@HirnExe HirnExe schrieb:Also man denkt sich eine Verschwörung aus, um Mängel an der eigenen (politischen/gesellschaftlichen) Anschauung zu kaschieren. Klingt als wäre die (politische/gesellschaftliche) Anschauung da der Kern des Motivs.
wie viele leute kennst du denn, die sich wirklich verschwörungen oder verschwörungstheorien ausdenken?
meines wissens gibt es bei unklaren faktenlagen nicht unbedingt viele varianten, die die tatsachen erklären könnten und die meisten davon werden bereits durch medien und alternative medien gestreut und höchstens mal individuell miteinander kombiniert.
ist es nicht vielmehr das misstrauen und nachhaken eines sich entwickeln wollenden politikverständnis, dass du lediglich mit einem abwertenden wort wie verschwörung gleich setzt?
ich hoffe, dir ist klar, dass das die auseinandersetzung mit brisanten themen erheblich stört, wenn alle paar minuten einer reinschneit und meinen zu müssen: "das sind doch alles nur verschwörungstheorien" oder noch besser nach irgendwelchen prinzipen "verschwörungstheoretischem denkens" sucht.
ich persönlich empfinde genau dieses "gähhn. euer denken ist falsch." als trollerei. und ebenso finde ich es denkwürdig, dass es immer die selben zu sein scheinen, die sich dazu berufen fühlen, die ansichten der leute in die mangel nehmen zu müssen.
wer den regierungen zutraut, dass sie sich gegen den bürger wenden, oder dass sie hinterrücks krumme sachen abziehen, kriege fördern, während sie von frieden sprechen, den wirst du mit solchen phrasen jedenfalls nicht so schnell wieder politikvertrauen einhämmern können. deswegen spricht man ja auch vom vertrauensverlust. sieh doch das interesse und die spekulationen als die neugierde an der politik an, die sie in wirklichkeit ist. selbst wenn sich diese neugierde nicht auf deinem niveau äussert.
wie ich schon einst schrieb, du kannst jeden noch so banalen quark als "verschwörungstheorie" bezeichnen, selbst eine erwartete geburtstagsüberraschung oder einen ehebruch.
eine menge politthriller drehen sich um nichts anderes als verschwörungen, filme und literatur sind voll von intrigen und listigkeiten. vielleicht solltest eher du dich fragen, was deine motive sind, dich da querzustellen und alles, was dir nicht in den kram passt, als verschwörungstheorie abzuhandeln.
ich glaube, dass es manchen leuten einfach bestätigung, stabilität und sicherheit gibt, wenn sie sich als teil eines bollwerks sehen und zu diesem stehen. im prinzip ist das genauso chauvinistisch wie nationalismus.
deswegen bin ich prinzipiell gegen verhärtete fronten und eine differenzierung der menschheit. jeder sollte sich mutig genug fühlen, sich seine eigene meinung zu bilden, auch wenn sie in der grauzone ist, die manche allzugern als krankmachende verschwörungstheorien bezeichnen.
da du damit angefangen hast, etwas struktur in die sache zu bringen, was ich sehr begrüße, möchte ich das aufgreifen und dir mal meinen überblick über die verschwörungs-rubrik verdeutlichen: ich würde das alles in ganz normale interessengebiete einteilen wie
1. Verdächtigung der Korruption in Politik und Wirtschaft
2. Vorurteile unter den Kulturen bzw. Religionen
3. Befürchtungen der Manipulation durch die Medien
4. Angst um die Gesundheit, Misstrauen der Versorgung
5. gedankliches Hineinversetzen in einen Kriegszustand
6. Zunkunftsängste und -visionen
7. Aberglaube
und all das wird analysiert, reflektiert, evaluiert.
Ich finde das ist einfach zu viel, um es mit einer speziellen Sorte von Menschen oder einer ganz bestimmten Sorte von Irrungen erklären zu können. Die Motive sind so vielschichtig wie es die Menschen sind. Jeder der sich der Freiheit des Denkens in diesem Land bewusst ist, darf sich volle Kanne auslassen über diese Themen, wenn sie ihn bedrücken. Mit Wörter wie Verschwörungstheorie wird an der Legitimation dieser Freiheit gerüttelt und das gefällt mir ganz und garnicht, zumal diese Einwände nichts bringen, ausser die Sorgen zu zerstreuen, anstatt die sorgfältigige Eigenanalyse abzuwarten. Manchmal hat man fast den Eindruck, in eine Art Maschinerie hineingeraten zu sein, die blind abhakt, kategorisiert, zunichte macht und vorschnell abstempelt. man kann doch keine fragen abhaken, selbst wenn sie schon jahre oder jahrzehntelang im raum stehen.