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Der Fall Uwe Barschel

1.526 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Krawatte, Lösungsmittel Auf Dem Badevorleger, Abgerissener Hemdknopfes ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der Fall Uwe Barschel

15.11.2017 um 12:49
Der "militärisch-industrielle Komplex" ist ein Schlagwort, das ich hauptsächlich aus RAF-Bekennerschreiben kenne.

Auch wenn es hier und dort - je nach Land und Regierungssystem - Schnittmengen zwischen Militär, Rüstungsindustrie, Sicherheitspolitik und Nachrichtendiensten gibt, sehe ich nach wie vor keinen Bezug zu Uwe Barschel.


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Der Fall Uwe Barschel

15.11.2017 um 14:24
Zitat von monstramonstra schrieb:Der "militärisch-industrielle Komplex" ist ein Schlagwort, das ich hauptsächlich aus RAF-Bekennerschreiben kenne.
Der Begriff stammt aus der letzten Fernsehansprache von Präsident Eisenhower vom Januar 1961 vor der Amtsübergabe an J.F. Kennedy.
Youtube: Eisenhower warns us of the military industrial complex.
Eisenhower warns us of the military industrial complex.
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Der Fall Uwe Barschel

16.11.2017 um 10:58
Zitat von interrobanginterrobang schrieb:Gewagte aussage. Hast du dafür irgendwelche quellen das "so gut wie alle geheimdienste" für jemanden anderst arbeiten als für ihre Regierung?
Dafür reicht allein schon der unglaublich arrogante und zynische Auftritt von BND Chef Maaßen vor den Ausschüßen zur Landesverratsaffäre oder dem NSA Untersuchungsausschuß. Typen wie der akzeptieren keine anderen Autoritäten.

Und zum m.i. Rüstungskomplex ist zu sagen, daß heutzutage die gesamte Überwachungs - und Kommunikationstechnik auf deren Forschungen zurückgehen. Somit ist es kein Geheimnis, wer hier das Patent hat.


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Der Fall Uwe Barschel

16.11.2017 um 11:04
@Foxyterry
Ah okay also alles nur blabla ohne jeglichen hintergrund. Na dann kann man das ja in ruhe ignorieren.


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16.11.2017 um 12:37
Zitat von OpLibelleOpLibelle schrieb:Der Begriff stammt aus der letzten Fernsehansprache von Präsident Eisenhower vom Januar 1961 vor der Amtsübergabe an J.F. Kennedy
Lustig. Gerade Eisenhower, der in seiner Amtszeit das Wettrüsten mit der UdSSR in absurde Höhen trieb. Die gewaltigen Industriekomplexe wie Los Alamos und die Rüstungsunternehmen müssen ihm unheimlich geworden sein. Und Kennedy - nicht dumm - versuchte die entstandenen Kapazitäten auf eine Mondlandung zu fokussieren.
Zitat von FoxyterryFoxyterry schrieb:Dafür reicht allein schon der unglaublich arrogante und zynische Auftritt von BND Chef Maaßen vor den Ausschüßen zur Landesverratsaffäre oder dem NSA Untersuchungsausschuß. Typen wie der akzeptieren keine anderen Autoritäten.
Herr Maaßen ist zwar Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz und nicht des BND, trotzdem ist er ohne Zweifel ein unsympathischer Hardliner mit einem befremdlichen Menschen- und Weltbild.

Mit Barschel hat das aber wenig zu tun. Da der Verfassungsschutz für das Inland zuständig ist (der BND fürs Ausland), sehe ich auch keinerlei Berührungspunkte.


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17.11.2017 um 19:38
Zitat von monstramonstra schrieb am 14.11.2017:Umso mehr, wenn man noch nicht mal ein schlüssige Szenario entwickeln kann a) welcher Dienst, b) warum und c) wie die Tatausführung war (v.a. unter Täuschung mehrer Grichtsmediziner)?
Welche Ansprüche stellst Du denn an ein "schlüssiges Szenario"?

Letzendlich können wir doch nur verschiedene, denkbare Geschehnisabläufe ab Plausibilität abklopfen. Im Wesendlichen gibt es doch nur drei Mögichkeiten: Mord, Selbstmord (ohne Drittbeteiligung) oder Tötung auf Verlangen (aka "Sterbehilfe").

Von diesen drei Möglichkeiten erscheint mir anhand der bekannten Fakten ein Mord am pausibelsten, ein Selbstmord deutlich weniger plausibel und "Sterbehilfe" völlig unplausibel.

Wenn Du das anders soritieren würdest, musst Du Dir schon die Mühe machen, alle Begleitumstände schlüssig in ein Selbstmord-Szenario einzubauen. Da wäre ich gespannt...


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Der Fall Uwe Barschel

19.11.2017 um 15:41
Oder ein Mord-auftrag, das mir am plausibelsten erscheint. Nur der Grund ist mir nicht klar. Seine Flüge in die DDR oder die Übungen der Lufteaffe Israels könnten eine begründung sein. Vielleicht steckte der Mosad dahinter? Flugzeugabsturz mit Herrn Barschen war der 1. Versuch. Im Hotel war der 2. Versuch. Beweisen lässt sich wohl kaum noch eine Theorie. Dazu passt das Theater der hiesigen CDU. Für einfache Abgeordnete veranstaltet die Fraktion eine Trauerfeier. Und für ein MP gibt es kaum interesse an einer Aufarbeitung und noch vorhandene Beweismittel verschwinden vor 2-3 Jahren aus Asservatenkammer.  Was könnte ein MP eines eher unbedeutenden Bundeslandes gewusst haben das er um sein Leben fürchten muss. Damals war die Bundeswehr wesentlich präsenter, und SH war Grenzland und HDW spielte beim Aufbau der Streitkräfte Israels eine ganz wichtige Rolle.


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Der Fall Uwe Barschel

02.12.2017 um 21:56
Ich habe schon relativ ausführlich Argumente dafür geliefert, warum mir ein Suizid am plausibelsten erscheint. Schon deshalb, weil die äußeren Umstände eben recht eindeutig auf ein Suizidgeschehen hindeuten. Sterbehilfe könnte noch hineinpassen, setzt aber einen bis heute schweigenden Mitwisser (vielleicht sogar mehrere) voraus. Diese These lässt aber auch nicht ausschließen.

Mord lässt sich ebenfalls nicht mit letzter Sicherheit ausschließen, ist aber angesichts des Wissens, das wir haben, extrem unwahrscheinlich. Das wäre vielleicht anders, wenn man ein denkbares Motiv konstruieren könnte, aber alle Versuche bleiben im Ungefähren und Diffusen. Da könnte auch mich morgen irgendjemand umbringen. Ein "schlüssiges Szenario" hätte für mich mindestens zwei Voraussetzungen: 1) Aufgrund welcher Umstände hätte jemand einen Vorteil vom Tode Barschels. 2) Wie lässt sich eine solche Tat in ihrer konkreten Gestalt durchführen.

Die Schlüssigkeit aller alternativen Annahmen fehlt mir sowohl bei 1) als auch bei 2).

1) Beim Motiv ist das absurde, dass diejenigen, die bekanntermaßen die größten Vorteilen hätten haben können, die politischen Gegner Barschels (in der CDU und meinetwegen auch in der SPD) sind. Denen traut man aber die Durchführung von 2) nicht zu. So lange es keine Anhaltspunkte (z.B. Dokumente oder nachprüfbare Zeugenaussagen) dafür gibt, dass Barschel nicht nur mit iranischen Waffenhändlern (oder sonst wen) zu tun hatte und für diese gefährlich wurde, so lange bin ich tief im Spekulieren, habe aber nichts in der Hand.

Bei 2) haben wir eben kein Geschehen, dass im Gesamtbild auf Fremdeinwirkung hindeutet. Wir haben höchstens ein paar Umstände, die man evtl. gegen das Gesamtbild in Anschlag bringen kann, die es aber NICHT widerlegen können. Sie lassen sich vielmehr genauso auch pro Suizid interpretieren. Also 1:1. Gleiches gilt für die "Rätsel", z.B. was Barschels Andeutungen gegenüber der Familie und seine handschriftlichen Aufzeichnungen bedeuten. Diese Tatsachen können von Suizid wegdeuten, aber genauso auch gelegt worden sein, um seinen Ruf nach einem Suizid in einem besseren Licht da stehen zu lassen. Also 1:1. Aber nur insoweit. All diese "unentschiedenen" Tatsachen können die Todesart und die Obduktionsergebnisse nicht widerlegen.

Deshalb musste die StA Lübeck jahrelange Mordermittlungen ergebnislos einstellen. Sie hatten nichts gefunden. Der ermittelnde OStA ist zwar felsenfest von Mord überzeugt, aber er bringt keine Tatsache vor, die seine These wirklich stützen können. Ich kann seine Ansicht nicht nachvollziehen. Denn er nennt nur die o.g. 1:1-Umstände. Die sind unklar, rätselhaft - aber eben keine Indizien (geschweige denn Beweise).

Dabei ist klar: was einleuchtend (plausibel) ist, noch nicht zwingend der tatsächliche Hergang. Es gibt auch unplausibel erscheinende Geschehensabläufe. In den Naturwissenschaften kommt so etwas häufig dann vor, wenn bestimmte Kausalitätsbeziehungen unbekannt sind.

Umgekehrt ist Plausibilität etwas Subjektives, das vom Kenntnishorizont des Betrachters abhängt. So mag es völlig unplausibel erscheinen, warum die Erde eine Kugel ist und die Australier nicht nach unten fallen, wenn man keine grundsätzlichen Kenntnisse über die Gravitation hat bzw. diese als Annahme akzeptiert.


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Der Fall Uwe Barschel

05.12.2017 um 21:12
@monstra

Ich habe mir aufgrund unserer Diskussion nochmals alle verfügbaren offiziellen Unterlagen angeschaut. VT-Seiten und sonstige unseröse Quellen habe ich dabei selbstverständlich nicht herangezogen. Grundsätzlich sind beide Positionen -sowohl Selbstmord (mit und ohne Beihilfe) als auch Mord- absolut im Bereich des Möglichen. Es ist also beides nicht gänzlich abwegig und daher mit Sicherheit auszuschließen. Ich gehe deshalb auch nach erneutem Studium der Unterlagen aktuell nicht soweit, eine der beiden Annahmen als "extrem unwahrscheinlich" einzustufen.

Wie Du bereits geschrieben hast, liegt aber die Bewertung der vorliegenden Ermittlungsergebnisse auch im Auge des jeweiligen Betrachters. Sowohl die Ansichten des Hr. Erhard Rex, als auch die des Hr. Heinrich Wille sind beispielsweise recht ähnlich nachvollziehbar, wenn man sich auf die jeweilige Art und Weise der Betrachtung des Verfassers einlässt. Das natürlich vorausgesetzt.

Ich persönlich halte es deshalb wie folgt: Die bekannte reine Faktenlage lässt derzeit einen Suizid plausibler -weil einfacher/naheliegender- erscheinen als einen Mord. Ein Mord wäre im Kontext zu den Ermittlungsergebnissen ein sehr kompliziertes und risikoreiches Unterfangen gewesen, welches auch wesentlich einfacher durchführbar gewesen wäre, hätte man sich für einen anderen Ort mit anderer Methode zu anderer Zeit entschieden. Allerdings darf man sich von diesem Umstand allein meiner Meinung nach nicht völlig leiten lassen. Im Moment sind weder mögliche Täter noch deren Motive klar erkennbar, was aber nicht bedeutet, dass es sie nicht gibt. Das Opfer hatte Kontakte zu Geheimdiensten und Waffenhändlern, trat mutmaßlich auch als Anwalt und Vermittler für solche Geschäfte in Erscheinung. Darüber hinaus gab es in SH Aktivitäten im Bereich des (illegalen ?) Waffenhandels, die Uwe Barschel als MP sozusagen als "Erblast" zu übernehmen hatte, jedoch nicht selbst verantwortete. Meiner persönlichen Meinung nach ist daher nicht völlig unwahrscheinlich, dass es Personen(gruppen) gegeben hat, die Uwe Barschel möglicherweise neutralisieren wollten. Es liegt dabei in der Natur der Sache, dass entsprechende Täter(gruppen) und deren Motive zunächst mal im Diffusen bleiben. Gerade dann, wenn möglicherweise eine Geheimdienstbeteiligung nicht ausgeschlossen werden kann und so gut wie garnicht in diese Richtung ermittelt wurde.

Schlussendlich scheint mir der Fall zu oberflächlich abgearbeitet worden zu sein. Die Ermittler (wir diskutierten darüber) gingen mutmaßlich von Suizid aus, arbeiteten daher auch nicht mit letzter Entschlossenheit in alle Richtungen. Daraus ergaben sich kaum Fakten, die eindeutig genug in eine bestimmte Richtung wiesen. Es wurde ja kaum in verschiedene Richtungen ermittelt. Dieses Versäumnis wird wohl auch (leider) nicht mehr korrigiert werden. Wenn es also bei dem jetzigen Kenntnisstand bleibt, kann man nicht mehr mit einer endgültigen Aufklärung der Umstände rechnen. Hat man nur das zu Verfügung, was derzeit bekannt ist, bleibt mir bei neutraler und faktenorientierter Betrachtungsweise notgedrungen nur eine Variante über: Suizid (mit od. ohne Sterbehilfe), allerdings mit Bedenken und Bauchschmerzen.

Insofern schließe ich mich quasi mangels Alternative der kriminalistisch naheliegendsten Annahme an, obschon ich bei weitem nicht soweit von der Alternative (Mord) entfernt bin, wie Du es zu sein scheinst. Aber um die Diskussion korrekt abzuschließen gebe ich Dir anhand der aktuell bekannten Faktenlage im Ergebnis Recht.

Wer nochmal die Stellungnahmen von Rex/Wille nachlesen möchte, hier ist der Link zur offiziellen Gesamtdokumentation (327 Seiten im PDF-Format):

http://www.schleswig-holstein.de/DE/Landesregierung/STA/Info_material/Infos_PDF/Barschel/dokumentation_barschel.pdf?__blob=publicationFile&v=1 (Archiv-Version vom 01.12.2017)


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Der Fall Uwe Barschel

05.12.2017 um 21:19
kennedy warnte gleichfalls.

wohl vergeblich.

@OpLibelle


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Der Fall Uwe Barschel

05.12.2017 um 22:11
Zitat von SlateratorSlaterator schrieb:Wer nochmal die Stellungnahmen von Rex/Wille nachlesen möchte, hier ist der Link zur offiziellen Gesamtdokumentation (327 Seiten im PDF-Format):
Vielen Dank!

Diese Dokumentation ist auf jeden Fall lesenswert. Der Fall ist auch ein Politikum, schon weil die Anhänger der einen oder der anderen These damit ein politisches Werturteil und politischen Nutzen verbinden. So gibt es starke politische Interessen für Suizid (ein Schuldeingeständnis Barschels und Diskreditierung der CDU) und für Mord (Freispruch für das Opfer Barschel, das von Pfeiffer und der SPD verleumdet wurde).

Das "Rätsel" Barschel bleibt so oder so, denn wir werden wohl nie erfahren, was in seinen letzten Stunden wirklich passiert ist.

Auch wenn man wie ich von Suizid ausgeht, so gehört es zur menschlichen Existenz, dass wir intrisische Motive, Beweggründe und Abgründe immer nur (re-)konstruieren können. Aber nicht kennen. Wir, die wir uns nicht selbst getötet haben oder einen anderen Menschen, wir glauben immer, solche Taten müssten rationalen Erwägungen folgen. Wir projizieren dann unsere Ist-Befindlichkeit auf einen Menschen in einer völlig anderen (Ausnahme-)Situation. Die Motive sind aber oftmals viel schwieriger, viel chaotischer, ambivalenter und vielschichtiger - und viel banaler. Psychologie und Psychiatrie versuchen wissenschaftlich eine Annäherung, die Literatur tut es künstlerisch (Krimi). So weiß ich nicht, welche Seelenqualen Barschel durchgemacht hat, wie die hohen Dosen Beruhigungsmittel ihn verändert haben, was er seiner Familie hinterlassen wollte und ob er wirklich hoffte, er könne sich entlasten.

Wir wissen es nicht.


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05.12.2017 um 22:33
Zitat von SlateratorSlaterator schrieb: Ein Mord wäre im Kontext zu den Ermittlungsergebnissen ein sehr kompliziertes und risikoreiches Unterfangen gewesen, welches auch wesentlich einfacher durchführbar gewesen wäre, hätte man sich für einen anderen Ort mit anderer Methode zu anderer Zeit entschieden.
Wenn wir einmal annehmen, ein Geheimdienst habe den Mord begangen, dann war aber kaum ein anderer Ort oder eine andere Zeit möglich. Und wenn es wie ein Selbstmord aussehen sollte, dann war auch keine wesentlich andere Methode möglich.

Die "Notwendigkeit" zur Tötung war frühestens zum Zeitpunkt seines Rücktritts für einen möglichen Auftraggeber erkennbar. Dann muste erst eine politische Entscheidung getroffen werden und dann musste improvisiert werden. Barschel reiste von Hamburg über Frankfurt, Genf und Barcelona nach Gran Canaria. Da kann selbst ein Geheimdienst ins Schleudern kommen. Und sein Flug nach Genf war auch mehr oder minder eine spontane Entscheidung. Und zwei Tage später sollte er bereits vor dem Untersuchungsausschuss stehen.

Was beibt da groß für einen Geheimdienst-Mord? Gift einflößen (füssig, durch einen Schlauch durch die Nase), in die Badewanne werfen und weg. Noch dazu, wenn alle paar Minuten ein Reporter an die Tür klopft.


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Der Fall Uwe Barschel

05.12.2017 um 23:40
Zitat von OpLibelleOpLibelle schrieb: Barschel reiste von Hamburg über Frankfurt, Genf und Barcelona nach Gran Canaria. Da kann selbst ein Geheimdienst ins Schleudern kommen. Und sein Flug nach Genf war auch mehr oder minder eine spontane Entscheidung.
Barschel wurde doch nach Genf hingelockt - falls es ein Mord war.


Barschelreferent Pfeiffer ist übrigens auch auf seltsame Weise verstorben
Barschels ehemaliger Medienreferent Pfeiffer starb keines natürlichen Todes

Der schwer kranke 76-Jährige war offenbar gestürzt und dabei so unglücklich zwischen das Gestänge seines Krankenbetts geraten, dass er sich selbst erwürgte.
https://www.stern.de/panorama/stern-crime/barschel-affaere--einstiger-medienreferent-reiner-pfeiffer-starb-keines-natuerlichen-todes-6678938.html


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Der Fall Uwe Barschel

05.12.2017 um 23:45
Hello again :)

Da logge ich mich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder ein und stelle fest, dass mein sieben Jahre (!) alter Thread noch immer quicklebendig ist. Krass.
Ich hab gestern die Bimbes-Doku über Helmut Kohl gesehen und bin dann irgendwie von einem CDU-Abgrund zum anderen gelangt. Diese Partei kennt sich damit ja aus.
Bezüglich des guten Uwe Barschels würde ich mittlerweile eher darauf wetten eine Münze auf die Kante flippen zu können als darauf, ob er sich selbst getötet hat oder umgebracht hat. Es gibt ja im großen und ganzen drei Theorien, die alle irgendwie gleichsam keinen Sinn ergeben.
Selbstmord ist schwer möglich, eben aufgrund der zeitlichen Abstände der Medikamenteneinnahme inklusive Bewusstlosigkeit.
Selbstmord mit Hilfe - so spontan? Keine seriöse Stelle hätte ihm geholfen, eine weniger seriöse Hilfe wäre mittlerweile an die Medien gegangen bei all dem Interesse - und auch die hätte Herr Barschel erst finden müssen. Selbst in der Schweiz warten die nicht an jeder Straßenecke.
Mord. Da wird's jetzt interessant, mal ganz abgesehen davon dass der Mörder reichlich schlampig vorgegangen sein müsste (man stelle sich vor, die Ermittler in der Schweiz und in Deutschland hätten da besser gearbeitet!), sollte man folgendes bedenken:
Uwe Barschel ist über die "Waterkantgate-Affäre" gestolpert, "fiese Tricks" im schleswig-holsteinischen Landtagswahlkampf. Deswegen hätte er auch vor diesem Untersuchungsausschuss aussagen sollen. Deswegen traf er sich angeblich mit "Roloff" in Genf.
Irgendwelche Deals mit Südafrika, Israel, der DDR, wemauchimmer als Motiv für einen Mord auszumachen ergibt m. E. wenig Sinn, da Barschel - konservativer, ehrgeiziger, eventuell auch leicht "pragmatischer" Politiker - nichts gewonnen hätte, wenn er darüber nach seinem Fall ein Wort verloren hätte. Hätte er damit die schleswig-holsteinische SPD treffen können? Oder Pfeiffer? Den SPIEGEL? Nie.
Er hätte sich, seine Partei, die Bundesregierung, Stoltenberg beschädigt. Aber er hätte nichts erreicht, sich schon gar nicht rehabilitiert. Er, der auch Rechtsanwalt und Notar war, hätte sich doch vollständig verbrannt, denn in seinem Beruf sollte man diskret sein. Das sollte er gewusst haben, das hätte er nicht riskiert.
Folglich fehlt das Motiv für einen Mord. Glaubt ihr ernsthaft, Pfeiffer hätte ihn ermordet? Warum? Er hätte keinen Grund gehabt (und wohl auch nicht die Möglichkeit bzw. das Format). Auch der SPD traue ich so etwas nun wirklich nicht zu. Sogar am allerwenigsten. :D Als ob irgendeine kleine Landespartei... Nunja.
Ich meine, es hätte keinen Sinn gemacht Barschel zu ermorden, erst recht wenn man bedenkt wie schlampig sowohl Ausführung als auch Aufarbeitung dann gewesen sind.
Selbstmord allerdings halte ich ebenfalls für eine gewagte Idee. Wenn, dann nur mit Hilfe.
Sollte Barschel im Sinn gehabt haben sich umzubringen bzw. umbringen zu lassen, seinen Tod aber als Mord aussehen zu lassen um Verwirrung zu stiften und vielleicht doch noch als Opfer in die Geschichte einzugehen und nicht als gestürzter Ministerpräsident... Dann stellt sich halt nur noch die Frage nach den Umständen. Ist ja ein Klacks. :)


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Der Fall Uwe Barschel

05.12.2017 um 23:54
Zitat von parabolparabol schrieb:Barschel wurde doch nach Genf hingelockt - falls es ein Mord war.
Wenn man dem glauben darf, was damals die Presse schrieb, hat er über das Hotel in Gran Canaria ursprünglich einen Flug nach Zürich buchen wollen. Da es aber keine passende Verbindung gab, soll er gesagt haben (ich zitiere grob aus dem Gedächnis): "Dann eben nach Madrid oder Genf; der, den ich treffen will, kann überall hin kommen."


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Der Fall Uwe Barschel

06.12.2017 um 00:06
Zitat von 28002800 schrieb:Folglich fehlt das Motiv für einen Mord.
Erpressung.

Barschel hatte sicher nicht vor, vor dem U-Ausschuss zu erklären, "ihr glaubt alle, dass ich mit schmutzigen Tricks im Wahlkampf gearbeitet habe. Hab' ich nicht. Gar nicht. In Wirklichkeit bin ich nur Waffenhändler. Ehrenwort!"

Sicher nicht, nein.

Aber Barschel stammt aus armen Verhältnissen und er wollte ein neues Leben als Lehrbeauftragter an einer Universität in Kanada beginnen. Da kann doch etwas Startkapital nicht schaden. Und im Gegenzug "vergisst" er in seinen Lebenserinnerungen, die er früher oder später bestimmt geschrieben hätte, die eine oder andere Anekdote aus seiner Amtszeit zu erzählen.


Nur eine spekulative Arbeitshypothese von mir, natürlich keine Beschuldigung.


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Der Fall Uwe Barschel

06.12.2017 um 07:30
Zitat von OpLibelleOpLibelle schrieb:Wenn wir einmal annehmen, ein Geheimdienst habe den Mord begangen, dann war aber kaum ein anderer Ort oder eine andere Zeit möglich.
Das Argument zieht nicht. Ich hätte ihn in Cran Canaria die Hoteltreppe runter- oder von einer Klippe fallen oder einen Autounfall erleiden lassen. Oder als Opfer eines Raubmordes inszeniert. In einem Hotelzimmer einerseits großkotzig Badewannensuizide zu inszenieren und andererseits recht stümperhaft rumzurandalieren (Schuhe, Fußabdrücke usw.) ist kein Ausweis professioneller James Bonds.
Zitat von 28002800 schrieb:Selbstmord ist schwer möglich, eben aufgrund der zeitlichen Abstände der Medikamenteneinnahme inklusive Bewusstlosigkeit.
Nein, das stimmt nicht. Das toxikologische Gutachten, auf das Du Dich beziehst, konnte dies nicht nachweisen. Es hat es (aufgrund der von der Familie vorgegebenen Fragestellung) es für nicht ausgeschlossen (also möglich) gehalten, dass die tödlichen Medikamente auch NACH Eintritt der Bewusstlosigkeit eingenommen worden sein könnten. Aber nicht müssen. Genauso lassen es die Obduktionsergebnisse zu, dass die tödlichen Stoffe VOR Bewusstseinsverlust vom Opfer willentlich selbst eingenommen wurden.
Zitat von 28002800 schrieb:Selbstmord mit Hilfe - so spontan? Keine seriöse Stelle hätte ihm geholfen, eine weniger seriöse Hilfe wäre mittlerweile an die Medien gegangen bei all dem Interesse - und auch die hätte Herr Barschel erst finden müssen.
Kein Argument. Die Helferthese speist sich aus den Todesumständen und -ort. Assestierter Suizid ist in der Schweiz schon im Angebot von Organisationen, die diskret agieren. Ein dort tätiger Arzt oder Assistent wäre an seine Schweigepflicht gebunden. Ich halte die These für nicht abwegig, aber unwahrscheinlich.
Zitat von 28002800 schrieb:Folglich fehlt das Motiv für einen Mord.
Richtig.

Wir haben dagegen auf der Hand liegende Motive für einen Suizid und können auch das Legen falscher Spuren (angeblicher Informant) erklären, die der Entlastung von den Vorwürfen dienen sollten. Dementsprechend klammern sich die Familie und Sympathisanten an ein Verbrechen, was zeigt, wie wichtig aus dieser Sicht diese Inszenierung Barschels war.

Zugleich haben zwei Untersuchungsausschüsse festgestellt, dass Barschel von den Machenschaften Pfeiffers gegen Engholm zumindest wusste (streitig ist, ob er sie explizit beauftragt hat). Er hätte vor dem Untersuchungsausschuss unter strafbewehrter Wahrheitspflicht darüber Auskunft geben müssen, was er tatsächlich wusste. Er hätte dann entweder lügen müssen - oder zumindest zugeben müssen, dass er diese "schmutzigen Tricks" kannte. Ein politisches Todesurteil. Es wäre nur noch das Auswandern nach Kanada geblieben, immer verfolgt von der Boulevard-Presse, als persona non grata im eigenen Land. Nicht jeder hat die Rossnatur eines Hochstaplers Guttenberg...

So bleibt ein Geheimnis. Und ich glaube, Barschel wollte das auch so, als er in die Badewanne stieg. Er war verzweifelt, sah für sich keine Zukunft mehr, nicht ohne die Droge Politik und Aufmerksamkeit, von denen er so abhängig war, wie von seinen hohen Dosen Lorazepam-Tabletten. Er hatte erst wenige Monate zuvor als Einziger ein schweres Flugzeugunglück überlebt. Wir wissen nicht, wie sehr ihn das traumarisiert hat. Zugleich wollte er mit seinem Tod seinen Namen irgendwie reinwaschen. Das tat er - meine Spekulation - vorrangig der Familie wegen. Sie sollte sich sagen können, der Ehemann und Vater sei kein Verbrecher sondern ein Opfer gewesen.

Barschel war hochintelligent und krankhaft ehrgeizig. Er war es gewohnt, seine Ziele zu erreichen. Es ist ihm auch im letzten Akt gar nicht mal so schlecht gelungen, wenn man sich die Irrungen der StA Lübeck, die Diskussion hier oder in diversen Medien ansieht.


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Der Fall Uwe Barschel

06.12.2017 um 12:25
Zitat von OpLibelleOpLibelle schrieb:Was beibt da groß für einen Geheimdienst-Mord?
Verkehrsunfall, erhängen, erschießen, fehlgeschlagene autoerotische Praktik, Ausrutschen ...
Mit etwas Phantasie kann man da eine Menge an Todesarten konstruieren, die sich allesamt als Suizid oder Unfall tarnen lassen.
Zitat von OpLibelleOpLibelle schrieb:Wenn wir einmal annehmen, ein Geheimdienst habe den Mord begangen, dann war aber kaum ein anderer Ort oder eine andere Zeit möglich. Und wenn es wie ein Selbstmord aussehen sollte, dann war auch keine wesentlich andere Methode möglich.
Womit das hier schlicht falsch ist. Wenn hier z.B. auf den Mossad abgehoben wird, der hatte (und hat) dafür Spezialisten und auch das erforderliche know-how. So wie jeder andere Geheimdienst, der grundsätzlich Morde durchführt, eben auch.
Der Rückschluss, wenn es ein Mord war, dann nur so, ist jedenfalls unhaltbar.

Aber die These "Suizid" ist schlicht das nahe liegende, das grundsätzlich am ehesten zur Gesamtsituation passt. Mord ist sicher mit den im Internet verfügbaren Fakten nicht auszuschließen und sicher auch nicht völlig fern liegend - aber so ist das eben mit dem "Internetwissen". Es ist vor allem lückenhaft und für eine belastbare Beurteilung in aller Regel unzureichend.


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06.12.2017 um 16:23
Zitat von OpLibelleOpLibelle schrieb:Wenn wir einmal annehmen, ein Geheimdienst habe den Mord begangen, dann war aber kaum ein anderer Ort oder eine andere Zeit möglich. Und wenn es wie ein Selbstmord aussehen sollte, dann war auch keine wesentlich andere Methode möglich.
Zunächst einmal gibt es keinen belastbaren Anhaltspunkt dafür, wann genau Uwe Barschel zu einer potenziellen -wie auch immer gearteten-Gefahr für die angenommenen Agressoren geworden ist. Sprich, es ist garnicht klar, ab wann jemand Barschel bereits nach dem Leben getrachtet haben könnte. Natürlich, sein Ableben so kurz vor dem UA legt einen Zusammenhang damit nahe. Aber das kann genausogut Zufall gewesen sein. Die Frage dahinter lautet also, wie viel Vorlauf entsprechende Mordplanungen benötigt hätten. Wenn ein "Hit-team" binnen -sagen wir einfach- 24 Std. überall einsetzbar gewesen wäre, dann hätte man genausogut auf Gran Canaria oder sogar vorher zuschlagen können. Hätte der Vorlauf z.B. 3-7 Tage betragen, war schon Genf sehr knapp. Gesetzt den Fall, der Agressor hätte in Genf zugeschlagen, wurde allerdings sehr semiprofessionell gearbeitet. Eher untypisch, wenn man einen so komplizierten Suizid inszenieren will. Es wäre auch leichter gewesen, z.B. einen Suizid durch Strangulation vorzutäuschen oder ein Herzversagen/Infarkt zu provozieren.

Wie auch immer, ich bin persönlich absolut der Meinung, es könnte auch Mord gewesen sein. Wenn auch einer, dessen Durchführung so ziemlich in die Hose ging, wenn man das Endergebnis mal außen vor lässt. Betrachtet man jedoch mal ganz faktisch und neutral die vorhandenen Hinweise/Indizien, gibt es quasi nichts, was ein eindeutiges Zeichen FÜR ein Kapitaldelikt wäre. Das haben wir den viel zu oberflächlichen Ermittlungen, Pannen, Zeitschindereien usw. zu verdanken. Von daher wird es womöglich bei dem jetzigen Ergebnis bleiben. Und da ist eben nicht eindeutig genug. Insofern überwiegt derzeit der Suizidverdacht. So ist es nunmal.


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Der Fall Uwe Barschel

08.12.2017 um 15:07
Zitat von SlateratorSlaterator schrieb:Betrachtet man jedoch mal ganz faktisch und neutral die vorhandenen Hinweise/Indizien, gibt es quasi nichts, was ein eindeutiges Zeichen FÜR ein Kapitaldelikt wäre. Das haben wir den viel zu oberflächlichen Ermittlungen, Pannen, Zeitschindereien usw. zu verdanken.
Das möchte ich so nicht stehen lassen. Für das Fehlen von Indizien für einen Mord angebliche Oberflächlichkeiten und Zeitabläufe verantwortlich zu machen, ist argumentativ nicht überzeugend. a) Können diese Indizien fehlen, weil es eben kein Mord war und b) war es de lege artis, bei Suizidverdacht so zu verfahren, wie es die Strafverfolgungsbehörden in Genf und Lübeck getan haben. Warum hätten die Beamten in Genf das Whiskey-Fläschchen untersuchen sollen? Warum sollten sie sich Gedanken darüber machen, wie die Schuhe lagen? Nichts sprach aus ihrer Sicht gegen einen Suizid.

Es gibt in Deutschland jährlich rund 10.000 Suizide. Wenn ich alleine die Fälle nehme, bei denen Menschen auf Bahngleisen ums Leben kommen, dann ist nach drei Stunden die Strecke wieder frei. Würde man hier das volle Programm der Spurensicherung durchziehen, dann wäre der deutsche Zugverkehr fortlaufend lahmgelegt. Da - wie gesagt - als Suizid getarnte Morde sehr selten sind, verkämpfen sich die Ermittlungsbehörden hier nicht. Der Großteil nicht entdeckter Tötungen spielt sich wo ganz wo anders ab: In Pflegeheimen und Krankenhäusern, im familiären Nahbereich, getarnt als natürlicher Tod als Unfall. Selbst eine Obduktion - wie bei Barschel - ist nicht immer üblich, oftmals belässt man es bei einer (oberflächlichen) Leichenschau durch einen speziell ausgebildeten Polizisten oder Mediziner.

Barschel wurde zwei Mal obduziert, in Genf und in Hamburg. Es gab keine wesentliche Abweichung in den Erkenntnissen. Es war nicht feststellbar, in welcher Reihenfolge Barschel die Medikamente nahm (oder sie ihm eingeflößt wurden). Es wurde keine Gewalteinwirkung festgestellt.

Dass damit Mord nicht ausgeschlossen ist, ist eine Binsenweisheit. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass die CIA oder Fidel Castro John F. Kennedy ermorden ließen, es ist nicht ausgeschlossen, dass Außerirdische 1947 in den USA gelandet sind oder dass Donald Trump die Rache Putins an den USA ist...

Schönes Wochenende


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