Allen zunächst ein gutes Jahr 20134 !
Zum Thread:
Ein interessantes und kontroverses Thema das genau so interessant und kontrovers diskutiert worden ist bisher.
Stellen wir die Vor- und Nachteile der Wissenschaft (A) auf der einen und der ausschließlichen Erste-Person-Perspektive (B) auf der anderen Seite einmal gegenüber.
Zuvor noch kurz zum Begriff:
1.-Person-Perspektive auch:
Innen-Ansicht, Innen-Sicht
Pov / Point of view einer Einzelperson
Sicht im "Koordinaten-System" eines individuellen Referenz-Rahmens (Referenz-Systems)
Sichtweise gebunden an die / vernetzt mit der Kette persönlicher Vor-Erfahrungen
Individuelle Sicht
A) Vorteile der Wissenschaft:
Wissenschaftliche Erkenntnisse sind immer und überall wiederholbar / nachvollziehbar (sollen zumindest wiederholbar / nachvollziehbar sein). Nicht für jeden zwar und auch nicht immer und überall - aber grundsätzlich kann jeder mit einer entsprechenden Ausbildung als Mitarbeiter am CERN einsteigen oder in einem sonstigen Feld tätig werden, in welchem unsere Gesellschaft die Mittel für wissenschaftliche Arbeit zur Verfügung stellt.
Wissenschaftliche Erkenntnisse sind qua Konvention / Übereinkunft mitteilbar. Ähnlich wie in der Umgangssprache auch existieren Begriffe und Regeln für ihre Verwendung, auf die man sich auf breiter Basis geeinigt hat.
Nachteile:
Wissenschaft schafft Wissen aber keine Bedeutung. Bedeutung ist geschaffenem Wissen nicht inhärent. Bedeutung existiert (für uns Menschen) entweder bereits VOR neuem Wissen (liegt bereits in einer Frage / einer Problemstellung, auf die wir eine Antwort bzw. eine Lösung suchen) oder Bedeutung kommt (für uns Menschen) NACH neu-geschaffenem Wissen mit den erweiterten Möglichkeiten.
B) Die individuelle Sicht:
Sie ist die eigentliche Macht der Welt. Ich habe einen "typischen Macher" in meinem Bekanntenkreis (selbstverständlich seines Zeichens mehrfacher Millionär), der mir den tiefgründigen Spruch mit auf meinen Erfahrungsweg gegeben hat (der auch tief blicken lässt):
Bei mir sitzen die Wissenschaftler im Keller...
Wortspielerei: Wissenschaftler und gebildete Menschen haben eine Bildung.
Ihr Selbstbewusstsein / Selbstwertgefühl gründet auf einer Bildung: Es ist Ein-Bildung.
Die Macher der Welt dagegen stützen ihr (oft strotzendes) Selbstbewusstsein auf Vor-Zeigbares - zumal auf imposante Gebäude: Es ist Ein Building.
Ergo: Die Bedeutung wird geschaffenem Wissen fast durchwegs nicht von den Wissen-Schaffenden beigemessen, sondern von den Machern. Diese zimmern die Fundamente und die Gebäude dieser Welt, an welchen die Wissen-Schaffenden dann auch wiederum ihren Anteil haben können.
Biblisch: Die Macher sind wie Petrus: Sind oder builden die Felsen, auf denen dann alle anderen (gelegentlich auch ein paar Traumtänzer) hocken dürfen...
Jesus hatte den Spruch parat (etwas frei zitiert):
Sie (die Macher) haben ihren Lohn schon gehabt. (Ihr aber) habt Acht auf eure Frömmigkeit, dass ihr sie nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel.Klare Sache also: Entweder du "machst dein Ding" im Diesseits (Hornbach und Mike Krüger lassen grüßen) - schaffst ein Building so groß und mächtig wie es nur irgend geht:
Dann hast du deinen Lohn bereits gehabt und bist am Ende Deiner Tage der ewigen Ruhe anempfohlen.
Oder aber du wirst Prekarier, darbst und verwehrst dir im Diesseits die Fülle auf dass du sie im Jenseits haben wirst...
ZUDEM gibt es die Möglichkeit für die im dies-seitigen Verteilungskampf zu kurz Kommenden, über ihre exklusive Innen-Perspektive (manchmal auf abenteuerlichen Umwegen) AUCH noch etwas von dem zu erlangen, wovon die Macher oft so strotzen: Selbstwert-Gefühl.
Das alles ist von mir jetzt nicht nur ironisch/spöttisch gemeint!
Durchaus nicht! Worauf es mir besonders ankommt:
Bedeutung hat IMMER ihre (mindestens) zwei Seiten! Wissen dagegen NICHT.
Wissen ist wie eine ein-heitliche Basis.
Bedeutung ist wie die diversifizierende Vielfalt, die sich uns EINMAL von der Basis des (allgemein zugänglichen) Wissens ausgehend eröffnet und ZUSÄTZLICH von unserer reinen/exklusiven Innen-Perspektive aus.
Was uns bei dieser "ganzen Geschichte" gar zu leicht aus dem Blick gerät:
Wissen alleine ist eigentlich NICHTS.
Es geht uns Menschen IMMER um Bedeutung(en)!
Und da wir nicht wissen, wo die Bedeutung herkommt und was sie ihrem tiefsten Wesen nach ist, treffen sich hier ALLE von uns! Ob Wissenschaftsgläubig oder spirituell "angehaucht":
Dort wo wir uns streiten, haben fast durch die Bank BEIDE Seiten keine Ahnung (oder NUR eine Ahnung...)!
Was die Wissenschaft an Wissen nachvollziehbar schuf, das wird im Grunde genommen von JEDEM anerkannt - es sei denn, er zählt zu einer extremen Minderheit (die uns hier aber nicht beschäftigen soll). Gestritten wird stets nur dort, wo wir damit beginnen, (neues) Wissen auszulegen / zu interpretieren.
Und dass sich wissenschaftlich orientierte Menschen praktisch vollkommen auf einer Linie treffen mit eher spirituell angehauchten, DAS will ich an einem einzigen (aber sehr sinn-trächtigen) Beispiel verdeutlichen:
Viele werden Prof. Manfred Spitzer aus den Medien kennen oder aus seiner seit vielen Jahren bei BR alpha ausgestrahlten Serie Gehirn & Geist. Wer sich anschauen möchte, womit er seit einiger Zeit besonders medienpräsent ist, der mag sich auf YouTube seine (nicht un-interessante)
"Digitale Demenz" zu Gemüte führen.
Was ich aber demonstrieren möchte: Manfred Spitzer gebraucht(e) wiederholt die Wendung:
"Das Gehirn macht..."
Das fällt ihm nicht auf. Das fällt (fast) niemandem auf.
WAS DENN ?... werden auch hier die meisten fragen...
Das Gehirn - das ist Brägen und...? Was sonst?
Als wissenschaftlicher Begriff mag "das Gehirn" sein was es wolle. Es ist EINES jedenfalls nicht:
Es kennzeichnet NICHT ein in seiner Gesamtheit verstandenes System!
Wir wissen also NICHT, was "ein Gehirn" ist.
Wir wissen ergo NICHT, was "ein Gehirn" macht.
Bis heute wissen wir nicht einmal, was die elementarsten Module der Großhirn-Rinde (die sog. kortikalen Säulen) "machen". Sie eingehender zu erforschen ist das Nahziel des "Human Brain Projekts" in Lausanne, Heidelberg (und sonstwo?).
Die Lässigkeit also, mit der wir in unserer Sprache sehr oft Wissen vortäuschen, das wir noch gar nicht haben, ist in Wahrheit ein ernst zu nehmendes Problem!
Es kann nicht einmal unter mangelnder intellektueller Redlichkeit subsumiert werden - WEIL:
Es ist den meisten wie gesagt ÜBERHAUPT nicht bewusst!
Das ist sozusagen mein "Dauer-Thema", um das ich hier bei Allmystery (und sonstwo) immer wieder kreise - und mit dem auch kein Ende zu finden ist:
Wir Menschen haben KEIN Sensorium für die eigene Begrenztheit / Beschränktheit !
In einem Automatismus gehen wir immer und immer wieder davon aus, dass DORT, wo wir nichts sehen/wahrnehmen/erkennen können auch nichts SEI.
Einige der hier Mitdiskutierenden haben das MINDESTENS schon einmal von mir gelesen. Es hat aber keinerlei Effekt. Schlicht und ergreifend, weil es UNBEWUSST abläuft eben:
Man MERKT es einfach nicht!
Deshalb hier meine abschließende Botschaft für das neue Jahr 2014:
Wo wir uns streiten und wo eine Seite nicht als ignorant einzustufen ist, sind wir durchwegs auf beiden Seiten Gläubige!
Der besondere "Geck" an der Geschichte indes ist der, dass es den Wissenschafts-Gläubigen sehr oft noch weniger (bei sich selbst) auffällt als denjenigen, denen von vorn-herein klar ist, dass sie eine nicht für alle überall und jederzeit nachvollziehbare These vertreten:
Dass es dabei also viel mehr um Glaube geht als um Wissen.
Seien deshalb also bitte auch die Wissenschaftler etwas toleranter im Umgang mit anderen Menschen, die im Grunde genommen doch haar-genau das gleiche tun wie sie selbst:
Sie vertreten eine (noch) nicht belegbare und/oder nachvollziehbare Meinung !