@Gajumarth Gajumarth schrieb:Der Punkt ist aber, dass der Zustand, wenn es existiert hat, so ist also ob es nie existiert hat - und ich wage zu behaupten, "als ob" ist nicht ausreichend.
Es ist der selbe Zustand. Ein und derselbe, ununterscheidbar.
Ich versteh ja, was Du meinst, dennoch: Du unterliegst – was Dein Beispiel mit dem hypothetischen Universum, das irgendwann mal existiert hat - und was Du in Deinem Beispiel ja auch selbst so postuliert hattest - dann aber implodiert ist und als Endergebnis nun nicht mehr existiert – trotzdem einem Denkfehler, denn Du setzt das Ereignis
A) „Universum entsteht – existiert über Zeitraum X – implodiert = Nicht (mehr) Existenz zum gegenwärtigen Zeitpunkt“ mit dem Endergebnis von
B) „Universum nicht entstanden – Universum hat niemals existiert = Nichtexistenz“
gleich.
Das ist aber nun mal nicht die richtige Schlussfolgerung – zumindest nicht was die korrekte Schlussfolgerung aus Deinem "Gedankenexperiment" betrifft.
Oder andersrum gefragt: wozu dann überhaupt Dein Beispiel mit einem Universum, das entstanden und somit auch existiert hat, wenn es für Dich sowieso keinen Unterschied macht zwischen einer vergangenen Existenz und einer niemals stattgefundenen Existenz?
Wenn etwas in der Wirklichkeit existiert, dann existiert es auch (aus der „Sicht“ der Wirklichkeit) und zwar ganz unabhängig davon, ob es für die tatsächliche Existenz nun einen bewussten Beobachter gibt oder nicht.
Wenn etwas in der Vergangenheit existiert hat, dann wird dieses (vergangene) Geschehen nicht einfach damit ungeschehen gemacht oder war plötzlich niemals existent, nur weil in der Gegenwart keine Spuren von dieser vergangenen Existenz mehr sichtbar/erkennbar sind.
Nachdem Du aber in Deinem Beispiel von einem hypothetisch in der Wirklichkeit entstandenen und somit auch hypothetisch existent gewesenen Universum ausgegangen bist – war es somit in der Wirklichkeit eben auch hypothetisch existent!
Der Unterschied liegt also nicht im Endergebnis (Nichtexistenz) denn das ist ja bei A) und B) dasselbe, sondern im Ereignis der (vergangenen) Existenz, welches bei A) laut deinem Beispiel ja stattgefunden hat und bei B) eben nicht.
Noch mal ein realitätsnahes Beispiel:
Es hat noch nie ein Lebewesen den Erdkern mit eigenen Augen gesehen oder auf sonst irgendeine Art wahrgenommen, so, wie er tatsächlich aussieht, richtig?
Trotzdem hat der Erdkern bereits existiert, lange bevor es überhaupt Spuren von Leben auf der Erde gab. Das wissen wir "indirekt" anhand von Beobachtungen und Berechnungen (zB mittels
Wikipedia: Longitudinalwelle).
Laut Deiner Logik, wäre der Erdkern aber inexistent gewesen bis zu dem Zeitpunkt, an dem ein Bewusstsein sich überhaupt mal Gedanken darüber machen konnte, was im Inneren der Erde so vor sich geht und wie diese Vorgänge mit anderen Vorgängen in kausaler Beziehung stehen, richtig?
Auch hier wieder: tatsächliche Existenz (in der Wirklichkeit) ist unabhängig von einem Beobachter!
Wenn wir von einer tatsächlichen Existenz bloss keine Kenntnis haben, die tatsächliche Existenz von etwas deshalb logischerweise auch nicht benennen oder näher beschreiben können, bedeutet das nicht automatisch, dass es deshalb vor unserer Kenntnis davon definitiv nicht existiert hat!
Die Existenz war vorher einfach nur nicht bekannt (weil die entsprechenden Messgeräte nicht vorhanden waren, etc.). ZB hat waren auch schon vor unserem Wissen über Infra-/Ultraschall, Infrarot-/Ultraviolett oder dem Planeten Pluto diese bereits existent, oder nicht?
Gajumarth schrieb:Und wenn es keinen Unterschied zur Nichtexistenz gibt, hat es nicht existiert.
Oder gibt es da einen Unterschied? Nein...also.
Der Unterschied liegt in der Existenz an sich!
Wie gesagt: das Endergebnis ist dasselbe, aber nicht das Ereignis, welches zu dem Endergebnis geführt hat!
A) Ereignis (Universum) hat in der Vergangenheit stattgefunden – durch Implosion komplett verschwunden = Endergebnis 0
Hat es existiert: Ja!
B) Ereignis hat niemals stattgefunden = Endergebnis 0
Hat es existiert? Nein!
Und selbstverständlich kann man nicht von etwas, auf dessen Existenz weder konkrete Hinweise/Spuren, noch ein gewisses Maß an Wahrscheinlichkeit oder wenigstens Plausibilität hinweisen, auf dessen Existenz schließen! Wenn dem so wäre, dann wäre ja buchstäblich einfach alles möglich.
Man kann vom Endergebnis 0 in Deinem Beispiel einfach keine Rückschlüsse (mehr) ziehen auf ein Ereignis A), das ist alles!
Gajumarth schrieb:Eben. Deswegen hat etwas, das keiner jemals wahrgenommen hat noch jemals wahrnehmen wird, auch keine Existenzberechtigung. Es existiert nicht, es ist sogar völlig egal, ob es existiert, es ist völlig gleich - ob es existiert hat oder nicht - es ist im wahrsten Sinne des Wortes gleich, es macht keinen Unterschied.
Nicht ganz richtig: wenn etwas noch nie wahrgenommen wurde und es für eine (hypothetische) Existenz keinerlei Hinweise oder Indizien gibt, dann kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Nichtexistenz ausgehen, was aber nicht dasselbe ist wie eine Existenz zu 100% ausschließen.
Oder kannst Du die Existenz von rosa Einhörnern in einem uns unbekannten Paralleluniversum oder von mir aus die Existenz von einem Universum, das zum Zeitpunkt X entstanden und zum Zeitpunkt Y wieder vergangen ist zu 100% ausschließen?
Und nicht zuletzt spielen Plausibilitäten und Wahrscheinlichkeiten auch noch eine Rolle.
Die Plausibilität/Wahrscheinlichkeit, dass in den tiefsten Tiefen der Tiefsee oder des Alls uns bis dato unbekanntes Leben existiert, ist gar nicht mal so unwahrscheinlich. Sollte dem also in Wirklichkeit und tatsächlich so sein, dann existieren diese Lebewesen auch tatsächlich in der Wirklichkeit (aus ihrer Sicht), und zwar ganz ohne Beobachter von außen!