Masijanima schrieb:Stellt euch vor, gestern Nacht sei der Ministerpräsident von Bayern in gleicher Situation aufgefunden worden. Welche Polizei, welcher Staatsanwalt ermittelt nun oberflächlich?
Lach! Versuch am untauglichen Objekt.
a) Starb Barschel nicht in Bayern, b) war er nicht der Bayerische Ministerpräsident und c) amtierte er auch nicht mehr, d) ist jemand, der 1987 volljährig war, nicht per se objektiver oder kompetenter als jemand, der dies 1997 wurde (oder 2007 oder 2017).
Würde in Bayern der ehemalige Regierungspräsident des Kantons Bern, der kürzlich nach einer Affäre zurückgetreten war, tot in der Badewanne im Münchner Hotel "Vier Jahreszeiten" aufgefunden werden, wüsste auch erst mal kein Polizist, wer das ist. Entsprechend würde ermittelt. Und in Bayern würde natürlich nicht oberflächlich, aber angemessen ermittelt.
Die Tatortsicherung würde auch in Bayern und auch beim Herrn Regierungspräsidenten a.D. des Kantons so erfolgen, wie sie in Fällen von Suizid üblich ist: Es würden Anzeichen von Fremdverschulden gesucht und ggf. dokumentiert, aber nicht der gesamte Tatort so Faser für Faser und Hautschuppe für Hautschuppe abgescannt, wie das heute bei einem Verbrechen der Fall wäre. Gleiches gilt übrigens auch für tödliche Unfälle (siehe Fall Rottach-Egern). Wird kein Abschiedsbrief gefunden, besagt dies
prima facie erst einmal gar nichts, Schuhe, Whiskey-Fläschchen und Hämatom auch nicht.
Im Ergebnis hätten sich die Bayern nicht viel anders verhalten als die Schweizer. Das ganze Ex-post-Geschrei rührte ja doch erst daher, weil einige Leute unbedingt eine Mordthese in die Welt setzen wollten.
PS: Nur rund 30% (repräsentative Untersuchung der Universität Wien, Nervenarzt 2006 · 77:1355–1362) der Suizidenten hinterlassen einen Abschiedsbrief.