Was für einen Sinn macht es, Geld in die Schweiz auf einem Wege zu transferieren, bei dem der Staat nichts mitbekommt?
Es ist dabei fast egal, ob es sich dabei um in Deutschland versteuertes Geld gehandelt hat oder um Schwarzgeld.
Das Ziel war in den meisten Fällen den Staat um die Steuern (Quellensteuer) auf die Zinserträge zu bringen.
Damals waren auch die Zinsen noch deutlich höher als heute, die "Steuerersparniss" auch entsprechend höher. Bei dem damals möglichen Delikt ging es vermutlich nicht wirklich um Transfer von Schwarzgeld, aber um das Delikt der Beihilfe zur Steuerhinterziehung.
Diese Beihilfe haben erwiesenermaßen Banken Anfang der 90er Jahre unterstützt, vermutlich auch schon früher, bis das aufflog. Letztendlich wurde die Sache nicht durchgehend strafrechtlich verfolgt. Es gab auch Deals mit den Banken, die dann freiwillig den Ermittlern die notwendigen Daten lieferten, um solche Transfers nachzuverfolgen. Viel von den Bankkunden, welche damals auf diese Weise Geld in die Schweiz transferiert hatten, zeigten sich selber an. In diesem Fall erfolgte keinen Strafverfolgung, sie mussten nur die entgangen Steuern + Verzugszinsen der letzten 10 Jahre nachzahlen.
Wer sich darüber informieren will, hier ein Link:
https://www.bundestag.de/blob/407956/f1739adc10d26b2c952cd40c15b35030/wd-7-032-09-pdf-data.pdfEs lag vermutlich kaum im Wahrnehmungsbereich Mollaths, von wo das Geld kam und ob die Zinsen, welche dann in der Schweiz erlangt wurden, hier in D versteuert wurden, wahrscheinlich ist das jedenfalls weniger. Aber zumindest die Möglichkeit der Beihilfe zur Steuerhinterziehung bzw. sogar des Schwarzgeldtransfers war definitiv gegeben. Mollath dürfte auch nicht den Überblick gehabt haben, ob das auf dem Bestreben einzelner Mitarbeiter beruhte, oder ob es ein allgemeines neues Mittel der Banken war, den Kunden Beihilfe zur Steuerhinterziehung zu leisten. Ich persönlich glaube letzters weniger, denn wäre dass dann aufgeflogen, wären vermutlich die Ermittlungsbehörden weniger zahm mit den Banken umgegangen.
Die Frage ist hier weniger, ob es ein wirklicher neuer Bankenskandal gegeben hat, sondern ob Mollath aus seinem Kenntnisstand einen solchen befürchten musste. Und das dürfte hier vorgelegen haben. Ob hier die viel zu spät erfolgten Ermittlungsverfahren dann erfolgreich waren oder nicht, spielt dann für SEINEN Blickwinkel keine Rolle. Erst die StA hätte hier die Möglichkeiten gehabt, das endgültig zu ermitteln.
Es bleibt eben unverständlich, warum das nicht schon im Rahmen des ersten Verfahrens untersucht wurde. Und das dürfte auch für Mollath vollständig unverständlich gewesen sein und sollte er wirklich ein Wahn gehabt haben, dürfte dies dann ihn in seinen Vorstellungen noch bestärkt haben.