perttivalkonen schrieb:Außer, Du definierst den Tod nicht als "Ende".
Klar, man kann auch definieren: 'Tod'='jährlicher Karneval'. Tada! Der Tod ist nicht mehr das Ende des Lebens.
Es gibt bereits Überlegungen, daß die Wahrscheinlichkeit, wir seien nur simulierte Wesen in einem Programm, höher ist als die, wir seien "echt". [...]
Ja, insbesondere Nick Bostrom hat diese Hypothese ausgefeilt. Und auch so kann man aus der Vorstellung, wir würden in einer Art "Matrix" leben, schon so Einiges herausholen. Bspw. wirft es die Frage auf, was genau "Materie" ihrer Substanz, ihrem Wesen nach denn eigentlich genau ist. Und der neueste Schrei ist ja seit einigen Jahrzehnten, zu sagen, alles ist letztendlich nichts weiter als Information.
Das Argument der simulierten Realität wirft bei allzu naiver Vorstellung allerdings so einige Fragen auf: Wer oder was simuliert uns? Wo findet diese Simulation statt? Man verschiebt dann letztendlich viele Fragen auch nur eine ontologische Ebene höher: Woher kommt das Universum mit den Wesen, die unser Universum simulieren? Sind diese Wesen (un)sterblich? Und so weiter... Oder man landet beim infiniten Regress, wo man unendlich viele verschachtelte Realitäten annimmt...
Cesair schrieb:klar ist das spekulation, aber davon gehe ich aus, eben weil es das plausibelste ist.
Gut, das sei dir natürlich unbenommen.
:)Aber in Anbetracht der Tatsache, dass in der Natur die Dinge auch gerne mal ganz anders sind, als sie zunächst zu sein scheinen, wäre ich mit solchen Ad-Hoc-Hypothesen jedoch vorsichtig. Insbesondere, wenn sie meiner innersten Natur - dem Streben, meine Existenz fortfährend zu erhalten - widersprechen. Würde ich mein Tod als Faktum akzeptieren und damit meinen Selbsterhaltungstrieb verleugnen, könnte ich wohl genauso auch den Fortpflanzungstrieb unterdrücken und zölibatär leben...
Cesair schrieb:nein ich sehe da keinen unterschied, an die messung und erkennung sind nur nebenher andere aktionen gekoppelt, wie ausschuss von hormonen z.B. die ihrerseits wieder reaktionen auslösen.
Gut, nur weil du keinen Unterschied siehst, folgt daraus natürlich nicht, dass es auch keinen gibt. Könntest du bspw. einem Blinden erklären, was genau eine Farbwahrnehmung ist? Du kannst ihm zwar Physik (Optik) beibringen, erklären, was Photonen und ihre Wellenlänge sind, ihn in die Neurowissenschaften einführen und ihm erklären, was sich da für Prozesse im Hirn abspielen, sobald/bevor ein Mensch eine Farbwahrnehmung hat usf., aber was genau eine Farbe nun sein soll, weiß er dann immer noch nicht. Farben, Töne, Wärme, Schmerz... sind als subjektive, phänomenale Erlebnisgehalte von ihrer Qualität her etwas Anderes und lassen sich nicht einfach auf Strukturen, Beziehungen, objektive physikalische Eigenschaften und dergleichen reduzieren, wie etwa die Phänome "Wind", "Baum" oder "Wolke".
Da gibt es auch dieses tolle Gedankenexperiment mit Mary, das es vllt. etwas besser ausdrückt...
Wikipedia: Mary (Gedankenexperiment)Aber es [Eso-Kram, Geist, bla...] ist physikalisch einfach nicht erklärbar...
So wie Farbe oder Schmerz...?
Physikalisch nicht erklärbar sind natürlich auch noch viele andere Phänomene in der Natur, wie etwa die Vorgänge im Inneren eines Schwarzen Loches und noch viele andere Dinge. Nicht umsonst fragte ich ja bereits...
Wäre es eigentlich vermessen, zu erwarten, dass all diese Fragen ausgerechnet heute, hier und jetzt, in der gegenwärtigen Epoche der menschlichen Wissenschaftsgeschichte geklärt werden...?
Oder wäre es nicht vllt. möglich, dass wir vor Gehirn & Geist sitzen, wie ein Eingeborener vor'm Fernsehgerät, und dass man gewisse dahingehende Fragen möglicherweise erst in 500, 5000 oder 50000 Jahren hinreichend klären können wird?
"Wir können es grad noch nicht so richtig erklären und deshalb ist es falsch" scheint mir insofern ein recht schwaches Argument zu sein.
perttivalkonen schrieb:Scheint die selbe Frage zu sein wie die, woher Du weißt, daß alle Menschen um Dich herum echt sind und nicht nur simuliert, entweder von anderen simuliert, um Dich zu täuschen, oder von Deinem eigenen Geist simuliert (wie überhaupt alles), ohne daß Du es bemerkst.
Ich
weiß es nicht, ich nehme es lediglich an. Klasse Analogie auch wieder der Traum: Ich sehe zahlreiche Menschen um mich herum. Sie scheinen mir auch alle irgendwie ähnlich zu sein und so. Aber sind sie deshalb real? Haben sie in gleicher Weise ein Bewusstsein wie ich, der gerade träumt? Auf der Traumebene bin ich Solipsist, und das zu Recht. Und hier in der "Wirklichkeit"... mal guck'n. Entscheide ich dann, wenn (bzw. falls) ich hieraus ebenfalls aufgewacht bin.
:)Cesair schrieb:Leider gibt es keine einzieg theorie, die das plausibel begründen kann. Noch gibt es messergebnisse, die dafür sprechen. Es ist einfach höchst unwahrscheinlich, dass nach dem Tod des Körpers noch irgendetwas, wie eine s.g. "Seele existiert". abgesehen vom intermediären Leben vieleicht...
Wenn du in
World Of Warcraft herumrennst und ein paar Avatare plättest... Bleibt da noch irgendetwas von ihnen übrig? Ja? Woher weißt du das? Wüsstest du es auch noch, wenn du nicht nur vor einem Bildschirm sitzen würdest, sondern die Welt von 'innen' betrachten könntest? Gibt ja bereits so schicke 3D-Brillen...
Gut, selbst wenn sämtliche Sinnesdaten nur per Brain-Interface reinkommen, könntest du dich ja an dein RL erinnern... Aber auch Erinnerungen lassen sich bereits jetzt gezielt in Ansätzen manipulieren (unterdrücken und wiederherstellen):
http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2011-07/Neurale-Prothese-GehirnWenn du also eine solche virtuelle Welt nur noch von 'innen' betrachten kannst und dir auch keinerlei Informationen (Erinnerungen) an eine 'äußere' Realität zustehen, dann hast du ebenfalls keinerlei Möglichkeit, nachzuweisen, dass irgendetwas von den 'Avataren' dort noch übrig bleibt und weiterexistiert - keine Theorie, keine Messergebnisse, nichts, nur die verrückten Ideen der anderen Gamer. Aber dennoch wäre es so.
Noch ein Beispiel: Hast du dich im Traum schon einmal an dein Leben in der Wirklichkeit erinnert? Kannst du innerhalb deiner Traumwelt beweisen, dass es noch eine Welt außerhalb gibt? Bist du schon einmal im Traum gestorben...? Und...? Was war anschließend passiert...?
Wie
unsere Wirklichkeit nun genau aufgebaut ist, bleibt derzeit weitestgehend Spekulation. Aber prinzpiell denkbar wäre vieles...
Und warum ich mich für den Glauben, dass ich jederzeit krepieren könnte und dann für immer weg wäre, entscheiden sollte, erschließt sich mir leider nicht.