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Publication Bias - was das ist und was Ihr dagegen tun könnt

52 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Medizin, Petition, Studien ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Publication Bias - was das ist und was Ihr dagegen tun könnt

24.04.2013 um 13:55
@Makrophage
Zitat von MakrophageMakrophage schrieb:Bemerkenswert finde ich, dass Studien von Pharmafirmen seltener veröffentlicht werden als Studien aus anderen Einrichtungen. Sie sind aber viermal so häufig mit einem positiven Ergebnis versehen.
Ich habe jetzt den Link noch nicht genau durchgelesen, aber mal als Nichtwissenschaftler doof gefragt, kann es einfach sein, daß Pharmafirmen nur erfolgsversprechende Medikamente überhaupt bis zur Studie entwickeln?


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Publication Bias - was das ist und was Ihr dagegen tun könnt

24.04.2013 um 20:16
@Celladoor
Zitat von CelladoorCelladoor schrieb:Wenn es so wäre würde man einfach solange Studien durchführen bis man ein positives Resultat erhält und der Pharmamarkt wäre überschwemmt mit Medikamenten deren Wirkung höchstens mit Placebos oder homöopathischen Mitteln vergleichbare wäre.
Sicherlich gibt es auch hier und dort (wirkungsarme) Medikamente, die so auf den Weg gebracht werden. Siehe Edronax®.

Eine komplett fehlende Wirkung ist allerdings nicht das, was Pharmafirmen anstreben dürften. Das wäre ja auch nur schwer zu verstecken und den Aufwand nicht unbedingt wert.
Ein Medikament herauszubringen, das besser als ein Placebo wirkt, ist ja auch nicht das Problem der Pharmafirmen. Schlecht ist es nur, wenn das neue Medikament schlechter ist als ein Medikament, das bereits auf dem Markt ist. Häufig werden Medikamente ja auch untereinander verglichen und nicht gegen Placebos, wodurch man durchaus von einer gewissen Wirkung ausgehen kann. Lustig ist es jedoch dann, wenn jedes Medikament, laut Herstellerstudien, besser als das andere ist. Also A ist besser als B. B ist besser als C. Und C ist besser als A :D
CONCLUSION:
The manufacturer-associated NSAID is almost always reported as being equal or superior in efficacy and toxicity to the comparison drug. These claims of superiority, especially in regard to side effect profiles, are often not supported by trial data. These data raise concerns about selective publication or biased interpretation of results in manufacturer-associated trials.
-> http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8285810

@rambaldi
Vielleicht hast Du Makrophage nicht richtig verstanden. Makrophage meinte mit "dass Studien von Pharmafirmen seltener veröffentlicht werden", dass Pharmafirmen die Studien zwar durchführen, aber dann nicht veröffentlichen. Außerdem kann man nur schlecht vorab wissen, wie gut eine Studie abschneiden wird.


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25.04.2013 um 12:17
@Pan_narrans

Ja, scheinbar hat sich da etwas getan. Ich kann nicht wirklich für andere Bereihce sprechen, aber Medizinjournals scheinen derzeit auch vermehrt negative Ergebnisse zu publizieren.
Vor allem open access Journals haben das Problem wohl verbessert. Sie können wohl nicht mehr als Sündenbock herhalten und stellen keine Barriere mehr dar.

@Celladoor
Zitat von CelladoorCelladoor schrieb:Aber bei den Zulassungsbehörden arbeiten keine Idioten! Es ist liegt in der Verantwortung der Zulassung, Studien auf ihre Aussagekraft hin zu prüfen. Solche Studien wie sie dir vorschweben, liefern kein signifikantes Ergebnis und werden von der Zulassung auch nicht zugelassen.
Leider ist die Sache nicht ganz so einfach wie du dir das vorstellst. Natürlich arbeiten bei den Zulassungsstellen kompetente Leute, aber sie können auch nur mit dem arbeiten, was ihnen gegeben wird. Firmen halten regelmäßig Studien zurück. Hast du gar nicht das Theater um Roche und Tamiflu® mitbekommen?

http://www.bmj.com/tamiflu/roche (Archiv-Version vom 27.02.2013)

http://www.sueddeutsche.de/wissen/kampf-gegen-die-grippe-die-tamiflu-luege-1.1037400

Die Cochrane-Reviewer haben nun Jahre später immer noch nicht die Rohdaten gesehen...

Das Problem Publication Bias ist den Medizinern lange bekannt und wirklich wichtig. @Volvox hat ganz gut dargestellt, wo das Problem liegt.

http://www.hta.ac.uk/execsumm/summ1408.htm

Dort ist ein ausführliches Review als pdf erhältlich. Nichtmal die Hälfte aller durchgeführten Studien erscheint in Journals.
Leider ist da noch einiges verbesserungswürdig.

In Großbritannien ist man noch aufmerksamer auf das Problem geworden, seitdem das IQWiG hier die Offenlegung aller Studien von den Firmen verlangt.

Ein weiteres Beispiel:

In Schweden wurden den Behörden 42 RCT für verschieden Antidepressiva vorgelegt. Es stand 21:21. Aber von den negativen Ergebnissen wurden nur sechs veröffentlicht, so dass der Leser von Fachzeitschriften die Medis als wirksamer einschätzen könnte, als sie sind.

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC156459/

@rambaldi
Natürlich versuchen die Entwickler sich so sicher zu sein, dass möglichst wenig Geld verloren geht. Aber nicht selten sind Wirkstoffe in der Petrischale sehr vielversprechend, aber in der Realität doch nicht wirksam. Es ist aber schon auffällig wie viele Studien nach Registrierung in Registern verloren gehen und nicht veröffentlicht werden.


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Publication Bias - was das ist und was Ihr dagegen tun könnt

25.04.2013 um 12:22
Um mal wieder aus der Grundlagenforschung in den Bereich der Medikamentenzulassung zu kommen:

Vielleicht wäre es eine ganz gute Idee zu fordern, dass eine bestimmte Anzahl von Studien, unter Voranmeldung dieser, von staatlich akkreditierten, unabhängigen Institutionen durchgeführt werden müssen, bevor ein Medikament zugelassen werden kann.
Ich stelle mir das einfacher durchzusetzen vor.


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Publication Bias - was das ist und was Ihr dagegen tun könnt

25.04.2013 um 12:33
@Pan_narrans

Da kommt dann wieder das liebe Geld dazwischen. Finanzierung durch Steuern? Das würde bedeuten wir finanzieren die Medis der Firmen quer...ne lieber nicht.

Es würde mir schon reichen, wenn alle geplanten Studien zentral registriert werden, bevor sie durchgeführt werden. Ohne Ausnahmen. Dann sollte eine ordentliche Veröffentlichung folgen. So haben wir dann alle die Möglichkeit uns ein eigenes Bild zu machen.


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Publication Bias - was das ist und was Ihr dagegen tun könnt

25.04.2013 um 12:38
Zitat von MakrophageMakrophage schrieb:So haben wir dann alle die Möglichkeit uns ein eigenes Bild zu machen.
Und wer sagt, dass nicht sämtliche Studien gefälscht wurden resp. wie wird gewährleistet dass Studien nicht manipuliert werden.


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Publication Bias - was das ist und was Ihr dagegen tun könnt

25.04.2013 um 12:43
Dafür gibt es ja die Protokolle etc. Manipulationen kann es immer wieder geben gerade bei kriminellen Absichten. Spätestens aber wenn eine andere Forschungsgruppe die Ergebnisse versucht zu replizieren und was ganz anderes rauskommt, werden alle hellhörig.

Das zu fälschen kann halt schnell ins Auge gehen. Der Wissenschaftsbetrieb ist da selbstregulierend und früher oder später kommt so etwas wohl immer raus.


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25.04.2013 um 13:06
@Makrophage
Bezahlen müssten das natürlich weiterhin die Unternehmen. Ändern würde sich nir, dass diese dann die Studien nicht mehr in Eigenregie durchführen würden.


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25.04.2013 um 13:52
@Makrophage
Wie gesagt ich bin kein Wissenschaftler sondern böser kapitalistischer Kaufmann...

Aus der Warte gesehen, sind dann auch Fehlschläge gewissermaßen "intellectual property" des jeweiligen Unternehmens, ist es dann gerechtfertigt zu verlangen, daß sie diese Erkenntnisse (für die sie ja Geld ausgegeben haben) mit der Konkurrenz teilen?


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Publication Bias - was das ist und was Ihr dagegen tun könnt

25.04.2013 um 16:38
Zitat von rambaldirambaldi schrieb:ist es dann gerechtfertigt zu verlangen, daß sie diese Erkenntnisse (für die sie ja Geld ausgegeben haben) mit der Konkurrenz teilen?
Interessanter Punkt.


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Publication Bias - was das ist und was Ihr dagegen tun könnt

26.04.2013 um 08:47
@Pan_narrans
Ach so, so etwas gibt es in abgeschwächter Form schon ab und zu.

Natürlich stellen dann immer wieder Leute die mangelnde Neutralität in Frage sobald in irgendeiner Form Geld von den Firmen fließt. Aber das wäre auch eine Verbesserung, glaube ich.

@rambaldi
Wahrscheinlich ist es die Mischung der Methoden. Manchmal wäre es clever nichts zu veröffentlichen, aber ab und zu kommt es vor, dass ein Wirkstoff bei Krankheit A nichts bringt, aber bei Krankheit B eine gute Wirkung zeigt. Dann wäre es blöd gewesen mit der Veröffentlichung u./o. Patent zu lange zu warten.

So mancher Wissenschaftler ist da bestimmt auch im Spannungsfeld zwischen Interesen des Finanzierers und eigenem Forschungsdrang. Denn der Wissenschaftler möchte gerne publizieren.


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Publication Bias - was das ist und was Ihr dagegen tun könnt

03.02.2019 um 10:48
Hat jetzt nicht direkt mit diesem Thema hier zu tun, aber mich erinnert es grad an Albert Hofmann und seine Forschungsarbeiten mit dem Getreidepilz Mutterkorn bzw dem LSD.

Ich zitiere mal:
Im Rahmen von Arzneimittelforschungen mit dem Getreidepilz Mutterkorn und unter der Zielsetzung, ein Kreislaufstimulans zu entwickeln, synthetisierte Hofmann 1938 verschiedene Amid-Derivate der Lysergsäure, darunter – als 25. Substanz dieser Versuchsreihe – das Diethylamid LSD-25. In Tierversuchen löste der Stoff Unruhe unter den Tieren aus, zeigte aber keine verwertbaren oder pharmakologisch interessanten Eigenschaften und wurde daher nicht weiter untersucht. 1943 entschied sich Hofmann dennoch, LSD noch einmal herzustellen. Während der Laborarbeit veranlassten plötzliche Unruhe und Unwohlsein ihn, seine Arbeit abzubrechen und heimzufahren. Zu Hause angekommen hatte er bei geschlossenen Augen für etwa zwei Stunden intensive kaleidoskopartige, farbige Visionen. Vermutlich hatte er unbeabsichtigt und auf ungeklärte Weise eine Spur LSD aufgenommen. In seinem Buch „LSD – Mein Sorgenkind“ gibt Albert Hofmann an, das LSD möglicherweise versehentlich über die Fingerspitzen aufgenommen zu haben.
Mit Bezug auf das von mir hervorgehobene.

Ich habe mir vor einiger Zeit mal sein Interview
Erinnerungen eines Psychonauten. Von der Entdeckung entheogener Drogen. Audio-CD (Originaltonaufnahmen), hg. v. Thomas Knoefel. supposé, Köln 2003, ISBN 3-932513-38-X
anhören können.
Dort sprach er davon, (wenn ich mich recht erinnere oder so ähnlich) dass es ein Fehler sei, dass negative Testergebnisse einfach so "im Müll" landen, da man nicht alle Kombinationen ausgereizt haben könnte, und somit ja auch Mögliche andere, positive Ergebnisse verpasst haben könnte. So zumindest verstand ich seine Aussage.

Okay, nun war das zu einer ganz anderen Zeit, hat sich sicherlich viel wesentlich geändert, aber ich kam durch diesen Thread mal drauf.


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