geeky schrieb:Was weist denn darauf hin, dass es im Spiel war?
Ich habe nicht geschrieben, daß DMSO eingesetzt wurde. Ich habe das Wort "wenn" benutzt. Das ist ein großer Unterschied.
geeky schrieb:Es gibt Argumente und es gibt spekulative Behauptungen. Bisher sehe ich hier nur letztere.
Nun, ich denke das letztenendes alles spekulative Behauptungen sind. Es gibt weder einen schlagenden Beweis für, noch gegen Suizid oder Kapitaldelikt. Es liegt leider ein Stück weit im Auge des Betrachters, ob man den angenommenen Ablauf eines Suizides jetzt als stimmig und wahrscheinlich annimmt, oder ob der Ablauf eines möglichen Kapitaldeliktes besser zur Spuren-/Indizienlage im Zimmer passt. Am Ende des Tages kann anhand eben dieser Spurenlage leider nichts bewiesen werden und ein Suizid ist ein My wahrscheinlicher. Und nochmal: Das der Suizid ein klein wenig wahrscheinlicher ist, schließt das Kapitaldelikt nicht aus.
geeky schrieb:Die Wahrscheinlichkeit dürfte fifty-fifty sein.
Das ist Spekulation.
geeky schrieb:Wie schätzt du das Verhältnis für Suizid zu Fremdeinwirkung ein?
Garnicht. Es liegt im Auge des Betrachters. Es gibt in diesem Fall mMn keine Beweise. Es gibt "nur" Indizien.
Cpt.Germanica schrieb:Die von Dir genannten Aspekte sind aber auch noch weitere, gravierende Selbstmordmotive.
Oder auch Mordmotive. Es kommt darauf an, aus welcher Perspektive man den Sachverhalt sieht und wie gut man Uwe Barschels Persönlichkeit einschätzen kann.
Cpt.Germanica schrieb:Es herrschte damals landauf, landab eine tiefe Empörung über die Barscheleien. Wer hatte damals ernsthafte Zweifel, dass "der Schuft sich davon gestohlen hat"? Niemand.
Natürlich gab es zurecht Empörung über die sog. "schmutzigen Tricks". Man darf dabei aber nicht vergessen, daß selbige zwar mit Barschels Wissen und in dessen Auftrag angewandt wurden, aber nicht von ihm ersonnen wurden. Das oblag einem schmierigen Exmitarbeiter der Blöd, namens Reiner Pfeiffer. Wie sich später herausstellte, hatte sogar das Opfer der Aktionen Björn Engholm davon gewußt, weit bevor die Sache öffentlich wurde. Das nur mal am Rande.
Das die damals von Printmedien und TV abhängige Mehrheit der Bevölkerung der Meinung gewesen sein könnte, UB hätte sich davon gestohlen, ist doch wenig verwunderlich, wobei ich dazu keine offiziellen Zahlen kenne. Fakt ist, UB war auf dem Rückweg nach Kiel, um sich dem einberufen Untersuchungsausschuss zu stellen. Wäre ein Suizid sein erklärtes Ziel gewesen, hätte er das auch an seinem Urlaubsdomizil erledigen können, eine Inszenierung als Mord oder Unfall wie in Genf hätte auch dort umgesetzt werden können. Der Grund für seine Zwischenstation in Genf war -nach seiner eigenen Auskunft- die Aquise von Entlastungsmaterial von einer Person namens Robert Ro(h)loff. Ob es ein Lockangebot war, ob es eine Falle war, ob es dieses Angebot wirklich gab, keine Ahnung.
Aber soviel Aufwandt, um dann einen schlichten Suizid mit Tabletten und Badewanne umzusetzen ? Wie schon
@OpLibelle angesprochen hat, war die Spurenlage im Zimmer für eine vorsätzliche Inszenierung Barschels auffällig zurückhaltend. Auch die verschwundene Weinflasche -mehr noch- die fehlenden Tablettenschachteln bzw. Blister passen nicht wirklich zu einen inszenierten Tatort. Nein, ich sage nicht, daß Dr. Dr. Uwe Barschel definitiv ermordet wurde, solange es sich nicht beweisen lässt. Es bleibt daher bei der Annahme eines Suizides mit einigen Bauchschmerzen meinerseits.
Cpt.Germanica schrieb:Er musste seiner Frau aber eine plausible Erklärung liefern, warum er den gemeinsamen Urlaub auf Gran Canaria unterbricht.
Die gab es schon. Er mußte vor dem einberufenen Untersuchungsausschuss Aussagen. Das er früher als nötig abreiste, hätte er leicht mit Vorbereitungen (Fertigung/Zusammenstellung von Unterlagen, Treffen mit Rechtsanwälten usw.) begründen können. Einem RR hätte es da nicht bedurft. Dazu kamen die rätselhaften Telefonate, welche er noch auf Gran Canaria führte und die sich nur zu einem geringen Teil aufklären ließen.
Cpt.Germanica schrieb:Ich persönlich bin überzeugt, dass gerade ein Uwe Barschel so gut wie möglich sein Gesicht wahren wollte.
In dem er vollgepumpt mit Tabletten in der Badewanne eines Hotels gefunden wird ? Na ja. Da gab es auf Gran Canaria sicher schönere und würdigere Möglichkeiten als ausgerechnet in Genf. Übrigens war Genf zu jener Zeit ein Hot Spot der Geheimdienste und zufällig fand im Hotel nebenan gerade eine große Geschäftsanbahnung zwischen den damals bedeutendsten Waffenhändlern statt. Ach ja, der damalige, selbsternannte "Topagent" des BND Werner Maus war auch dort. Auch im Nachbarhotel. Angeblich um die Freilassung deutscher Geiseln zu verhandeln. Ziemlich heißes Pflaster für einen deutschen MP, der ganz nebenbei als Treuhänder für illegale Waffenschiebereien gewirkt hat...
Aber das ist sicher alles nur Verschwörungsgefasel. Er hatte sein Gesicht an AIDS-Vorwürfe, Beschattungen und den Versuch des Abhörens zum Nachteil des konkurrierenden Björn Engholm verloren. Grund genug also für einen Abgang mit Badewanne, erfundenem RR und schwacher Mordinszenierung. Aber so sieht es scheinbar aus. Das ist das offizielle Ergebnis, welches ich hier nicht ultimativ in Frage stelle, solange keine Beweise für irgendwas auf dem Tisch liegen.
Cpt.Germanica schrieb:Er war vernichtet und er hatte sich selbst vernichtet.
So schlimm war es dann doch nicht. Seine politische Karriere lag in Trümmern. Ja. Doch die Zeit hätte die Wogen locker geglättet. Die Schubladenaffäre, die Mitwisserschaft seines Opfers Björn Engholm und zu guter letzt das Ende des kalten Krieges hätten die Untaten des UB deutlich verkleinert. UB hätte Möglichkeiten gehabt. Er hätte auch als Anwalt arbeiten können, weil man ihm die Zulassung wohl nicht entzogen hätte. Er hätte auch eine Zeit in die USA gehen können, so wie es K.T. zu Guttenberg vor nicht allzu langer Zeit getan hat. Der kann sich übrigens inzwischen wieder hier blicken lassen und ist gern gesehener Gast. Trotz Plagiatsaffäre und diverser Mauscheleien rund um seine Familie.
Cpt.Germanica schrieb:Es ist naheliegend.
Nein. Es ist und bleibt Spekulation. Es könnte so oder ganz anders gewesen sein. Das Hauptproblem in diesem Fall.
Cpt.Germanica schrieb:Uwe Barschel konnte man mit einem Mord rehabilitieren.
Es geht nicht um Rehabilitation von Barschel. Es geht darum aufzuklären, ob hier ein ungesühntes Kapitalverbrechen vorliegt. Ich persönlich mag UB nicht. Seine Taten waren nicht eines MP würdig und verwerflich. Doch deshalb ist er nicht zwangsläufig auch ein feiger Suizident. Es auch nicht legitim, deshalb einen Mord ungesühnt zu lassen. Das Problem ist, daß dieser Fall wohl nie ohne Zweifel aufgeklärt werden kann und wird.Asservate wurden vernichtet oder verschwanden, der Tatort wurde verunreinigt und nicht sach- und fachgerecht dokumentiert, Zeugen sind verschwunden, verstorben oder verweigern die Aussage, schlussendlich ist der Fall abgeschlossen. Also war es Suizid, auch wenn es Mord gewesen sein sollte.
Kies-Richard schrieb:Der Name "Robert Roloff" klingt für mich so erfunden wie: "Michael Maier" oder "Sabine Schmidt".
Das war er auch. Informanten und Geheimdienstkreise verwenden normalerweise keine Klarnamen.