Großer Lauschangriff auf den Internet Relay Chat
05.12.2004 um 20:42Großer Lauschangriff auf den Internet Relay Chat
Vorgeblich mit Fördermitteln der US-amerikanischen National Science Foundation (NSF) wollen Wissenschaftler des New Yorker Rensselaer Polytechnic Institute eine automatische Bespitzelung von Internet-Relay-Chat-Communities in Angriff nehmen.
Laut Projektbeschreibung wollen die Forscher ein System entwickeln, das automatisch Profile von Internet-Chattern, Chat-Gruppen und ganzen Chatrooms erstellt, sodass sich jederzeit Fragen nach dem Schema "Wer chattet in Chatroom X über das Thema Y" oder "In welchen Chatrooms wird Thema X diskutiert" beantworten lassen. Unter den Forschungszielen des Vorhabens werden zuvorderst die Erfassung und Auswertung graphenloser Datenmodelle und die Entwicklung neuer Visualisierungstechniken genannt; weniger deutlich ist zu erkennen, dass das "gemeinsam von der NSF und der Intelligence Community geförderte" Projekt die erreichbaren Chatrooms durch heimliche Lauscher lückenlos überwachen und alle Wahrnehmungen mitschneiden soll. Zur Legitimation weisen die Forscher indes ausdrücklich darauf hin, dass Missetäter leicht einen Teenager-Chatroom verwenden könnten, um Terrorangriffe zu planen.
Das mit knapp 160.000 US-Dollar eher bescheiden finanzierte Vorhaben, das von Januar bis Dezember 2005 laufen soll, verdankt seine Entstehung, wie jetzt bekannt wurde, einer nicht-öffentlichen Übereinkunft (PDF) zwischen NSF und der so genannten Information Community -- den laut Pressestimmen etwa 70.000 Angestellten der US-Geheimdienste CIA, Defense Intelligence Agency und National Security Agency -- aus dem Jahre 2003. Dieses Abkommen soll technische Mittel der Terrorbekämpfung schaffen, welche die "Intelligence Community an Land ziehen und über die Industrie in Systeme integrieren kann".
Während Bürgerrechtler etwa des Electronic Privacy Information Center die Buchstabenfolge "NSF" bereits mit "National Spy Foundation" assoziieren, sehen andere Forschungspolitiker neben der legitimen Terrorbekämpfung offenbar keine weiteren bedeutenden Gesichtspunkte im enthüllten Geheimdienst-Engagement. Lediglich die NSF selbst will sich nach Auskunft ihres Programmchefs Leland Jameson künftig von derartigen CIA-Kooperationen fern halten, weil sich inzwischen andere Interessenschwerpunkte ergeben hätten. (hps/c't)
Quelle: heise.de
Vorgeblich mit Fördermitteln der US-amerikanischen National Science Foundation (NSF) wollen Wissenschaftler des New Yorker Rensselaer Polytechnic Institute eine automatische Bespitzelung von Internet-Relay-Chat-Communities in Angriff nehmen.
Laut Projektbeschreibung wollen die Forscher ein System entwickeln, das automatisch Profile von Internet-Chattern, Chat-Gruppen und ganzen Chatrooms erstellt, sodass sich jederzeit Fragen nach dem Schema "Wer chattet in Chatroom X über das Thema Y" oder "In welchen Chatrooms wird Thema X diskutiert" beantworten lassen. Unter den Forschungszielen des Vorhabens werden zuvorderst die Erfassung und Auswertung graphenloser Datenmodelle und die Entwicklung neuer Visualisierungstechniken genannt; weniger deutlich ist zu erkennen, dass das "gemeinsam von der NSF und der Intelligence Community geförderte" Projekt die erreichbaren Chatrooms durch heimliche Lauscher lückenlos überwachen und alle Wahrnehmungen mitschneiden soll. Zur Legitimation weisen die Forscher indes ausdrücklich darauf hin, dass Missetäter leicht einen Teenager-Chatroom verwenden könnten, um Terrorangriffe zu planen.
Das mit knapp 160.000 US-Dollar eher bescheiden finanzierte Vorhaben, das von Januar bis Dezember 2005 laufen soll, verdankt seine Entstehung, wie jetzt bekannt wurde, einer nicht-öffentlichen Übereinkunft (PDF) zwischen NSF und der so genannten Information Community -- den laut Pressestimmen etwa 70.000 Angestellten der US-Geheimdienste CIA, Defense Intelligence Agency und National Security Agency -- aus dem Jahre 2003. Dieses Abkommen soll technische Mittel der Terrorbekämpfung schaffen, welche die "Intelligence Community an Land ziehen und über die Industrie in Systeme integrieren kann".
Während Bürgerrechtler etwa des Electronic Privacy Information Center die Buchstabenfolge "NSF" bereits mit "National Spy Foundation" assoziieren, sehen andere Forschungspolitiker neben der legitimen Terrorbekämpfung offenbar keine weiteren bedeutenden Gesichtspunkte im enthüllten Geheimdienst-Engagement. Lediglich die NSF selbst will sich nach Auskunft ihres Programmchefs Leland Jameson künftig von derartigen CIA-Kooperationen fern halten, weil sich inzwischen andere Interessenschwerpunkte ergeben hätten. (hps/c't)
Quelle: heise.de