anders sieht es bei der großen Mehrzahl der GT-Gegner aus. Angeblich sprechen sich ca. 80% der Deutschen dagegen aus und lehnen einen Anbau von Genpflanzen ab. Auf der anderen Seite nutzt ein Großteil dieser Ablehner genau diese Technologie, um satt zu werden. Wenn es hier nicht angebaut wird, dann lassen wir es eben aus den anderen Ländern kommen, die so blöd sind, den Anbau zuzulassen.
Das halte ich für mehr als verlogen. Dass es daran liegt, dass ein Großteil der Menschen nicht weiß, wie sehr sie schon Gentechnikprodukte nutzt, glaube ich teilweise auch. Ändert aber nichts an den Fakten, die dann gerne mal von den Gegnern ignoriert werden.
Und damit keine falschen Vorstellungen entstehen: Bis vor 2 Jahren habe ich die GT in Lebensmitteln auch abgelehnt, vor allem den heimischen Anbau. Mir wurde aber irgendwann klar, dass ich meine Ablehnung kaum vernünftig begründen konnte, weil mir die Fakten zu wenig bekannt waren. Von daher war meine Ablehnung auch ideologisch. Seit ich mich aber vermehrt den Fakten zugewendet habe, hat sich meine Einstellung komplett geändert.
Kleine Anregung:
http://www.biosicherheit.de/